K. H. Soltau: Höhenwindmessungen und sonstige meteorologische Beobachtungen zwischen Hamburg und dem La Piata
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kunstvoll verzweigtes Kanal- und Röhrensystem (z. T. nach dem Prinzip kommunizierender Röhren
von Berglehne zu Berglehne unter einem Tal hindurchgeleitet) den einzelnen Fruchtfeldern zu
geführt. In den höheren Lagen ab etwa 700 m kann infolge reichlicherer Niederschläge bei im
Mittel niedrigeren Temperaturen Ackerbau und Viehzucht ähnlich wie in gemäßigten Breiten be
trieben werden.
Südlich der Kanarischen Inseln änderte sich der Bewölkungscharakter auffallend. An Stelle
der mächtigen Cu - Ni - Wolken, die uns noch bis kurz vor Gran Canaria begleitet hatten, traten
flache Cuinuli, die meistens das Aussehen von niedrigen und flachen St - Cu hatten. Der Himmel
war fast immer von Mitternacht an bis zum Mittag zu a l 10 bis *‘ 1 « mit diesen niedrigen Wolken
bedeckt, deren mittlere Höhe 650 m betrug. Mittags setzte langsames Aufklaren ein. Abends
nach Sonnenuntergang bis kurz nach Mitternacht war es vorwiegend heiter bis wolkenlos. Neben
der reichlichen Bewölkung herrschte die für diesen Teil des Nordatlantik charakteristische Luft
trübung durch sehr feinen Staub saharischen Ursprungs. Die Dunst- und Staubtrübung begann
unter 25° N. Br. und nahm südwärts immer mehr zu. In der äquatorialen Regenzone war sie,
verstärkt durch Regendunst, am ausgeprägtesten. Dort wurde bei stundenlang anhaltendem
Regen die Sicht bis auf 3 sm herabgedrückt.
Aehnliche Sichtverhältnisse wurden auf der Heimreise angetroffen. Verglichen mit den bei
uns schon durch Dunst möglichen Sichttrübungen oder erst recht der Sichttrübung bei Nebel und
Staubregen erscheinen die bei dieser Reise auf dem freien Ozean angetroffenen Sichtverhältnisse
recht günstig. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, daß bei unserer Reise sowohl hin als auch
zurück unter der afrikanischen Küste reiner NE-Passat angetroffen wurde. Reiner NE-Passat
führt nun erfahrungsgemäß immer sichtigere Luft mit sich, als wenn der Wind eine stärkere
östliche Komponente aufweist, also mehr von Land her weht 3 ).
Unter 10 ° N. Br., also noch ganz im Bereich des NE-Passates, verdichteten sich die St - Cu
zu Ni, aus dem am 2. V. von 14 °° bis 14 30 feintropfiger Staubregen fiel. Bei sehr diesiger Luft
wurde es drückend schwül. Beim üblichen Aufklaren am Abend sah man in größerer Höhe
(schätzungsweise über 4000 m) A - Cu mit einer oberen Südströmung heraufziehen.
Unter 6° N. Br. ging der NE-Passat am Morgen des 3. V. in leichten NzW über, der nach
kurzer Windstille von schwachen östlichen bis südöstlichen Winden abgelöst wurde. Drohende
Cu-Ni schlossen sich mittags zu einer Ni-Decke zusammen. Bei 10 /* u Ni fiel von 13 20 — 16°° fast
ununterbrochen mäßiger Regen. Während des Regens herrschten sehr leichte Winde aus E bis S,
also fast quer zum Kurs des Schiffes. Man kann daher aus der Schiffsgeschwindigkeit und der
Zeitdauer des Regenfalles ohne weiteres auf die Nord - Süd - Erstreckung des Regengebietes
schließen. Bei einer Schiffsgeschwindigkeit von 14 snTStunde errechnet sich die Ausdehnung des
Regengebietes zu rund 35 sm = 65 km. Der Charakter des Regens entsprach durchaus dem unserer
Landregen. Elektrische Erscheinungen wurden nicht beobachtet; auch später auf der Heimreise
nicht in der gleichen Zone. Es traten nicht einmal stärkere Funkstörungen auf.
Der am 4. V. unter 1 ° N. Br. einsetzende SE-Passat zeichnete sich nach der diesigen Luft im
Bereich des NE-Passates und der Aequatorialregion durch schärfste Sichtigkeit aus. Im Bereich
des SE-Passats nahm aber die Zone zwischen 1 ° N. Br. und 14 ° S. Br., die wir vom Morgen des
4. V. bis zum frühen Morgen des 7. V. zwischen 30 ° und 35 ° W. Lge. durchliefen, eine Sonderstel
lung ein. Es zogen mit dem nur mäßigen Passat fortgesetzt Regenschauer langsam von SE herauf.
Beim Passieren der Schauer sank im Bereich ihres Niederschlagsgebietes jedesmal die Tempera
tur um 2 — 3 Celsiusgrade, um hinterher sofort wieder die frühere Höhe zu erreichen. Die Mäch
tigkeit der Cu - Ni betrug schätzungsweise von der Basis in 500 m bis zu 2,5—3 km mittlerer Gip
felhöhen. Die Lufttemperaturen erreichten in dieser „Schauerregion“ mit 26,5 — 27 ° C ihre höch
sten Werte während der Reise auf dem Ozean, während das Meeresoberflächenwasser Tempe
3 ) Segelhandbuch für den atlantischen Ozean. III. Aufl. Herausgegeben v. d. Deutschen Seewarte. S. 128 ff.