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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte.
Band 50. Heft 2.
üben, — es fehlt nur noch an speziellen Untersuchungen — so tritt für unsere Betrachtungen
vor allem der dynamische Zustand des Wassers in den Vordergrund. Er ist abhängig
einerseits von der durch Ebbe und Flut verursachten Strömung und andererseits von der
herrschenden, durch Windstärke und Dauer bedingte Wellenbewegung. Von weiterer Bedeutung
kann schließlich das Bodenrelief für die Intensität der Wasserbewegung werden.
Die im Wasser mechanisch suspendierten Bestandteile sind bei Sturmfluten von anderer
Zusammensetzung als bei ruhigem Wetter. Je größer die dynamische Kraft des
Wassers ist, desto größer und auch spezifisch schwerer können die
Einzelbestandteile und desto umfangreicher diese in ihrer Gesamt
heit sein. Einen Einblick in diese Zusammenhänge gewähren die gleich nach der Sturmflut
aufgesuchten Gebiete. So wurden zum Beispiel im Winter 1929/1930 Teile der Insel und des
Vorlandes mit einer bis 20 mm starken Sandschicht bedeckt, die zuweilen noch von beträcht
lichen Anhäufungen von Muschelschalen (Cardium edule, Mya arenaria, Mytilus edulis) über
deckt waren. Diese Sandschicht war außerordentlich einheitlich und zeigte eine ausgesprochene
Parallelrippelung. Der Juncus- und Festucarasen lag unter dieser neuen Ablagerung begraben
und kam erst wieder im März/April, und zwar zuerst in den Rippel - T ä 1 e r n , zum Vorschein.
Charakteristisch sind ferner für die Sturmflutablagerungen lokal begrenzte Schlickmassen,
die nicht die Struktur der Wasserbewegung (Rippein) tragen. Sturmfluten bringen infolge der
großen Tragkraft des Wassers grobe Sedimente (grobe Sande, Muschelschalen), bei ruhigem
Wetter dagegen vermag das Wasser nur die feinsten Bestandteile fortzubewegen. (Tone, orgati.
Detritus.) (Es sei bezüglich der Literatur über Sturmflut- und Gezeitenschichtung hingewiesen
auf: Forchhammer 1841, Trusheim, Senckenbergiana Bd. II. V2 1929, A. Schwarz, Sencken-
bergiana Bd. II Nr. 3 1929, Schütte, Entstehung der Seemarschen 1911 S. 6 und 20.)
3. Die chemische Beschaffenheit des Wassers.
Sie findet ihren Ausdruck vor allem im Salzgehalt des Wassers. Da aus der Eider-
mündung keine Untersuchungen vorliegen, habe ich im September 1930 eine fortlaufende Serie
von Wasserproben der Eider entnommen. Die Wasserproben wurden zweimal täglich zwischen
Tönning und der Grünen Insel jeweils bei Hoch- und Niedrigwasser geschöpft.
Die Geräte und Behältnisse für die Proben wurden mir in sehr fördernder Weise von der
Deutschen See warte in Hamburg zur Verfügung gestellt und in gleicher Weise das
meereskundliche Laboratorium der Seewarte, wo ich im Dezember 1930 mittels der Methode
der Chlortitrierung die Analyse des Wassers vornahm.
Das Kurvenbild auf Fig. 2 gibt die erhaltenen Werte graphisch wieder. Die linke Bezugs
gerade gibt den Salzgehalt in Promille an, die untere das Datum der Wasserentnahme.
Solche Messungen müßten in viel größerem Umfange als ich es tun konnte, täglich und
durch Jahre hindurch gemacht werden, wenn die besonders im Wattenmeer so komplizierten
Verhältnisse klar in Erscheinung treten sollen. Immerhin gewähren die nebenstehenden Salz
gehaltkurven, die auf Grund der Analysenwerte gezeichnet wurden, im Zusammenhang mit den
darüber gezeichneten Wasserständen derselben Zeit bereits einen ersten Einblick in die vor
handenen Beziehungen zwischen Salzgehalt, Wasser stand und den jeweils herrschen
den Winden. Die Kurven vom Salzgehalt bei Hoch- und Niedrigwasser vermitteln eindeutig
die Parallelität zwischen Wasserstand und Salzgehalt und auf Grund der folgenden Darlegungen
die indirekte Abhängigkeit des Salzgehaltes von den Winden.
Ablandige Winde bewirken eine Aussüßung durch vordringendes Oberwasser
der Eider (Minimum 3,71 °/°»), Seewinde dagegen eine Steigerung des Salzgehaltes
durch vermehrtes Einströmen von Meerwasser (Maximum 25,91 "/"»). Es wurde während der