Dr. Fritz Wagner: Untersuchungen über den Geländeei nflnß auf die Windbeobacht. usw.
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eine solche Untersuchung ein gewisser Maximalwert über die Veränderung der Strömung erhalten
werden kann.
Im folgenden soll ein Versuch beschrieben werden, durch den mit einem Minimum an Meßgeräten
eine Beurteilung der bodennahen Strömung um ein langgestrecktes Hindernis erhalten wurde. Bei
diesem Versuch war als Strömungshindernis der H o c h d a m in gewählt,der zu der Hochbrücke über den
Kaise r-W i I h e I m-K anal bei Burg in Dithm. führt. Der Damm und die Brücke verlaufen im
W esten in einer SWzS—NEzN-Riehtung, die mit einer leichten Krümmung; im Osten in eine SE—
NW-Riehtung übergeht. Der Hochdamni erreicht eine Höhe von 35 m über dem vollständig flachen
Moorgebiet, sein Böschungswinkel beträgt im Mittel 35“, er hat oben eine Breite von rund 10 m. Die
Winde zwischen SSE und SW und zwischen NE und NNW treffen senkrecht auf einen Teil des
Dammes, so daß bei diesen Winden das zweidimensionale Stromfeld untersucht werden kann. Die
Untersuchungsverhältnisse liegen an diesem Eisenbahndamm einfacher und klarer als an der Kuri-
schen Nehrung bei Rossitten, an der systematisch Stromfelduntersuchungen von dem Forschungsinsti
tut der Rhön-Rossitten-Gesellsehaft 8 ) gemacht werden. Besonders hervorzuheben ist die einfachere
Gestalt des Eisenbahuclammes im Vergleich zu einem natürlichen Hindernis und die gleiche Bodenbe
schaffenheit in dem Anströmungsgelände und an dem Hindernis in bezug auf Rauhigkeit und thermi
sches Verhalten. Außerdem besteht noch darin ein wesentlicher Vorteil, daß in der Höhe der Damm
oberkante auf der Brücke Messungen angestellt werden können, wodurch die vertikale Geschwindig-
keitsverteilung in dem ungestörten Teil des Untersuchungsgebietes fortlaufend verfolgt werden kann.
Somit kann der Damm und die H o c h b t ü ck e als ein ideales Untersuchungs
feld für S t r ö m u n g s f o r s c h u n g angesehen werden.
Im Juni 1928 konnten einige Meßreihen an dem Damm durchgeführt werden, nachdem von der
Eisenbahnverwaltung die Genehmigung dazu erwirkt war. wofür ihr an dieser Stelle mein bester Dank
ausgesprochen werden soll. Zur Unterstützung bet den Messungen bin ich den Meteorologen Dr.
Wörner und Dr. Schnell von der Deutschen Seewarte und den Studenten Prager. Kiesling und
Bücking zu großem Danke verpflichtet. Als Meßinstrumente standen mir als Leihgaben der See
warte und des Geophysikalischen Instituts der Universität Leipzig vier Handanemometer ' von Fuess
zur Verfügung. Mit diesen vier Instrumenten wurde so gearbeitet, daß ständig an der Luvkante
des Dammes in 1.60 m Höhe eine Bezugsmessung angestellt wurde, während an einer anderen Stelle
des Dammes die vertikale Geschwindigkeitsverteilung in den Höhen 0.40, 1.60 und 5.75 m gemessen
wurde.
Alle vier Anemometer wurden gleichzeitig alle 15 Sekunden abgelesen, die Dauer der einzelnen
Meßreihen betrug 15 oder 50 Minuten. An folgenden Meßpunkten wurde die vertikale Geschwinclig-
keitsverteilung bestimmt: Auf der freien Wiese 75 m vor dem Dammfuß, auf der Hangmitte, auf cler
oberen Luvkante, auf cler oberen Dammfläche. auf der oberen Leekante. Ferner wurde noch eine
Messung auf und unter der Hochbrücke angestellt, um die vertikale Wind Verteilung in dem gleichen
Gelände aber ohne Bodenerhebung zu erhalten. Die Anordnung und die Ergebnisse der Messungen
sind aus cler Anliangtabelle zu entnehmen. Seite 54 und 35.
Zunächst wurde der Mittelwert der Geschwindigkeit während einer Mefireihe für die betreffen
den Höhen errechnet. Dann wurden aus den einzelnen Meßreihen kleinere Zeitabschnitte herausge-
nommen, während denen die Windgeschwindigkeit gleichbleibend von ihrem mittleren Wert etwas
abwich. Auch die Gruppenmitte] aus diesen kleineren Zeitabschnitten von 2% bis 10 Minuten Dauer
geben schon eine brauchbare Darstellung cler Geschwindigkeitsverteilung. Auf diese Weise wurde es
ermöglicht, schon durch wenige Messungen für verschiedene Anströmungsstärken die vertikale Ge
schwind igkeitsverteilung zu bekommen; die Ausschnitte aus den verschiedenen Meßreihen wurden
d a n n zu einer Stromfelddarstellung zusammengefaßt, wenn an dem Bezugsanemometer für die be
treffenden Zeiten immer die gleiche Geschwindigkeit festgestellt worden war.
Ein Vergleich cler vertikalen Geschwindigkeitsverteilung bei verschiedenen Geschwindigkeiten an
einer Meßstelle zeigte, daß sie einfach proportional mit cler Geschwindigkeit innerhalb cler Fehler
grenzen war. Dadurch konnten die Messungen auf gleiche Geschwindigkeit des Bezugsanemometers
für besondere StromfeldclarStellungen reduziert werden. Die Proportionalität mit der Geschwindig
keit zeigten aber nur die Messungen auf der Luvseite des Dammes und nicht auch auf der Leeseite.