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Full text: 49, 1930/1931

Dr. Gretel Satow: Das Bodeneis in der Arktis. Tatsachen und Hypothesen. 
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Adern oder Gänge von Eis, die vom festen Gestein in die oberen Bodenschichten hineinragen, 
stellen augenscheinlich frühere Quelläufe vor, die ihre Austrittsstelle geändert haben. (57. S. 237 bis 
238). 
b) Dali, Turner, Kussel, Mendenhall, Smith, Maddren: 
Die nächste Hypothese wird von einer ganzen Reihe von Forschern vertreten, so von Dali, Turner, 
Rüssel, Mendenhall, Smith und Maddren. 
Unter ihnen weist besonders Rüssel darauf hin, daß sich die alaskischen Bodeneismassen und die 
Knochen der Mammuts und anderer Säugetiere außerhalb der glazialen Grenze befinden. Das Stu 
dium der glazialen Urkunden zeigt (s. Abb. in 41), daß im Quartär in Nordamerika zwei Zentren der 
Schneeanhäufungen existierten, das eine in Labrador, das andere in den Rocky Mountains. Während 
der größten Ausdehnung dieser beiden Gletschersysteme scheinen sie zusammengeflossen zu sein, so 
daß ein riesiges Eisfeld von einem Ozean zum andern reichte, aber das Eis gelangt nordwärts nur 
an wenigen Stellen zum arktischen Ozean. Danach wäre die Anhäufung der Mammutknochen durch 
das Heranrücken der Gletscher von Süden zu erklären, die die Tiere erst nach Norden verdrängten 
und dann allmählich ihr Aussterben bewirkten. 
Nun aber das Bodeneis: nach ihrer aller Ansicht bildeten sich im Pleistozän in großen Seebecken 
während eines Klimas, das wärmer als das heutige war, recht beträchtliche lakustrische Schlammab 
lagerungen. Am Ende des Pleistozäns wurden diese Schlammschichten gehoben und in sanfte Verbie 
gungen gelegt. Niedrige Seen bildeten sich in diesen Falten wie auch in anderen lokalen Depressi 
onen. Moos und Torf wuchsen allmählich auf die Oberfläche der Seen hinaus und griffen von allen 
Seiten die Seen an. Mit dem Beginn der Hebung setzte ein kälteres Klima ein, so daß das Eis, das sich 
während des winterlichen Frostes gebildet hatte, entsprechend dem Wachstum des Mooses mehr und 
mehr geschützt wurde. Schließlich wurde der See ganz und gar vor der Hitze des Sommers bewahrt. 
Es entstand ein klarer Eiskörper in der Tundra. Durch die wiederholte Bildung und Begrabung 
solcher Teiche durch Moos entwickelten sich die vielen linsenartigen Bodeneismassen. 
Die Gefrornis drang weiter in die Schlammschichten hinab, bis in die Tiefe, in der man sie heute 
gefroren findet. (19. S. 268. 57. S. 235; 41. S. 36—58) 
c) Brooks, Smith, Moffit: 
Brooks, Smith und Moffit halten verschiedene Entstehungsarten des Bodeneises für durchaus 
möglich. Alle drei Forscher nehmen die Entstehung aus Schneewehen an. Smith und Moffit aber 
auch ein Gefrieren des Wassers im Sinne von Tyrell, „that ice is formecl by the freezing of water 
which creeps along planes of porosity within or under silts. 1 ' Außerdem führt Moffit noch an, daß 
die Aufeismassen unter einer dünnen Deckschicht durch Frühjahrswasser begraben werden. Aufeis- 
bildungen sind in den weiten floodplains im Nomedistrikt sehr verbreitet. (8. S. 299—500: 68: 69. 
S. 91; 45. S. 55—54). 
Zusammenfassung: Der Wert des bis heute vorliegenden Beobachtungsmaterials ist noch gering. 
Die Schilderungen sind oft zu allgemein gehalten, da viele Bodeneisvorkommen zusammen bespro 
chen werden, (z. B. Moffit). 
Daher liegen auch keine genauen Beobachtungen über das wechselnde Aussehen, die Farbe und 
Struktur des Eises in den einzelnen Aufschlüssen vor. Es fehlen aber auch — bis auf wenige Aus 
nahmen — Angaben über die nähere Umgebung der Bodeneismassen und der in ihnen morphologisch 
wirksamen Kräfte, von denen man auf die Entstehung des Bodeneises schließen könnte. Der Man 
gel an Skizzen und somit der Mangel an eindeutig festgelegtem Tatsachenmaterial macht sich er 
schreckend bemerkbar. Das zeigt sich besonders an den Esehscholtzbay-V orkommen. Sicher haben 
Küstenabbrüche Veränderungen an den Kliffs hervorgerufen, aber zu ungenau ist dennoch beobach 
tet worden, da nicht nur Schilderungen aus verschiedenen Jahren, sondern aus ein- und demselben 
Jahr inbezug auf Angaben über Höhe und Ausdehnung des Eises erheblich voneinander abweichen. 
Zwei Aufgaben haben daher die künftigen Untersuchungen zu erfüllen. 
Einmal müssen von jedem Bodeneisvorkommen zwei Skizzen hergestellt werden. Die eine zeigt 
das Vorkommen innerhalb seiner Umgegend, ist also eine Kartenskizze der Gegend, die andere zeigt 
den Aufschluß mit dem Bodeneis.
	        
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