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Aus dem Archiv der Deutschen See warte. — 49. Bd. Nr. 9
Harz —. Ein besonderer Vorteil dieses Beispiels ist die genaue Kenntnis der Vorgänge nach Ort und Zeit,
die dank der von Piloten mitgeteilten Beobachtungen auf den in Frage kommenden Strecken erlangt wurde.
Der 14 Uhr-Termin erschien zur Darstellung der "Wetterlage am geeignetesten, da die Mehrzahl der Flug
zeugbeobachtungen während der Stunden 12 bis 16 Uhr angestellt wurde. Ein Hochdrudegebiet über Nord-
europa gibt der Wetterlage das Gepräge. In ganz Deutschland herrscht wolkenloses Wetter bei mäßiger
Ost- bis Nordostströmung. Diese verursacht, auf den Nordrand des Harzes auftreffend, ein Staunebelge
biet, das sich in der 14 Uhr-Termin-Karte als gehobene Nebeldecke in der Bewölkung von Braunschweig
und Hannover erkennen läßt. Dabei ist aber zu bemerken, daß Hannover bis 13 Uhr vollkommen wolken
los war.
Der um 11 Uhr von Hannover nach Schkeuditz startende Pilot Schneehage macht folgende
Streckenbeobachtungen:
11,00—11,30 Uhr Hannover—Braunschweig wolkenlos
11.30— 12,30 Uhr Braunschweig—Hettstedt bedeckt
12.30— 13,00 Uhr Hettstedt—Schkeuditz wolkenlos.
Die Maschine trifft also auf dem mittleren Stredcenteil vor dem Harz eine geschlossene Wolkendecke an, die,
teils aufliegend, bis zu 600 m Höhe hinaufreicht. In richtiger Erkenntnis der Lage entschließt sich der Pilot,
die Wolkendecke zu überfliegen, da Schkeuditz heiteres Wetter und hohe Bewölkung gemeldet hat. Der
Wetterzettel für den Flug Hannover—Schkeuditz stimmte mit den Beobachtungen recht gut überein:
Station
Zeit
Wetter
Sicht Wolken
Wind km
Hannover
10,00 Uhr
wolkenlos 4-
—10 km
E 10
Braunschweig
10,00 Uhr
dünner Nebel
1 km hohe W.,
6ho
S 7
Vienenburg
09,50 Uhr
bedeckt
1 km 300 m,
I O/ I O
E 10
Brocken
08,00 Uhr
heiter
20 km 100 m,
1/10
E 32
Hettstedt
10,00 Uhr
bedeckt
1 km 300 m,
10/IO
NE 10
Schkeuditz
10,30 Uhr
heiter
1,8 km hohe W-,
4/10
NNE 7
Pilot
200 m
500 m
1000 m 1500
m
2000 m
Hannover
09,00 Uhr
ESE 25
E 3 6
E 32 ENE
28
ENE 32
Pilot
O
O
3
O
O
3
900 m
Schkeuditz
08,00 Uhr
NE 7
ENE 10
E 18
Wahrscheinlich hatte sich während der kühlen Strahlungsnacht ein Staunebelgebiet vor dem Harz ge
bildet. Dieses Nebelgebiet war nun im Laufe des Vormittags im Begriff, sich zu heben und verursachte luv-
seits des Harzes eine tiefe geschlossene Wolkendecke, die sich nach dem Bericht des Flugzeugführers um
T2 Uhr noch am Orte ihrer Entstehung befand, beiderseits genau begrenzt durch den Südost- und Nordwest
hang des Harzes. Die mutmaßliche Ausdehnung des Nebelgebietes zu dieser Zeit ist in der Karte angedeu
tet, wobei die Grenze nach Norden etwas unsicher ist. Nachdem sich der Nebel vom Boden gelöst hatte, be
gann eine Fortbewegung desselben, nunmehr aber als geschlossene Wolkendecke, die in Richtung des Win
des zog.
Dementsprechend berichtete der Flugzeugführer der Gegenmaschine, Pilot Rutschow, der 13,30 Uhr
von Schkeuditz nach Hannover startete:
13.30— 14,30 Uhr Schkeuditz—Halberstadt wolkenlos
14.30— 15,30 Uhr Halberstadt—Hannover bedeckt.
In der Tat hatte um 14,30 Uhr die geschlossene Wolkendecke, von Osten kommend, Hannover erreicht.
Daraus ließ sich eine Zuggeschwindigkeit von rund 20 km pro Stunde errechnen, also eine Geschwindigkeit,
die hinter der allgemeinen Höhenströmung etwas zurückblieb (s. Pilot Hannover und Brocken).
Fast zu derselben Zeit, gegen 15 Uhr, landeten die Maschinen der Strecken Amsterdam—Hannover,
Flugzeugführer Polte, und Kassel—Hannover, Flugzeugführer Friedrich. Im Süden wurde die