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Full text: 49, 1930/1931

80 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 49, Nr. 4 — Paul Pummerer und Rudolf Otto Steiner: Höhenwind- 
das Hindernis hin fließen müssen, wie diese von uns einwandfrei festgestellt wurden. Diese 
rein mechanische Wirkung, die die primäre und größere ist, wird erhöht durch die thermische 
Wirkung des normalen Austausches zwischen Land und See, indem in den Stunden stärkster Mittags 
erhitzung von der kühleren See ein Seewind gegen das Land weht. Dieser ist in unserem Falle 
zufällig auch gerade südlich, die beiden Wirkungen überlagern sich also. 
Das Wolkenniveau über den Inselbergen wurde bei unserm in der Einleitung geschilderten 
Ausflug auf die Terreira da Lucta zu 1000 m, zeitweise nur zu 800 m festgestellt und blieb den 
ganzen Nachmittag in derselben Höhe. Der Pilotaufstieg auf der Reede, wenige 100 m von der 
Steilküste ergab als Wolkenhöhe 1500. In dieser Höhe schnitt der Ballon gerade einmal für kurze 
Zeit die Wolkendecke an. Der Senkungswinkel der Wolkendecke gegen das Land ergibt sich 
danach als sehr steil. 
6. Die Aerologischen Flugzeug-Aufstiege in Rio und während der Flug-Expedition 
nach Süd-Brasilien. 
Die Expedition weilte ungefähr 8 Wochen in Rio de Janeiro. Während dieser Zeit bot sich 
den Verfassern, dank dem Entgegenkommen des Condorsyndikates und vor allem ihres Leiters 
Herrn F. W. Hammer, reichliche Gelegenheit sowohl an Strecken- wie auch an Versuchsflügen 
teilzunehmen. Im Anfang war daran gedacht worden, tägliche Höhenaufstiege mit einem eigens 
dazu mitgenommenen Meteorographen zu machen. Allein, maschinentechnische wie auch ver 
kehrstechnische Schwierigkeiten ließen von diesem Vorhaben Abstand nehmen. Außerdem mußten 
den Sitten des Landes gemäß die Flugzeuge erst getauft sein, um dann ihre eigentliche Bestimmung 
erfüllen zu dürfen. Der Taufakt selbst, an dem die Spitzen der brasilianischen Gesellschaft samt 
der Vertretung der deutschen Gesandtschaft teilnahmen, bot in seiner Art ein überaus schönes 
und eindrucksvolles Bild. Nach diesen Zeremonien war es erst möglich, uns voll in den Dienst 
der aerologischen Forschung zu stellen. 
Die meteorologischen Meßflüge wurden mit einer Ausnahme alle auf Dornier-Walflugbooten 
getätigt. Als Flugzeugführer stellte sich immer und immer wieder Herr Hammer in den Dienst der 
Sache. Was die Temperaturablesungen selbst angeht, so wurde bei reinen Höhenflügen in möglichst 
kurzen Zeitabständen, bei Streckenflügen jedoch fast nach jedem Hundertmeterhöhenintervall 
gemessen. Die Technik der Messungen baute sich auf den in den Ergebnissen einer flugwissen 
schaftlichen Forschungsreise nach Columbia gegebenen Anweisungen auf. 
Mit der Orographie des brasilianischen Küstengebietes ist zugleich auch eine Dreiteilung der 
Temperaturaufstiege gegeben. Im ersten Teil sind die Meßflüge zwischen Rio und Santos ver 
einigt. Während in diesem Gebietsteil die Serra do Mar, das Vorgebirge der Serra do Mantiqueira 
(2712 m), verhältnismäßig sanft von der Küste aus in die Höhe steigt, erheben sich im Gebietsteil 
Paranagua — Itajahy — Floreanopolis — Cap St. Martha die Berge steil aufragend, gleich am 
Gestade. Den dritten Teil umfaßt die Ebene Laguna — Torres — Porto Alegre. Die Küste selbst 
ist wenig gegliedert. Belebt wird sie durch zahlreich eingebettete Flachseen, die sogenannten 
Lagunas. Aus dem Uebergang vom Gebirgs- zum Flachland erklärt sich wohl auch die Sonder 
stellung von Cap St. Martha als berüchtigte Wetterscheide. 
Die Karte auf Tafel 6 zeigt zugleich auch eine etwas schematisierte Thermoisoplethen- 
darstellung für das gesamte Fluggcbict. Weil die jeweiligen Meßflüge zum Teil auch an Strecken 
flüge gebunden waren, war von vornherein zu erwarten, daß das Temperaturbild in irgend welchen 
Formen gestört erscheinen mußte. Sowohl aus dem Nachtflug in Porto Alegre auf der einen Seite 
wie auch aus dem täglichen Gang der Bodentemperaturen in Rio läßt sich für das gesamte Gebiet 
eine außerordentliche Durchwärmung der unteren und mittelhohen Luftschichten feststellen. 
Während bei uns die Temperaturamplitude in 1000 m Höhe schon nahe an den Wert Null heran 
kommt, weist die in den Tropen wesentlich größere Schwankungen auf.
	        
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