Dr. Fritz Wagner: Untersuchungen über den Geländeeinfluß auf die Windbeobacht, usvv.
21
doch scheinen sich hei Husum-Stadt viele störende Einflüsse geltend zu machen. Das Maximum liegt
in der Richtung W—NW. also im Bereich der Seewinde. Die Beobachtungen der Sturmwarnungs
stelle ergeben bei den starken W inden den deutlichsten Gang mit der W indrichtung.
Bei A m r u m (Tafel 4) ist für die Verteilung der Wandstärken die Lage der Düne bestimmend.
Die Sturmwarnungsstelle befindet sieh auf der SW-Seite der Insel und demnach sind bei allen Wind-
stärkegruppen die Winde aus den südlichen bis westlichen Richtungen am stärksten. Das Minimum
liegt bei den nordöstlichen Winden, die vom Festland aus kaum über freies Wasser gekoimnen sind,
und nicht bei den nördlichen Winden. Die Längenausdehnung der Insel ist zu klein, um schon
starken Einfluß auf die Geschwindigkeit der Luftbewegung auszuüben.
Bei Wyk (Tafel 4) überwiegen auch die allgemeinen Verhältnisse zwischen der Nordsee und
Schleswig-Holstein über die speziellen Verhältnisse der Insel Föhr. Entgegen sämtlichen anderen
Stationen finden sich bei beiden Beobachtungsstellen in Wyk das Maximum bei den ablandigen
Winden und das Minimum bei den auflandigen Winden. Föhr ist aber eine flache Insel mit einer
Maximalerhebung von 10 m, die inmitten der Watten zwischen Sylt, Amrum und dem Festlande liegt.
Es ist daher nicht verwunderlich, daß die allgemeinen Verhältnisse vorherrschen. Den stärksten Ein
fluß auf die Strömung bei den Inseln hatten wir bisher auf die Luv- und Leewirkung der markanten
Bodenerhebungen zurückführen können. Da auf Fühl aber keine ausgeprägten Dünen vorhanden
sind, ist auch kein starker spezieller Einfluß zu erwarten.
Stark ausgeprägten Düneneinfluß kann man bei der Sturmwarmiggsstelle auf dem Ellenbogen
(Tafel 4) von Sylt feststellen. Zwischen dem hohen west-östlichen Dünenrücken auf dem Ellen
bogen und dem nord-südlichen Dünenzug auf der Westseite der Insel befindet sich eine Senke, in der
die Höhe der Dünen nur gering ist. Die Sturmwarnungsstelle liegt auf einer südwestwärts vorge
schobenen Kuppe des Ellenbogendünenzuges mit stei labfallen den Hängen nach der West- und Süd
seite. Die Sturmwarnungsstelle liegt bei W inden aus NE—E in Lee des Ellenbogens, uncl darum fin
det sich bei diesen Richtungen das Minimum der Windstärke. Das Maximum der W inde liegt in dem
Sektor N—NW, für den die Sturmwarnungsstelle frei gelegen ist. Auch bei den S—SW-Winden
tritt ein schwaches, aber deutliches Sekundärmaximum auf. Die W inde, die vornehmlich parallel
der Küste gekommen sind, treffen nördlich der Senke auf den Ellenbogenrücken auf. wo sie die be
kannte Luvbeschleunigung erfahren. Bei den gegebenen Verhältnissen scheint dort die Luvbeschleu
nigung größer zu sein als die Verzögerung der Luftbewegung durch die Leewirkung des entfernteren
nord-südlichen Rückens. Bei allen starken Winden ist der beschriebene Gang ausgeprägt; nur die
Windstärkegruppe 3—4 macht den Gang schwach mit. wofür die hohe Lage der Station (18 in) ver
antwortlich gemacht werden kann.
Sehr interessante Erscheinungen treten bei der Insel Helgoland (Tafel 4) auf. Dort befindet
sich die Sturmwarnungsstelle auf der SW-Seite der Insel und die Station zweiter Ordnung innerhalb des
Ortes auf der NE-Seite. Beide Stationen zeigen direkt entgegengesetzten Gang. Bei der Sturm
warnungsstelle zeigen die südlichen W T inde die größere Stärke; das Maximum liegt zwischen S und
SE. In genau derselben Richtung liegt das Minimum der anderen Beobachtungsstelle, deren Maxi
mum bei den nördlichen Richtungen liegt. Diese Erscheinung ist in der Hauptsache durch die starke
Deformation des Stromfeldes durch die steilaufragencle Insel zu erklären, da bei der Kleinheit der
Insel sich die Reibung noch nicht entscheidend auswirken kann. Ein recht anschauliches Bild der
Strömungsvorgänge um Helgoland bietet die Darstellung der Modelluntersuchung von Georgi (18).
Danach erkennt man deutlich, daß die eigentliche Strömung infolge ihrer Trägheit über die Insel
hinwegschießt, da sie an der steilen Luvkante eine große Vertikalbeschleunigung erfahren
hat. Dadurch bildet sich über der Insel ein Lateralwirbel aus. Die Strömung ist also an jener
Stelle der Insel mehr oder weniger gestört, je nachdem der Beobachtungsort bei den verschiedenen
Windrichtungen näher oder weiter von der Luvkante entfernt liegt. Bei den Beobachtungen an der
Sturmwarnungsstelle, die auf dem Leuchtturm erfolgen, zeigt sich sehr deutlich ein verschiedener
Inseleinfluß bei schwächeren und bei stärkeren Winden. Bei den schwächeren Winden befindet sieh
der Leuchtturm noch in der einheitlichen starken Strömung, die über die Insel hinwegschießt, wäh
rend er sich bei den stärkeren Winden schon oft innerhalb des Lateralwirbels befindet, in dem eine
geringere Geschwindigkeit herrscht.