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Full text: 50, 1931

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 50. Bd. Nr. 3. 
1. Das Material und seine Darstellung. 
Zur Bearbeitung der einzelnen Beispiele diente das Material des Preußischen Aeronautischen 
Observatoriums bei Lindenberg und die Wetterkarten der Deutschen Seewarte. 
Es sollte der zeitliche Verlauf der meteorologischen Elemente am Boden und in der freien Atmo 
sphäre untersucht werden. Dieser Verlauf ist eindeutig festgelegt, wenn für jeden beliebigen Zeitpunkt 
Beobachtungen aus allen Höhen vorliegen. Folgende drei Grundforderurigen müssen also erfüllt sein: 
1. Es müssen gleichzeitige Messungen aus allen Höhen vorliegen. 
Diese Forderung ist bei dem benutjten Material insofern mit genügender Annäherung erfüllt, als 
nach Möglichkeit nur die Abstiegswerte des Meteorogramms zur Zeichnung der Zustandskurven verwandt 
werden. Der Apparat durchläuft dabei die Höhenschicht, die für die vorliegende Untersuchung in Betracht 
kommt, in weniger als einer halben Stunde. Dieser Zeitraum ist nach Bjerknes die zulässige Höchstgrenze 
für Aufstiege, deren Registrierwerte als gleichzeitig angesehen werden dürfen 8 ). 
2. Weiterhin müssen die Beobachtungen in der Vertikalen bei jedem einzelnen Aufstieg 
kontinuierlich verteilt sein, d. h. für jede beliebige Höhe muß eine Beobachtung vorliegen. 
Diese Forderung ist durch die Registriermethode gewährleistet. 
3. Die zeitliche Aufeinanderfolge der Beobachtungen muß eine möglichst 
enge sein. Zu jedem Zeitpunkt müssen wir über den Zustand der Atmosphäre unterrichtet sein. Diese 
Forderung hält Bjerknes für genügend erfüllt, wenn zwischen zwei Aufstiegen kein größerer Zeitraum 
als sechs Stunden liegt 8 ). 
Bei den zu dieser Untersuchung benutjten Aufstiegen wird dem letztgenannten Grundsatz nur in 
geringem Grade Genüge geleistet. Bei den Beispielen aus der Zeit bis zum Jahre 1915 betrug der zeit 
liche Abstand der Aufstiege sechs bis acht Stunden. Von 1924 bis 1927 (wenn wir den Fall aus dem Jahre 
1930 nicht mitrechnen), ist im allgemeinen sogar nur ein Morgen- und ein Mittagsaufstieg vorhanden. 
Nach diesen grundsätzlichen Bemerkungen sei einiges über die Beobachtungen selbst gesagt. 
Die für die Fälle aus den Jahren 1911 bis 1915 verwandten aerologischen Beobachtungen 
bestanden in durchschnittlich drei Fesselaufstiegen am Tage, für die Fälle aus den Jahren 1924 bis 1930 
in durchschnittlich zwei Aufstiegen täglich. Die dabei erreichten Höhen genügten bei 69% aller Aufstiege, 
bei 31% blieben sie um mehr als 200 m unter der betrachteten Maximalhöhe. Für die Darstellungen 
wurden die Zustandskurven und Aufstiegsprotokolle verwertet. Da für die erste Gruppe (1911 bis 1915) 
die Zustandskurven nicht Vorlagen, wurden sie nach den in den Lindenberger Jahrbüchern 6 ) veröffent 
lichten Aufstiegen auf Adiabatenpapier gezeichnet. Um einander zeitlich dichter folgende Werte zu 
erhalten, als es nur bei Verwendung der Fesselaufstiege möglich war, wurde bei dem Nebel 
frostfall vom Februar 1927 versucht, außerdem noch sechs Registrierballonaufstiege heran 
zuziehen. Es zeigte sich jedoch, daß die Resultate der Fessel- und Registrierballonaufstiege unmittelbar 
nicht vergleichbar waren. Denn selbst wenn Auf- bzw. Abstieg eines Registrierballons mit dem eines 
gefesselten Flugkörpers zeitlich nahe zusammenfiel, fanden sich doch in gleichen Höhen unwahrscheinlich 
große Unterschiede in den Angaben der Temperatur und der Feuchte. Dies ist wohl auf die Methodik 
der Ballon-Sonde-Aufstiege zurückzuführen. 
Um die Entwicklung der aerologischen Verhältnisse übersichtlich zu erfassen, wurde der zeitliche 
Verlauf von Temperatur, Feuchte, Wind, Bewölkung und Niederschlag über Lindenberg bis zu einer 
Höhe von rund 2000 m über dem Meeresspiegel bildlich dargestellt. 
Zu dieser Isoplethendarstellung ist allgemein folgendes zu bemerken: Da die aerologischen Aufstiege 
nur Stichproben über den Gang der meteorologischen Elemente in der freien Atmosphäre geben, muß 
der Verlauf der Isolinien interpoliert werden. Zunächst ist daher der Einfluß der täglichen Konvektion 
zu berücksichtigen, derart, daß z. B. die Isothermen der potentiellen Temperatur bei ungestörtem Tem 
peraturverlauf um Mittag gegen den Erdboden konvex, am frühen Morgen aber konkav gewölbt sind. 
Sehr oft widerspräche nun eine solche Interpolation der allgemeinen Tendenz der Linien. In solchen
	        
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