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ür. Fritz Wagner: Untersuchungen über den Geländeeinfluß auf die Windbeobacht, usw.
Dritter Teil.
Vergleich der Windregistrierungen in Hamburg.
Die Frage, wie stark der Einfluß einer Stadt auf die Windbeobachtungen sei, erschien von solcher
Wichtigkeit, daß sie unabhängig von der Schätzungsgenauigkeit der Windbeobachtungen weiter un
tersucht wurde. Für eine solche Untersuchung war es recht günstig, daß im Hamburger Stadtgebiet
seit 1928 drei Windmeßstellen in Betrieb sind, die alle mit dem Böenschreiber nach Steffens-Heckle
ausgerüstet sind. Die erste Meßstelle befindet sich auf dem Westturm der Deutschen Seewarte, die
zweite auf der Flugzeughalle A in Fuhlsbüttel und die dritte auf der W erkstattbaracke der Meteorolo
gischen Versuchsanstalt in Grofiborstel. Grofiborstel und Fuhlsbüttel sind ea. 7 bzw. 10 km von der
Seewarte entfernt. Die Höhe der Meßstelle ist leider bei allen Stationen ungleich. Bei der See warte
ist die wirksame Höhe außerdem noch wesentlich für die einzelnen Anströmungsrichtungen ver
schieden; sie beträgt dort für die Süd- bis Südwestwinde ea. 55 m über dem Elbspiegel, für die ande
ren Richtungen ist sie wegen der Bebauung des höheren Geländes nur ungefähr halb so groß. Bei
östlichen Winden liegt das Anemometer bisweilen im Bereich der Leeströmungen des Gebäudes. In
Fuhlsbüttel befindet sieh die Meßstelle 15 m über dem Boden, jedoch machen sich bei den nord-
nordwestlichen Winden ebenfalls Leewirkungen der 10,6 m hohen Flugzeughalle bemerkbar. In
Großborstel ist das Anemometer ca. 10 m über dem Boden und in keiner Richtung besonders ge
stört.
Um den Vergleich der Winclregistrierungen durchzuführen, wurden für 4 Stunden am Tag die
mittleren Windrichtungen (32teilige Skala) und die Richtungsextreme, die mittlere Windstärke nach
Beaufort und die Extreme der Windgeschwindigkeit in Metersekunden für die Zeit von Februar 1928
bis Juni 1929 ausgezogen. Aus arbeitstechnischen Gründen mußten wegen des ungleichartigen Strei
fenwechsels die Termine 12-13, 18-19, 24-01 und 06-07 gewählt werden.
Ausgewertet wurden zunächst nur die mittleren Windrichtungen und die mittleren Windstärken,
indem dielläufigkeitsverteilungeu der Winde für die drei Stationen von Februar 1928 bis Dezember
1928 einschließlich bestimmt wurden. Dabei zeigte es sich, daß clie Uebereinstimmung der Häufig
keiten der verschiedenen Windrichtungen zwischen Fuhlsbüttel und Großborstel recht gut war, daß
aber gegenüber der Seewarte sehr große Abweichungen auftraten (Tafel 8). Um festzustellen, wie
clie Abweichungen zustande kommen, wurden die Differenzen für jeden Tag und jeden Termin von
der mittleren Windrichtung und der mittleren W indstärke gebildet und zwar für die Seewarte gegen
Großborstel und Fuhlsbüttel und für Großborstel gegen Fuhlsbüttel. Die Häufigkeit der Windrich
tungsabweichungen in Strichen der 32teiligen Skala sind für jeden Monat und den ganzen Zeitraum
auf der Tafel 7 dargestellt. Während bei den Häufigkeitskurven der Abweichungen zwischen Groß
borstel und Fuhlsbüttel eine dominierende Gleichartigkeit über den ganzen Zeitraum gewahrt bleibt,
zeigen clie Abweichungen der Seewarte sowohl gegen Großborstel als auch gegen Fuhlsbüttel ein
wesentlich anderes Bild. Wohl bleibt der Charakter der Häufigkeitskui ven fast überall erhalten,
aber die Häufigkeitskurven als solche haben eine gewisse Verschiebung erfahren, clie besonders nach
dem Umhau der Seewartenmeßstelle im März 1929 als eine sprunghafte Verrückung cler Kurven in
Erscheinung tritt.
Als Grund cler Verschiebung wurde eine Instrumentenstörung in der Seewartenaufstellung fest
gestellt, clie darin bestand, daß die Verbindung zwischen der Windrichtungsfahne und cler Regi-
striervorrichtung unter gewissen Umständen eine Verdrehung gegeneinander zuließ. Die Verdrehung
cler Windfahne muß aber nur gelegentlich (z. B. bei starker Böigkeit des Windes) erfolgt sein, denn
innerhalb von längeren Zeiträumen zeigen clie Häufigkeitsverteilungen Formen, die denen cler ent
sprechenden Häufigkeitsverteilung cler Abweichung zwischen Großborstel und Fuhlsbüttel durchaus
ähneln. Deshalb konnte cler Versuch gemacht werden, clie W indrichtungsregistrierung cler Seewarte