Dr. Lohr: Fhigzeugaufstiege. — Hamburg, Oktober 1927 bis Juli 1928
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2. Methodik der Aufstiege.
Als Registrierinstrumente finden bei den Hamburger Flugzeugaufstiegen Drachen-Meteoro
graphen, System Marvin, und Bosch-Instrumente Verwendung. Bei den meisten Aufstiegen
wurden bisher beide Arten von Registrierinstrumenten gleichzeitig mitgeführt. Die Vergleichs
messungen haben sehr gute Übereinstimmung gezeigt. Zwei Jahre lang wurden außerdem
Versuche mit Marvin-Instrumenten gemacht, in denen neben dem Bourdon-Rohr auch ein
Bimetallthermometer eingebaut war; die parallelen Kurven beider Thermometerkörper auf der
gemeinsamen Uhrtrommel ermöglichen einen übersichtlichen Vergleich ihrer Wirkungsweise.
Das Bimetallblatt hinkt nicht so nach wie das Bourdon-Rohr. Die Bimetallthermometer
besitzen in den verwendeten Instrumenten die Ringform koachsial mit dem Durchzugsrohr
des Instrumentes angeordnet, so daß der Luftstrom in Richtung des geringsten Widerstandes
durchstreichen kann unter Ausschaltung von Druckeinwirkung. Uber die Trägheit von Bimetall
thermometern in Abhängigkeit von der Luftdichte sind bei der Wetterflugstelle Hamburg
umfangreiche Versuche durch Ausführung von Stufenflügen angestellt worden, die von Q. Klanke,
dem dieses Thema als Doktorarbeit gestellt war, in allernächster Zeit veröffentlicht werden.
Sehr viel Pflege und dauernde Überwachung erfordert das in den Registrierinstrumenten
eingebaute Hygrometer zur Messung der relativen Feuchtigkeit. An Stelle des sonst üblichen
Haarbündels kamen nur vier Haare in dem Meteorographen zur Verwendung, die in der Längs
richtung des Ventilationsrohres harfenförmig ausgespannt sind.. Bei Verwendung eines Haar
bündels zeigt sich eine bedeutend größere Trägheit sowohl im Abtrocknen als auch in der
Befeuchtung der Haare. Ist so ein Haarbüschel mit einer Wasserhaut umgeben, so dauert es
geraume Zeit, bis der Feuchtestrom auch aus dem Innern des Bündels herausgezogen ist. Ganz
besonders macht sich das natürlich bei niedrigen Temperaturen mit Vereisung bemerkbar. Die
Befürchtung, daß die einzelnen Haare der harfenartigen Anordnung im Hygrometer des
Meteorographen beim Rollen des Flugzeuges vor dem Start und nach der Landung infolge der
auftretenden Stöße beschädigt werden, hat sich nach den vom Verfasser gesammelten Erfah
rungen als grundlos erwiesen. Die Fesselung des Registrierapparates in der Aufhänge
vorrichtung darf eben nicht zu hart sein, das heißt, die Amplitude darf nicht zu klein sein.
Trotz aller Vorsicht läßt sich aber nicht vermeiden, daß das Hygrometer bei tiefen Tempe
raturen und zunehmender Feuchtigkeit erheblich nachhinkt. An einzelnen Instrumenten zeigten
sich Druckeinwirkungen auf das Hygrometer durch das Aufprallen des Luftstromes auf die
Aufhängevorrichtung der Haare im Moment des Starts, die sich störend beim Einzeichnen der
Basislinie für die Auswertung bemerkbar machten. Durch Einbau einer kleinen Blende an der
dem Windstrom zugewandten Seite der Haarbefestigung wurde diesem Übelstande abgeholfen.
Für die Aneroiddosen neuer Instrumente erweist es sich als vorteilhaft, dieselben unter der
Luftdruckpumpe zu massieren, um noch vorhandene Reibungseinflüsse möglichst auszuschalten.
Der Kürze halber sei in bezug auf die bei den Druckregistrierungen auftretenden Fehler durch
den in der Umgebung des Registrierinstrumentes entstehenden Überdruck, in bezug auf eine
möglichst störungsfreie Aufhängung des Instrumentes sowie in bezug auf die Beseitigung der im
Registrierinstrument auftretenden Schwingungen auf die grundlegenden Abhandlungen von
Wigand und Wienecke 3 verwiesen.
3 A. Wigand u. A. Wienecke. Methodik aerophys. Flüge. Beiträge zur Physik d. fr. Atm., Bd. IX, S. 137 u. 167.