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Full text: 49, 1930/1931

Dr. Lohr: Flugzengaufstiege. — Hamburg, Oktober 1927 bis Juli 1928. 
XI 
Luftschraubenantrieb liefert den Strom, der dem Kreisel des Gyrorectors eine Umdrehungszahl 
von etwa 300 pro Sekunde erteilt. Zur erhöhten Sicherheit beim Wolkenflug ist außerdem noch 
ein von der Firma Pioneer hergestellter Wendezeiger auf dem Instrumentenbrett im Führersitz 
angebracht. Nach den Erfahrungen bei den Wetterflugstellen ist durch diese beiden Hilfs 
instrumente im Verein mit dem Staudruckmesser und dem Kompaß ein einwandfreies Geradeaus 
fliegen und auch ein Fliegen in Kurven innerhalb der geschlossenen Wolkenschichten ermöglicht. 
Die Dauer eines Höhenfluges beträgt durchschnittlich eine Stunde und zwar werden zur 
Erreichung von 5500 Metern, welche ungefähr die mittlere Höhe der Aufstiege darstellen, bei 
gutem Wetter 34 Minuten im Durchschnitt benötigt. Im Abstieg wird diese Schicht in 26 bis 27 
Minuten durchflogen. Es ist bereits auf Seite VII darauf hingewiesen, aus welchen Gründen auch 
der Abstieg langsam erfolgt. Der gleichmäßige Auf- und Abstieg kommt in den Kurven des 
in Bild 3 wiedergegebenen Diagramms gut zum Ausdruck. Bei Schlechtwetterlagen verlängert 
sich die Dauer eines Höhenaufstieges aber manchmal ganz erheblich, wenn beim Wolkenflug 
ohne Erdsicht eine größere Abtrift erfolgt und die dann meist vorhandene schlechte Sicht das 
Wiederauffinden des Heimathafens sehr erschwert. Weite Abtriften kommen verhältnismäßig 
nur selten vor: wenn nämlich die Strömungsverhältnisse der Höhe seit dem letzten Aufstieg 
sich unerwartet geändert haben und diese Änderung in der Wolkenformation nicht zum Aus 
druck kommt. Dieser Fall tritt zum Beispiel ein, wenn die untere geschlossene Wolkenschicht 
durch die mit dem Windsprung auitretende Inversion glatt abgeschnitten und der Raum 
darüber wolkenfrei ist. Wenn etwas Erdsicht vorhanden ist, so beschränkt sich bei den Höhen 
aufstiegen die Entfernung vom Flugplatz auf weniger als 10 Kilometer, um das Anschneiden 
andersgearteter Luftkörper zu vermeiden. Sind ringsum gleichartige Wolkenformationen vor 
handen, so ist es im allgemeinen ein konstanter Luftkörper, in dem man sich befindet, und es 
spielt dann die Entfernung vom Aufstiegsort keine so bedeutende Rolle mehr. In den meisten 
Fällen macht es keine zu große Schwierigkeit, verschiedengeartete Luftkörper aus den Dunst 
verhältnissen in ihnen und aus der Wolkenstruktur durch Augenbeobachtungen zu unterscheiden, 
besonders wenn man über die Wetterlage unterrichtet ist. 
4. Die Vereisung des Flugzeuges. 
Neben dem Versagen der Bordinstrumente ist beim Wolkenfluge die unangenehmste Gefahr 
die der Vereisung des Flugzeuges, da es dagegen kein Schutzmittel gibt, und da man ihr beim 
Wolkenfluge nicht aus dem Wege gehen kann. 
Über die verschiedenen Arten des Eisansatzes, die Struktur des angesetzten Eises, die 
Einwirkung der Vereisung auf die Flugeigenschaften des Flugzeuges und endlich über die 
Wetterlagen, die als besonders gefährlich für die Vereisung von Luftfahrzeugen angesehen 
werden müssen, ist in den letzten Jahren ein umfangreiches Beobachtungsmaterial gesammelt 
und in verschiedenen Abhandlungen veröffentlicht worden. Zur Vermeidung von Wieder 
holungen sei auf diese Ausführungen hingewiesen, die sich mit den bei der Wetterflugstelle Ham 
burg bisher gesammelten Beobachtungen und Erfahrungen decken 7 . 
1 K. Wegener, Met. Zeitschr., 1930, Heft 4. Noth, Das Wetter, 1926, S. 141. Hebner, Erfahrungsberichte d. 
dt. Flugwetterdienstes, I. Folge, Nr. 25. Kopp, ebenda, II. Folge, Nr. 1. Koppe, Zeitschr. für Flugtechn. u. Motor 
luftschiffahrt, 1929, Heft 14 u. 15. Noth, Arb. d. Pr. acron. Observ., Bd. XVI, 1930. G. Steiner, Met. Zeitschr., 
1930, Heft 9.
	        
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