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Full text: 49, 1930/1931

6. Baumann: Strömungseinfluß des mitteldeutschen Gebirgsrandes und seine Bedeutung für die Flugmeteorologie dieses Gebietes 33 
1. „H a r z 1 u v“ 
(s. Karte 11). 
Die Druckverteilung der Wetterlage vom 26. Juli 1929 ergab über Nord- und Mitteldeutschland eine 
nordwestliche bis nördliche Luftströmung. An den Bergstationen betrug die Windstärke im Mittel 4—5 
msk. Auffallend in der Wetterlage sind die von der allgemeinen Strömung abweichenden Winde des 
Harzvorlandes. Die Luvstationen Vienenburg, Halberstadt und Quedlinburg haben Südwestwinde, wäh 
rend zu beiden Seiten des Gebirges, in Seesen und Halberstadt, die Strömung ungestört bleibt. Die rückläu 
fige Bewegung am Boden erstreckt sich über ein großes Gebiet, wie aus den Winden von Braunschweig, 
Helmstedt und Magdeburg hervorgeht. In Helmstedt, sowie am Nordrande des Harzes, ist die Südkompo 
nente besonders ausgeprägt; es scheint demnach ein rein lokaler Gebirgseinfluß die Ursache dieser Ablen 
kung zu sein. Der Verlauf der Isobaren ist typisch für die Strömungsbecinflussung am Gebirge. Ähnlich 
den von T r a b e r t 8 ) beschriebenen Keilen hohen Druckes an der Alpenkette findet sich vor dem Mittel- 
gebirgsrand eine Hochdruckzunge, deren Achse etwa durch die Linie Dortmund—Cassel—Erfurt—Dresden 
wiedergegeben wird. Die Entstehung diesesDruck-Maximums ist thermisch zu 
erklären, als Folge der in dem zum Auf steigen gezwungenen Luftstrom ein- 
tretenden Abkühlung (s. obige Arbeit). Auch der Witterungszustand innerhalb dieses Hochdruck 
keiles gibt einen Anhalt für dessen lokale Bedingtheit: meist bedeckter Himmel, tiefe Wolken und Rcgen- 
fälle. 
Die lokale Druckerhöhung der Luvseite überlagert sich dem allgemeinen Gefälle und ist verantwortlich 
für die lokalen Windsysteme. Wahrscheinlich wird es so sein, daß jeder einzelne Höhenzug (auch kleinere) 
sein eigenes Druckfeld erzeugt, wobei dem Harz wegen seines nach Norden steil abfallenden Geländes be 
sondere Bedeutung beizumessen ist. Die Gesamtheit dieser lokalen Druckänderungen ergibt im Mittel die 
Druckverteilung der Wetterlage vom 26. Juli 1929 mit einem etwas südwärts verschobenen, dem Gebirgs- 
rand parallelen Hochdruckkeil. Auf diese Weise ließe sich der stationäre Luvwirbel am Harz erklären. 
Strömungsmeteorologisch müßte diese Wirbelbewegung durch eine dem Hang nahegelegene Divergenz 
linie und eine nordwärts verschobene, im Flachland auftretende Konvergenzlinie gekennzeichnet sein. Beide 
lassen sich aus den Winden leicht konstruieren. Wahrscheinlich ist der schwache Westwind Goslars mit der 
Nähe der Divergenz begründet — Auskunft Goslar: Schwache umlaufende Winde —, denn Goslar liegt 
unmittelbar am Hang. Die entsprechende Konvergenz des Vorlandes geht aus den Winden ohne weiteres 
hervor. Auch Braunschweig meldet wechselnde Winde zwischen Südwest und Westnordwest, was offenbar 
ein Zeichen dafür ist, daß die Konvergenz gerade durch Braunschweig führt. G e o r g i i s Versuche am 
Taunusgelände ergaben für Luvwirbelbildungen als günstigste Geschwindigkeit 2—10 msk. In vorliegen 
dem Falle meldet der Brocken 3 msk, eine Windgeschwindigkeit, die dem Optimum wohl ziemlich nahe 
kommt. Die stärkere Bewölkung der Luvstationen gegenüber der weit geringeren von Hannover, Hildes 
heim, Braunschweig und Halberstadt deutet ebenfalls auf aufsteigende Luftbewegung hin; leider konnten 
von den meisten Stationen außer Wind und Bewölkungsgrad keine näheren Angaben erhalten werden. 
Was in diesem Zusammenhänge am meisten interessiert, ist die Ausdehnung dieses Wirbels. Auch in 
diesem Beispiel hebt sich die Aller-Linie als nördliche Begrenzung des Gebirgs- 
einflusses hervor. 
Die Ausbuchtung der Isobaren im Flachland, die einem flachen Tiefausläufer gleichkommt, ist wahr 
scheinlich rein thermisch bedingt durch Bodenerwärmung infolge der Sonneneinstrahlung (s. Temperatur und 
Bewölkung) im Gegensatz zu dem aus dynamischen Vorgängen thermisch erzeugten Überdruck am Gebirgs- 
rand. Ein solcher Tiefausläufer kann natürlich die Luvwirbelbildung bis zu einem gewissen Grade fördern. 
2. Stau am Harz 
(s. Karte 12). 
Im Anschluß hieran soll eine „Staulage" vom 20. Februar 1929 beschrieben werden, die sich einwand 
frei auf Strömungsvorgänge zurückführen läßt — in diesem Falle Nordost- bis Ostwinde gegen den
	        
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