Skip to main content

Full text: 49, 1930/1931

4 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 49. Heft 1. 
verhältnismäßig ruhig. Nachts und am Vormittage des 24. herrschten frische SE-Winde (12 m/sec), 
die aber als ablandige Winde keinen bedeutenden Seegang entwickeln konnten. Mittags flaute 
es ab und um 17°° trat überraschend plötzlich hervorragende Sichtbesserung auf. Während es 
vorher leicht diesig gewesen war, senkte sich nachmittags der Dunsthorizont deutlich nach Westen. 
Gegen 17” verschwand der Dunst sehr plötzlich. Der Thermograph registrierte einen ruckartigen 
Temperaturanstieg um 2 Celsiusgrade und der Hygrograph sprang von 90 % (eine Messung mit 
dem Aßmann ergab 87 % ) auf 60 Vom Hochdruckgebiet abgleitende Luftmassen waren hier 
offenbar bis zur Meeresoberfläche herabgesunken. Später drehte der Wind leicht auf SW. In 
großen Höhen waren tags bereits mit SW-Winden Ci und Ci - St heraufgezogen. Nachmittags 
bildeten sich farbenprächtige Halos, das Herannahen eines Schlechtwettergebietes andeutend. 
Außerdem deutete lange atlantische Dünung auf weiter westlich herrschende Westwinde. 
Am Abend des 24. IV. näherten wir uns der spanischen Küste. Unter der Küste wurden 
süd-nördlich verlaufende Cu - Bänke beobachtet, die mit der von F rank 2 ) gegebenen Beschrei 
bung seiner dort am 2. XII. 1927 angetroffenen Bewölkungsverhältnisse übereinstimmten und die 
auch bei ähnlichen Windverhältnissen auftraten. 
Am Mittag des 25. IV. wurden in La Coruña die Anker gelichtet und die Reise mit Kurs 
auf Las Palmas (Kanarische Inseln) fortgesetzt. In der Nacht zum 25. IV. war an Stelle des 
Ci - St eine geschlossene A - St - Decke getreten, aus der gegen Mittag bei auffrischendem S-Wind 
Regen fiel. Gegen 14 Uhr frischte der Südwind weiter auf und erreichte 16—18 m/sec. Aus 
geschlossener Aufgleitbewölkung fiel mäßiger Regen. Es handelte sich um ein am 24. IV. unter 
57 0 N. Br. und 27 0 W. Länge gelegenes Sturmtief unter 730 mm, das einen Ausläufer südwärts 
entsandte. Dieser Ausläufer entwickelte sich zu einer Teildepression, die am 25. IV. westlich der 
spanischen Küste lag. — Mit dem Passieren von Cap Finisterre wurde die See grob. Nachmittags 
passierten wir die Rückseite der Depression mit rechtsdrehenden und vorübergehend abflauenden 
Winden. Während der folgenden zwei Tage befanden wir uns im Bereich maritimer Kaltluft, 
die sich bei böigen vorherrschend nordwestlichen Winden durch hervorragende Sicht und wech 
selnde Bewölkung (Cu - Ni) verbunden mit Regen- und Graupelschauern auszeichnete. Noch 
unter 39 “ N. Br., also etwa auf der Höhe von Lissabon, kam es zu einem kräftigen Graupel 
schauer. Die schnell südwärts strömenden Kaltluftmassen wurden an der Meeresoberfläche 
langsam erwärmt. Die Folge davon war ein schnelles Sinken der relativen Feuchtigkeit. An der 
Grenze zum Nordostpassat unter 30° N. Br. wurde der sehr niedrige Betrag von nur 51 % gemessen. 
Abgesehen von Landcinflüssen wurden ähnlich niedrige Beträge später während der Reise nicht 
mehr festgestellt. 
Am 28. IV. wurde Las Palmas angelaufen. Seit dem Morgen des 28. herrschte NE- 
Passat. Obwohl nur wenige Stunden Liegezeit vorgesehen waren, konnte doch dank der liebens 
würdigen Vermittlung von Herrn S i e f k e n, Woermann-Linie, eine mehrstündige Autofahrt durch 
den Nordwestteil von Gran Canaria gemacht werden, die reiche Eindrücke der landschaftlichen 
Schönheit der Insel wie der klimabedingten Wirtschaftsverhältnisse vermittelte. Auffallend war 
die Schrägstellung (von NE nach SW übergeneigt) aller dem Passat ausgesetzten Bäume, ver 
gleichbar der aus Norddeutschland bekannten W - E - Neigung aller den vorherrschenden West 
winden ausgesetzten Bäume. Bemerkenswert ist in den unteren Lagen der Insel der Gegensatz 
zwischen der ursprünglichen Vegetation in Anpassung an die gegebenen klimatischen Verhältnisse 
mit Winterregen und warmen, trockenen Sommern gegenüber den üppigen Kulturen (Bananen!) 
auf künstliche Bewässerung. Auf den durchlässigen und von „Barrancos“, tief eingeschnittenen 
und nur periodisch Wasser führenden Flüssen, zerschnittenen Böden sind Hornsträucher und 
Sukkulenten typische Vertreter der ursprünglichen Pflanzenwelt. In unmittelbarer Nachbarschaft 
findet man auf künstlich berieselten Feldern Bananen- und Fruchtplantagen. In umfangreichen 
Staubecken wird während der Regenzeit das Wasser gesammelt und von dort durch ein äußerst 
2 ) Frank, H.: Meteorologische Beobachtungen auf einer Studienreise nach Lissabon. Ann. d. Hydr. 1928. IV.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.