Kurt Schreiber: Analyse der Wetterlage vom 4. bis 8. Januar 1912.
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D. Wetterlage am 7. Januar 1912.
Zur Vervollständigung des Bildes der Vorgänge bis zum 7. Januar 8 h diene die Tabelle 14. Die
Temperatur- und Windverhältnisse geben in idealer Weise den Wärme- und Kälteeinbrudi von C wieder.
Gleichzeitig geht auch, vor allem beim Kälteinbruch, die entropische Beeinflussung deutlich hervor. Die
Kaltluft, die im ersten Stadium des endgültigen Durchbruches eine mittlere Temperatur von 6—7° unter
Null aufzuweisen hat, kommt in Süddeutschland nur noch mit Temperaturen von 2—4° unter Null an.
Mit einer mittleren Geschwindigkeit von 75 km/std breiten sich die Warmluftmassen von C über Mittel
deutschland vom 6. Januar 19 h bis 7. Januar 8 h aus. Gleichzeitig hat sich C t von Yarmouth nach der
Gegend von Prag, C 2 von Holyhead nach der von Cassel verlagert.
Die Frontalzone.
(Hierzu Abb. 1, Tafel 5.)
Besonders interessant bilden sich die beiden Fronten, WCI und KBIV, auf der Wetterkarte des
7. Januar 8 h (Karte 10, Tafel 1) ab. Während die Warmluftmassen durch frische W-Winde (30 bis
40 km/std), die Kaltluft durch mäßige NE bis E-Winde (10—25 km/std) charakterisiert sind, trennt
beide Fronten eine Zone von ca. 50 km Tiefe.
Durch die rasche östliche Bewegung von WCI und die langsame südliche von KBIV nähern sich
beide Fronten. In der Luftmasse zwischen ihnen sind zunächst noch zwei Kaltstaffeln von B 2 erkennbar.
Das Aufeinanderrücken von WCI (mittlere Geschwindigkeit ca. 75 km/std) und KBIV führt aber bis zum
7. Januar 8 h zu einer starken Deformation dieser Luftmasse, wie ein Vergleich beider Wetterkarten zeigt.
Es soll daher im folgenden näher auf die Geschichte und die Charakteristika dieser Zwischenschicht
vom 6. Januar 19 11 bis 7. Januar 8 U eingegangen werden.
1. Windfeld: (Karte 16, Tafel 2.)
a) Die Warmluft wird fast ausschließlich durch kräftige W-Strömung charakterisiert.
b) Die Frontalmasse zeichnet sich insbesondere durch schwache E-Strömung aus. Dresden
beobachtet Windstille.
c) Der K a 111 u f t ist in der Hauptsache eine frische NE-Strömung eigen.
2. Vertikale Mächtigkeit und Temperaturverteilung.
Wir vergleichen hierzu zunächst, um eine rohe Abschäbung zu bekommen:
(« = Temperaturgradient/100 m)
7. Januar 8 h
DD
a
N i. mm
Dauer von N
Brocken
-6.2
E 2
0.33
14.1
— : 46 n—n, .—ua mtg—n ztw.
Wasserleben
-2.9
SE 5
6.7
* n—16.5 h
Schneekoppe
-7.6
WSW 6
| 0.6
0.38
6.1
46 n-22\ _jjii p
Landeck
-0.8
—
—
— — —
Breslau
-3.1
E 2
2.6
46 n, 46 n—p
Aus diesen Beobachtungen ergibt sich zunächst roh aus den gegensätzlichen Winden, daß die Frontal
masse zwischen Brocken und Schneekoppe ihre obere Begrenzung findet. Der geringe Temperaturgradient
zwischen Brocken und Wasserleben besagt, daß Wasserleben in einer anderen Luftmasse steckt. Wasser