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Aus dem Ardiiv der Deutschen Seewarte. — 50. Bd. Nr. 4.
WCI hat bis zum 6. Januar 8 h die Linie Zentrum C Liverpool — Derby — Portmouth — Le Havre —
Paris — Clermont—Toulouse erreicht. WCII liegt offenbar gerade an der französischen Küste.
Bi und B 2 sind noch durch die fast stationäre Front OB (Danzig—Swinemünde—Rostock—Kiel) ver
bunden. OB trennt die kalten Ost- von den warmen Westwinden. Sowohl im Kalten als auch im Warmen
fließen neue Luftmassen nach. Wenn auch der Zufluß im Kalten mehr Masse heranschafft und damit für
Erhöhung der potentiellen Energie sorgt, können die kräftigen W-Winde immer noch den Energiegewinn
im Kalten kompensieren. Die quasi-stationäre Front bleibt als solche erhalten.
Durch einen in den frühen Morgenstunden des 6. Januar erreichten Energieüberschuß der Kaltluft
massen können diese ein wenig nach S vorstoßen. Ob nun allerdings in der Kaltluft auftretende
Beschleunigungen, eine merkliche Vergrößerung der Temperaturgegeusätje oder beide Faktoren den Vor
stoß bedingen, konnte mit dem vorhandenen Material nicht nachgewiesen werden, da vor allem Be
obachtungen aus der freien Atmosphäre fehlen.
Der Vorstoß der Kaltluftmassen nach S am Morgen des 6. Januar bildet sich in dem Verhalten der
Windrichtung der Küstenstationen, wobei der Wind von W auf E mit der Passage von OB umspringt,
besonders gut ab (vgl. S. 14).
Swinemünde:
Wustrow:
Kiel:
Keitum:
6. Januar 3—4 h W
4— 5 h E
6. Januar 1—2 h NW
2— 5 h C
5— 8 1 * N
8—9 h NE mit allmählicher Drehung auf E
6. Januar 5—6 h W
6— 7 h SE
7— 8 h E
6. Januar 1—2 h W
3— 4 h NNW
6—7 h NE
8— 9 h E
Inzwischen hat WBII ihren Aufgleitregen auch bei ihrer Ostverlagerung nach Polen und Rußland
heibehalten. WBIII dagegen drückt sich nur noch durch einen schwachen Sprung in Wind und Tempera
tur aus.
Die einzelnen Fronten, KBI, MKBI usw., die zwischen den Störungen B und C und südlich der Kalt
front OB gelegen sind, haben sich bis 14 k offenbar sehr wenig fortbewegt. Auf der Karte von 14 h (Karte 8,
Tafel 1) ist deren Wiederfinden schwierig. Das hat seinen Grund darin, daß einesteils die Einstrahlung
wirksam geworden ist und anderenteils als Folge der schwachen Bewegung eine allmähliche Auflösung der
Fronten eingesetjt hat. Geringer Niederschlag deutet schon darauf hin, daß die Fronten im Verschwinden
begriffen sind. Der Verlagerung nach E setjt außerdem das Hochdruckgebiet H 4 einen gewissen Wider
stand entgegen.
Die zu B gehörige Warmfront WBII kann aus Mangel an Registrierungen aus dem Osten durch
Isochronen nicht mehr belegt werden. Doch gestattet der noch vorhandene Windsprung von E auf S,
Temperatursprung bis zu 10° auf russischem Gebiet und der Aufgleitregen die Front auch noch am
6. Januar 14 h zu verfolgen. Dagegen ist der Verlauf von WBIII mehr oder weniger anfechtbar, da sie
in der Höhe des Zentrums offenbar mit der ersten verschmilzt und markante Diskontinuitäten in den
Witterungselementen, ausgenommen die Temperatur, nicht Vorkommen.
Der östliche Vormarsch von C hat inzwischen weitere Fortschritte gemacht und das Zentrum bis in
die Gegend von Dublin gebracht. Der Warmluftkörper hat sich bis zur Linie Paris—Dover—Holyhead