8
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 50. Heft 2.
Das gilt im besonderen für die Eidermündung. Das Land hinter den Deichen nördlich und
südlich der Mündung ist reine Seemarsch und auch was heute vor den Deichen aufgebaut wird,
ist ohne die innerhalb der Wattenmeerzone im Meere stets vorhandenen, in erster Linie
mechanisch suspendierten Sinkstoffe nicht zu denken. Wie im folgenden gezeigt werden soll,
hat das Meer mit Ebbe und Flut der Landschaft durchaus das Gepräge gegeben.
So weit eine grundsätzliche Stellungnahme zu der Herkunft der Marschböden überhaupt
und zu dem Kräftehaushalt von Fluh und Meer in der Landschaft der Eidermündung.
2. Die Lage der Grünen Insel im Flußmündungsraum.
Nach diesen einleitenden Bemerkungen über die Lage des Gebietes im Großen und über
Ziel und Methode der Arbeit, wenden wir uns der Grünen Insel im engeren Sinn zu.
Die Insel liegt im letzten großen Mäander (vergl. Fig. I a — I c), der sich nach Norden,
dem Eiderstedter Ufer zu, öffnet, und bildet den Kern der innerhalb dieses Bogens liegenden
Katinger- und Olversumer Vorlandwatten. Diese gliedern sich wieder in Uferwatten und
Insel watten. Die Inselwatten, mit der Grünen Insel als Kerngebiet, werden gegen die Ufer
watten durch das sog. Hundeloch abgegrenzt, während im Süden und Südosten der Eiderstrom (hier
auch Purrenstrom genannt), die Grenze bildet. Die Bezeichnung „Hundeloch“ ist ein alter über
lieferter Name. An diesem Priel sollen sich früher viele Seehunde gesonnt und getummelt
haben. Gegen die Eider hin findet eine negative, gegen die Vorlandwatten eine positive
Grenzverschiebung der Insel statt. Bei Hohlebbe (Niedrigwasser) erscheint sie gegen
über dem um ungefähr zweieinhalb Meter gesunkenen Wasserspiegel der Eider wie auf einem
hohen Wattrücken gelegen, der nach der einen Seite zur Eider steil, nach der anderen zum
Hundeloch hin allmählich abfällt. (Der Tidenhub beträgt in der Eidermündung 2,65 m. Unter
Tidenhub versteht man die Differenz zwischen Hochwasser und Niedrigwasser.) Bei Hoch
wasser dagegen erstreckt sich eine einheitliche Wasserfläche vom Dithmarscher bis zum Eider
stedter Deich (5—6 km), und nur das grüne Plateau der Insel mit dem Vorland erhebt sich um
10—60 cm über die Wasserfläche.
Die Insel ist, mit Ausnahme der jüngsten Vergangenheit, von ihrer Entstehung an immer sich
selber überlassen gewesen und vermag uns deshalb ein wahres Bild ihrer vom Menschen
unbeeinflußt gebliebenen Entwicklung zu geben. Sie liegt etwa 3 km unterhalb der kleinen
Hafenstadt Tönning in der Mitte des Eiderästuars und ist dem Eiderstedter Ufer durch die Vor
landwatten stärker verbunden als dem südlich gelegenen Dithmarscher, von dem sie durch den
eigentlichen Eiderstrom getrennt wird (Fig. la—lc). In die Karten der deutschen Landesaufnahme
ist sie noch nicht mit aufgenommen. Als topographische Unterlagen mußten daher örtliche Ver
messungsarbeiten dienen, und zwar die Aufnahme des Katasteramtes Tönning aus dem Jahre
1908 und die für die Melioration der Insel angefertigte Karte des Domänen-, Rent- und Bau
amtes in Husum aus dem Jahre 1930.
Literatur über die Insel besteht außer einer mehr summarischen Aufzählung bei Müller
(Seite 393) und Jessen (Seite 224) keine.
Daß die Insel verhältnismäßig wenig Beachtung gefunden hat, beruht auf den Schwierig
keiten, die eine wirtschaftliche, rationelle Ausnutzung zu überwinden hat. Die Gründe hierfür
wiederum sind vor allem der topographischen Lage in der Landschaft zuzuschreiben. Von den
eigentlichen Vorlandwatten des Eiderstedter Ufers war sie bis vor ungefähr 2 Jahren durch einen
etwa 500 m breiten Priel getrennt, so daß sie zu Fuß nur bei niedrigstem Wasserstande zu
erreichen war. Ein weiterer Grund ist in ihrer geringen flächenhaften Ausdehnung zu suchen.
(45 ha.) Ferner wird sie bei Springfluten zum Teil, bei Sturmfluten aber vollständig überflutet,
worin für die wirtschaftliche Nutzung durch den Menschen immer ein Risiko liegt. Im
Herbst 1928 wurde zum zweitenmal der Damm durch den Priel fertiggestellt. (Der erste Damm