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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte.
49. Bd. Nr. 7.
fen der Beaufortskala“ gleichbleibt: eine Grundlage zu dieser Annahme hat man in den konstanten
Abweichungen der mittleren Windstärke nahegelegener Feuerschiffe über verschieden lange Zeiten.
Der „Gang“ der Windstärkedifferenzen mit der Windrichtung ist daher
nahezu vollständig frei von dem gleichbleibenden persönlichen Fehler
des Beobachters. Daher kann der Gang der Windstärkedifferenzen bei verschiedenen Sta
tionen miteinander verglichen werden und dem Ergebnis kann eine physikalische Deutung gegeben
werden. Bei der geplanten Untersuchung ist allerdings ein Einzelvergleich in der Art van Beb-
ber’s nicht möglich, da die gegenseitige Lage der Stationen nicht so günstig ist wie bei seinen bei
den Stationen am Kanal. Als ein Ausweg käme daher in Frage, die Windrose der einzelnen Stationen
mit der mittleren Windrose der Nordsee zu vergleichen, die durch das Mittel aus den Feuerschiffs
beobachtungen dargestellt wird. Wegen der Abhängigkeit der Schätzungsgenauigkeit des Windes von
der Windstärke wäre bei einer solchen Bearbeitung eine Trennung nach verschiedenen Geschwindig
keiten sehr erwünscht. Dabei ließe sich gleichzeitig feststellen, ob sich auch der Geländeeinfluß bei
den verschiedenen Windstärken auf die Beobachtungen unterschiedlich auswirkt.
Eine Trennung nach Geschwindigkeitsgruppen erschwert jedoch die Materialbearbeitung ganz be
deutend, da dann nicht mehr eine geschlossene Zeitspanne untersucht werden muß, sondern die
Summe der Einzeltage, an denen die betreffende Windstärke über der Nordsee geherrscht hat. Zur
Auswahl dieser Tage darf man sich aber nicht auf die Angaben einer einzigen Station verlassen, son
dern es muß die mittlere Windstärke über der Nordsee maßgebend sein.
Wenn wegen der Trennung nach Geschwindigkeitsgruppen schon zur Bearbeitung der Summe
von ausgesuchten Einzelwetterlagen geschritten werden muß. dann ist es ein Leichtes, auch gleich
zeitig eine Trennung nach Wetterlage mit einer einheitlichen Strömung in Bezug auf die Windrich
tung vorzunehmen. Dadurch erhält man die Möglichkeit, bei allen Windstärkegruppen eine gleiche
Anzahl von Fällen heranzuziehen, wodurch die Vergleichbarkeit der Werte erhöht wird.
Im Sinne dieser Ucberleguugen wurde daher das Problem für die Untersuchung der Windbeob
achtungen wie folgt gestellt:
Zur Klärung des Einflusses des Geländes auf die Windbeobachtungen
ist ein Vergleich der mittleren Windstärke über der N o r d s e e m i t der mit t-
leren Windstärke an den einzelnen Beobachtungsstellen des deutschen
Küstengebietes für entsprechende W i ndricbtuugs- u n d W indstärkegru p-
pen durchzuführen.
Durch diese Problemstellung ist die Bearbeitungsmethode streng vorgeschrieben.
2. Bearbeitungsmaterial und Bearbeitungsmethode.
Es müssen Wetterlagen herausgesucht werden mit einer einheitlichen Strömung ohne Strömungs-
diskontiuuitäten im Bereich der Deutschen Bucht, die nach Windrichtung und Windstärke gruppiert
werden. Da für die Auswahl der Wetterlagen das Mittel der Windstärke und der Windrichtung
über der Nordsee maßgebend ist, kann die Gruppierung des Materials nicht nach bestimmten ganz
zahligen Werten erfolgen, sondern es müssen Intervalle gewählt werden, innerhalb deren die betref
fenden Mittel liegen müssen. Für die Windstärke wurden die 4 Intervalle 5—4, 4—5. 5—6,
6—7 Beaufort gewählt. Alle Fälle unter Stärke 3 wurden unberücksichtigt gelassen, da sich davon zu
wenig Wetterlagen fanden, die der Bedingung einer einheitlichen Strömung über dem ganzen Gebiet
entsprachen; die Fälle über 7 Beaufort kamen wegen der festgestellten Unzuverlässigkeit der hohen
Windstärken nicht in Frage.
Für die Wind r i chtungen wurden die 8 Intervalle N-NE, NE-E, E-SE usw. gewählt.
Engere Intervallgrenzen waren nicht möglich, da die meteorologischen Bedingungen für eine so
gleichartige Strömung über ein größeres Gebiet zu selten eintreten und da über Land in den meisten
Fällen nur nach der Hteiligen Windrichtungsskala beobachtet wird.
Um eine möglichst große Zahl von Beobachtungsstellen zur Verfügung zu haben, mußte das Beob
achtungsmaterial aus den letzten Jahren genommen werden. Durch die Kriegs- und Inflations
jahre waren Störungen in den Beobachtungsreihen häufig: es kam daher nur Material nach 1924 in