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Full text: 50, 1931

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 50. Heft 2. 
liegt nahe. Für diese ist der Wind die schaffende Kraft, für die Entstehung der Insel aber die 
rhythmische Wasserbewegung mit Ebbe und Flut. Wie der Wind die Düne 
bildet, aufbaut und fortbewegt, so tritt in ähnlicher Weise das Wasser mit seinen aufbauenden 
und abbauenden Kräften in enger Verknüpfung mit den Lebenserscheinungen der Pflanzen und 
Tiere und deren oekologischen Leistungen in den Bildungsplan der Insellandschaft ein. 
Aber nicht allein das Gebiet der Grünen Insel steht im Zeichen dauernder Bewegung, Ver 
änderung und Umlagerung, sondern die gesamte Landschaft zeigt in immer neuen Formen den 
ständigen Wechsel von Gewinn und Verlust, von Aufbau und Zerstörung. Nichts vermag ein 
eindrucksvolleres Bild von diesem Geschehen zu geben wie ehemalige menschliche Wohnstätten, 
die heute vom Meer bedeckt werden. (Siehe Rungholt, Nordstrand, Halligen.) 
Im April 1931 wurden im näheren Gebiet der Grünen Insel westlich von Kating auf den 
Vorlandwatten in einer Entfernung von reichlich 200 Metern vom heutigen Deich Reste alter 
Siedlungen gefunden (Fig. 11), und zwar drei Brunnen, die aus Grassoden aufgebaut sind, ein 
Siel und die Reste einer Brücke. S1 ). 
Das Holz von Siel und Brücke (Eiche) hat die ursprüngliche Härte bis auf den heutigen 
Tag erhalten und zeigt in keiner Weise die geringste Fäulnis, ein erneuter Beweis für die trefflich 
konservierenden Eigenschaften des Schlickes und des Salzwassers. Das Holz steht noch voll 
ständig im ursprünglichen, gepflöckten Verband. Die Brunnen sind typische Sodenbrunnen, wie 
sie früher in den Warftkörper hincingebaut wurden. Der Grundriß ist kreisförmig, der eigentliche 
Brunnenring, die Wandung besteht aus Grassoden, die ebenfalls sehr gut die alte Vegetation 
erkennen lassen, da dieselbe infolge des Abschlusses vom Sauerstoff der Luft und durch den 
Salzgehalt des Bodens nicht verwesen konnte. 
Als besondere Kostbarkeiten bargen zwei von den gefundenen Brunnen einen wunderbar 
erhaltenen Terracotta-Krug, verschiedene rheinische Keramiken und als größte Ueberraschung 
eine hohe Vase, orientalischen (wahrscheinlich arabischen) Ursprungs. Die wissenschaftliche 
Untersuchung der Gefäße wird durch Archäologen vorgenommen werden, so daß dann mit 
einer Bestimmung des Alters der untergegangenen Siedlungen gerechnet werden kann. Sämtliche 
Ruinen liegen ungefähr 40—60 cm unterhalb der heutigen Wattoberfläche. Daß sie jetzt ans 
Tageslicht gekommen sind, ist lediglich dem parallel dem heutigen Deich verlaufenden Priel zu 
verdanken. Nur in seinem Bett sind die alten Kulturreste bisher sichtbar geworden. Da in den 
Archiven keine Aufzeichnungen vorliegen, die einen Schluß auf die historischen Verhältnisse 
in bezug auf Deichbau, Besiedlung und Untergang zulassen, müssen die heute vorhandenen 
Geländeverhältnisse zum Verständnis herangezogen werden. 
Der hinter der alten Sammelwarft Groß - Olversum plötzlich auf die Katinger Kirche zu 
zurückspringende Deich (Fig. 11) ist bislang der dunkelste Punkt in der Eiderstedter Bedeichungs 
geschichte. Die Gründe für die heutige Deichführung kennen wir nicht. Soviel nur kann ohne 
Gefahr angenommen werden, daß die unmittelbare Lage der Katinger Kirchwarft zum Seedeich 
keine ursprüngliche ist. Die Kirchwarft ist viel älter als der Deich. Dieser muß vor Jahr 
hunderten zurückverlegt worden sein, als das davorlicgende Land den Sturmfluten zum Opfer 
gefallen war. Die Lage der Katinger Kirche ist eine disharmonische Siedlungsform, denn der 
Bauer baut seine Kirche nicht unmittelbar an den Seedeich und damit in die größte Gefahren 
zone. Wenn auch heute noch nicht der Beweis von der Lage des früheren vernichteten Seedeiches 
erbracht ist, so deuten die Terrainverhältnisse, besonders die Deichrichtung bei Groß-Olversum 
vor dem Knick nach Norden (Fig. 11) und ebenfalls die scharfe Bucht von Spannbüllhorn nach 
Norden doch sehr darauf hin, daß der erste Deich ehemals Groß - Olversum mit der Gegend von 
Spannbüllhorn verbunden hat. Auf alle Fälle ist das Gebiet besiedelt gewesen, wie die Ruinen 
21 ) Vergl. Wohlenbcrg, „Ruinen im Wattenmeer", erscheint in Natur und Museum, Frankfurt a/M. 1932.
	        
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