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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 49. Bd. Nr. 5.
waren.“ (14. S. 485) Er betont ausdrücklich: „Nur die Eisdecken, welche sich auf den Oberflä
chen der Bäche bilden, besitzen eine regelmäßige Anordnung der Körner, während bei den Bach
eisbildungen, welche durch Gefrieren des das vorher gebildete Eis überrieselnden Wassers von un
ten nach oben wachsen, eine feinkörnige Struktur zur Ausbildung kommt, welche mit ihrer wirren
k ristallograpli ischen Orientierung der Struktur des Inlandeises vollkommen gleicht.“ (14. S. 504)
Wie außerdem die Beobachtungen von Lef fing welk Quakenbush zeigen, hat man jetzt auch an
Spalteneis körnige Struktur wahrgenommen. Ein mögliches Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem
Gletschereis sehen sie in der mehr vertikalen als horizontalen Anordnung der Luftbläschen. Es steht
aber noch nicht fest, ob man hieran mit Sicherheit den Unterschied festlegen kann.
Es scheint so, daß, sobald sich Schnee und Wasser während des Gefrierens durchdringen (durch
mischen), 1.) die Körner klein werden und unregelmäßige Grenzen erhalten und 2.) eine wirre kristal-
lographische Anordnung der Körner erfolgt, so daß eine Trennung von richtigem Gletschereis bisher
nicht möglich ist.
Nur genaueste Untersuchungen an Gletschereis sowie Spalten- und Aufeis werden erbringen, ob
nicht doch ein oder mehrere sichere Unterscheidungsmerkmale vorhanden sind. Vielleicht spielt hier
bei die Verteilung der Luftbläschen wirklich eine Rolle.
Jedenfalls fällt die Kornstruktur als Hauptstütze für die Vergletscherungstheorie fort. Zumal die
Schilderungen des Neusibirischen Bodeneises über seine Struktur nicht gleich lauten, also die Eiswände
keine homogenen Massen zu bilden scheinen (vgl. Toll 79 III).
Ein weiterer Einwand gegen die Annahme einer Vergletscherung ist zu machen: Stellen die nord
sibirischen Bodeneismassen wirklich große, durchgehende, geschlossene Eisbänke dar, oder haben
wir dagegen von Erde umschlossene Eismassen vor uns, die nur vom Meer angeschnitten sind? Wir
wissen nichts über die Tiefenverbreitung des Eises.
F erner bleibt zu bedenken, daß, wenn eine Eisdecke im nördlichen Sibirien vorhanden gewesen
ist. ein recht beträchtlicher Teil verhältnismäßig gleichmäßig hat abschmelzen müssen. Aber vor
allem, wie hat das Eis ein wärmeres Interglazial oder eine Nacheiszeit überstanden, in der die Baum
grenze 4 * weiter nördlicher lag und Säugetiere lebten, die eines wärmeren Klimas zum Leben be
durften?
Recht unwahrscheinlich klingt auch die Erklärung der Erdpfeiler, deren Sedimentation nämlich
in Spalten hinein erfolgte, die sich später durch das bewegende Gletschereis noch wieder schlossen.
Besonders wenn man das Verhältnis dieser Spaltenausfüllungen zu der im Vergleich recht geringen
Oberflächendecke betrachtet. In Alaska hat sich die äußerste Grenze der eiszeitlichen Gletscherab
lagerungen feststellen lassen. Die Bodeneisvorkommen liegen außerhalb dieser Grenze (s. Abb. in 41).
Das gilt auch für die Eschscholtz-Bay. Sollte es da nicht möglich sein, daß die Vorgänge in Sibirien
ähnlich waren, besonders, da sich in letzter Zeit die Nachrichten über Vergletscherungsspuren in den
sibirischen Gebirgen mehren (Peterm. Mitt. 1929, S.180. Keine geschlossene Eisdecke reichte vomWer-
chojanskgebirge bis zum Eismeer, sondern nur einige Tal- und Plateaugletscher). Die Gebirge waren
± stark vergletschert und sandten ihre Zungen ins Vorland hinaus, das sich einheitlicher nördlicher
erstreckte, da die Inseln noch mit dem Festland verbunden waren. Im unvergletscherten Vorlandge-
biet bildete sich Bodeneis hauptsächlich in Spalten, aber auch durch Begraben von Schneewehen
und Aufeis. Während der wärmeren Nacheiszeit zog die Vegetation und auch die Tierwelt hier ein.
Die Bodeneisbildung wurde unterbrochen. Mit Verschlechterung des Klimas setzte sie jedoch wie
der ein. Die Vegetation und Fauna ging zu Grunde. Letztere wurde durch das Eis und den gefro
renen Boden erhalten. Die Ansammlung von Bodeneis konnte seitdem, je nach den geringen kli
matischen Schwankungen, ungehindert zunehmen.
Die zweite Anschauung, daß sich Bodeneis in Spalten bildet, ist keine Theorie mehr. Aber wie
der Vorgang des Spalten Wachstums im einzelnen vor sich geht, muß noch beobachtet werden.
Auch die III. Gruppe, Tolmatschew und Lamansky halten die Kornstruktur für einen Beweis da
für, daß das Bodeneis von Schnee herrührt. Jedoch sprechen sie von zusammengewehten Schnee
massen. Sicherlich können Schneewehen begraben werden, wie ja die Beobachtungen Lopatins zei
gen, sobald genügend Deckmaterial geliefert werden kann. Ob aber ein solches Verschmelzen jähr
licher Schneewehen stattfindet, wie Tolmatschew es annimmt, wurde bis jetzt noch nicht beobachtet.