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Dr. Erich Wohlenberg: Die Grüne Insel in der Eidermündung usw.
2) in einen morphologischen (Oberflächcn-Mikroplastik) und
3) in einen akustischen (das Wattgeräusch betreffend).
Alle drei Formen der Leistung erlangen ihre Bedeutung für die Landschaft erst als
Massenerscheinung. Zu ihrem Verständnis wurde die Untersuchung des Einzelfalles erforderlich
und damit die Arbeit im kleinen Kaum zur Voraussetzung.
3. Salicornia herbacea L. im Haushalt der Inselanwuchswatten.
Solange man von einer Literatur über die Watten sprechen kann, hat von den höheren
Pflanzen Salicornia herbacea L. (Queller genannt) infolge der Bedeutung für die Landbildung,
mit Kecht in ihr den ersten Platz eingenommen. Die folgenden Darlegungen sollen im Gegensatz
zu den bestehenden Arbeiten die dynamisch-genetische Bedeutung des Quellers inner
halb der einzelnen Entwicklungsstufen des betreffenden Standortes näher beleuchten, um dadurch
seinen Bauwert für die oekologisch jeweils verschiedenwertigen Umgebungen aufzuweisen. Der
Vorstoß von Salicornia ins Neuland ist immer gebunden an die Lage des zu besiedelnden
Gebietes zum M.H.W. (mittleres Hochwasser), an den Nährstoffgehalt des Substrates und
schließlich an die jeweils herrschenden exogenen Kräfte in dem betreffenden Gebiet. Denn die
ökologische Bedeutung der Pflanze reicht über Hemmung im Abbruch und Förde
rung im Anwuchs nicht hinaus. Sie ist immer nur modifizierend wirksam im Schutz
der größeren Kräfte der Wasser- und Bodendynamik. Die folgenden Darlegungen beschränken
sich auf die Inselanwachswatten. Es ist das Gebiet, wo der Queller zur höchsten Entfaltung
kommt, und dementsprechend seine größte Bedeutung liegt. Sein Vorkommen beschränkt sich
auf 20—30 cm unter M.H.W. einerseits und andererseits auf die Linie, die das Mittel aus allen
Spülsäumen der Monate März bis Oktober — d. i. die Hauptvegetationszeit des Quellers —
darstellt. Der Spülsaum ist diejenige Linie, die jedes Hochwasser durch angeschwemmte Treib
produkte wie z. B. Gräser, Tange, Holz, Schaum, Muschel- und Schneckenschalen usw. auf dem
Strande hinterläßt.
Zunächst seien zur Orientierung über die heute herrschenden Ansichten die Angaben
älterer und neuerer Autoren angeführt:
L. Reinke zitiert L. Meyn: „Die Qucllerpflanze fängt wie in einem Filtrum den
suspendierten Schlamminhalt in demselben auf, den sie zuerst in ihren Achseln sammelt, nachmals
durch Trocknen oder eigenen Verfall auf den Boden ausbreitet und so denselben unter sich
allmählich erhöht. Auf solche Weise ihren Standort erhöhend und festigend, schreitet
sie langsam gegen die Wassergrenze vor. Land bildend und gewinnend.“
Grüner zitiert Rath: „Sein Wurzelwerk befestigt den Boden und seine kandelaberartig
emporstehenden winzigen Zweige unterstützen die Anschlickung, die sich in ihnen verfängt.“
H. Walter bezieht sich auf die Arbeiten von Nitzschke und sagt vom Queller: „Er
treibt seine Wurzeln in den Boden, verästelt sich stark und bricht die Kraft des heran- und
abflutenden Wassers. Dadurch wird die Schlickablagerung um die Quellerpflanze
herum begünstigt, so daß sie bald auf eine Erhebung zu stehen
kommen.“
Sie vertreten im Wesentlichen die gleiche Ansicht, nämlich die inselartige Erhöhung des
Bodens unterhalb jeder einzelnen Pflanze.
(Fig. 3 ist nach der Schilderung Meyn’s gezeichnet.)
Stimmt diese Darstellung aber mit den tatsächlichen Vegetationsverhältnissen des Quellers
überein? Es sind beim Queller in bezug auf Standort und Leistung zwei grundsätzlich vonein
ander verschiedene Typen zu unterscheiden. Der isoliert vordringende Pioniertypus und
der Wiesen- oder Rasentypus, der im engen Verband mit oekologisch gleichwertigen