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Full text: 50, 1931

Kurt Schreiber: Analyse der Wetterlage vom 4. bis 8. Januar 1912. 
Kapitel I. 
Hauptfronten. 
A. Wetterlage am 4. Januar 1912. 
Ein Tiefdruckgebiet A (Karte 1, Tafel 1), dessen Zentrum weit in Rußland liegt, hat am 4. Januar 
8 h eine Böenfront KA auf der Linie Nischninowgorod — Kasan — Moskau — Pinsk — Warschau — 
Danzig — Karlsham — Jönköpping — Karlstatt — Särna entwickelt, hinter der sich noch einige weitere 
Kältestaffeln auf dem Vormarsche gegen Zentraleuropa befinden. Auf dieser Böenfront hat sich eine neue 
Zyklone Ai gebildet, die sich im Verlaufe des 4. Januar vertieft und mit westlichen bis nordwestlichen 
Winden vorgewärmte Polarluft über Deutschland ausbreitet (Kap. II). 
Eine zweite Depression B hat ihre Warmluftmassen bereits bis Helgoland — Hamburg — Kassel — 
Darmstadt — Besançon — Lyon vorgeschoben (WBIa). Diese Grenze wurde, da frontologisch bedeutungs 
los, nicht eingezeichnet. Auf der Nordsee war eine Verfolgung derselben mangels Schiffsbeobachtungen 
nicht möglich. Sie werden daher nicht weiter verfolgt. 
Die Betrachtung der vorhandenen Thermogramme und der nach Stundenwerten gezeichneten Tem 
peraturverläufe läßt erkennen, daß auf WBIa alsbald ein neuer Wärmeeinbruch WBI (Yarmouth — 
De Bilt — Aachen — Metz — Straßburg — Limoges) und dann ein weiterer WBII (Äußere Hebriden — 
Kap Malin — Belfast — Liverpool — Manchester — Vlissingen — Paris — Nantes) folgt. Front WBIa 
verschwindet ebenso wie WBI bereits im Laufe des 4. Januar. Dagegen gewinnen WBII und später WBIII, 
wobei die lettere erst am 4. Januar 19 h in Erscheinung tritt, immer mehr an Bedeutung. 
Mit WBII steht ein erheblicher Aufgleitniederschlag bis ungefähr zum Rhein in Verbindung, der 
auf „aktives“ Aufgleiten 5 ) zurückzuführen ist. 
Über Frankreich verläuft WBII zunächst in nordsüdlicher, dann in ostwestlicher Richtung. Das Be 
wegungsfeld der Luftmassen hinter dem ostwestlichen Teil ist so beschaffen, daß die Winde am Boden 
nahezu parallel zur Front wehen. Infolgedessen ist der von diesem Teil zurückgelegte Weg in der Zeit 
von 14 bis 19 1 * sehr kurz. Sicher aber hat die Front kurz nach 19 h Bordeaux und Toulouse passiert, da 
die Temperaturzunahme in Bordeaux nach 21 h und in Toulouse nach Mitternacht beendet ist. 
Die beiden mit WBII und WBIII bezeichneten Diskontinuitäten in den Witterungselementen sind 
durch die folgenden Merkmale charakterisiert: Windsprung von SW auf W, Temperai Ursprung — vor der 
Front 3—4° (WBIII 7—8°), dahinter 7—8° (WBIII 10°) —-, geschlossenes Regengebiet vor der Front. 
Diese Merkmale sprechen dafür, daß es sich noch um reine Warmfronten handelt. Sie erhalten sich auch 
als solche. 
Der Frontenverlauf ist, da Registrierungen der westeuropäischen Stationen nicht verwendet werden, 
nicht absolut eindeutig. Mit Hilfe stündlicher Beobachtungen von Säntis, Zürich, der holländischen 
Stationen und Parc de Saint Maur und dreistündigen der übrigen französischen Stationen konnte die 
Analyse durchgeführt werden. Da es sich in der Hauptsache aber um die Untersuchung der Wetterlage 
Mitteleuropas handelt, soll auf eine genauere Behandlung Westeuropas verzichtet werden. Auf folgende 
nicht mit dem Warmlufteinbruch direkt zusammenhängende Tatsache sei hingewiesen: 
Besonders bemerkenswert verhalten sich während des 4. Januar die Bergstationen Puy de Dome und 
Pic du Midi. In Tabelle 1 sind daher die Temperaturen (T), Wind (D), Rel. Feuchte (P), Bewölkung (N) 
und die berechneten Temperaturgradienten ^-^-/lOO m^ aufgeführt:
	        
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