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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 49. Bd. Nr. 5,
von cler Schicht unterhalb durch Frosterde getrennt ist. Die Zahl der dünneren Fisbänder über der
Hauptmasse des Eises hängt von dem Wassergehalt des Materials ab. Je trockener dieses ist, um so
öfter gibt es abwechselnd Eisbänder.
Danach stellt das Bodeneis Spitzbergens eine rezente Bildung dar. Sein Alter kann nicht groll sein,
da die Mytilusbänke, die aus einer wärmeren Klimaperiode stammen, höher über dem Meeresspiegel
(60—65 m ü. d. M.) liegen als die heutigen Bodeneisfunde (wenige Meter).
Wahrscheinlich wird es sogar recht jung sein, da man unter den Moosschollen, halb in poröses Eis
gebettet, häufig Renntiergeweihe gefunden hat, an denen noch ein Teil der Schädeldecke festsaß.
Diese Geweihe sind nicht abgeworfen worden, das beweist das festsitzende Stück der Schädel decke.
Sie können nur von der Jagdbeute der ersten Jäger stammen, also erst ein paar Jahrhunderte alt
sein.
Seine in Spitzbergen gewonnenen Anschauungen erweitert Holmsen auf die übrigen arktischen
Gebiete. Er meint, daß sich das Bodeneis auch in ihnen sekundär in der Erde gebildet hat, daß das
Eis nicht älter ist als die darüberliegenden Erdschichten.
Als allgemeines Kennzeichen aller Bodeneisvorkommen hat er auf Grund seiner eigenen Beobach
tungen und durch Vergleiche mit der Literatur folgende geographischen Hauptzüge festgestellt:
1) Bodeneis tritt an Stellen auf. deren mittlere Jahrestemperatur 4—6 0 C unter 0° oder niedriger
ist.
2) es ist in Ebenen verbreitet und fehlt an Gehängen.
5) die Erdschichten, die über dem Eise liegen, sind derartig, daß sie viel Wasser in sich aufzusau
gen vermögen.
7. Kapitel.
Alaska: Eschscholtz-Bay.
A. Beschreibungen.
Für die Eschscholtz-Bay-Darstellungen haben wir den merkwürdigen Fall zu verzeichnen, daß die
Beschreibungen ein- und desselben Bodeneisvoi'kommens recht beträchtlich voneinander abweichen.
Das wird besonders deutlich, wenn man die Zusammenstellung vieler Expeditionsberichte liest, die
Maddren in den Smithonian Miscellaneous Collections (S. 67—117) anführt.
Aus dieser großen Anzahl von Schilderungen kann ich hier nur einige wiedergeben.
a) Kotzebue: Chamisso berichtet von Kotzebue (1816): Wir gelangten bald an eine Stelle, wo das
Ufer sich fast perpendikulär aus dem Meere zu einer Höhe von 100 Fuß erhebt und dann immer höher
werdend, weit fortläuft. Wir sahen hier die reinsten Eismassen von 100 Fuß Höhe, welche unter einer
nur fufidicken Decke von Moos und Gras lagen. Ein unbestrittener Beweis, daß es Ureis war, was
wir sahen, sind die vielen Mammutknochen und -Zähne, die durch Schmelzen zum Vorschein kommen.
(54. S. 146 ff.)
b) Beechey: Der Bericht des Kapitän Beechey, der zehn Jahre später den Kotzebuesund auf
suchte, lautet ganz anders:
For so a large portion of the ice cliff has thawed since it was visited by captain Kotzebue and his
naturalists, that only a few insignificant patches of the frozen surface now remain. The largest of
these situated about a mile to the west ward of Elephant Point, was particulary examined by Mr.
Collie, who on cutting through the ice in a horizontal direction, found that it formed only a casing to
the cliff, which was composed of mud and gravel in a frozen state. On removing the earth above, it
was also evident, by a decided line of separation between the ice and the cliff, that the Russians had
been deceived by appearances. By cutting into the upper surface of the cliff three feet from the edge,
frozen earth, similar to that which formed the face of the cliff, was found at eleven inches depth; and
four yards further back the same substance occurred at twenty-two inches depth. (5. S, 257—60)