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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 49. Heft 1.
der Ausreise weist zwischen 14 00 und 16°° einen verstärkten Druckabfall zum Nachmittags
minimum auf, bis nach Passieren der Zone mit verstärkten NE - Winden um 16°° die Kurve
normalen Verlauf annimmt.
Beide Barogramme zeigen die Sog-Wirkung zwischen und südlich der Inseln im Bereich der
auffrischenden Strömung sehr gut: Bei der Ausreise durch verstärkten Druckfall zum Nachmittags
minimum, bei der Heimreise durch Nichterreichen des Vormittagsmaximum. Am deutlichsten für
diesen Erklärungsversuch spricht das Fehlen des Nachmittagsminimum am 15. VI. nördlich der
Inseln. Diese Stauwirkung kommt im Barogramm des 1. V. nicht zur Geltung, da beim Passieren
der Stauzone in Luv ohnehin das vormittägliche Luftdruckmaximum herrschte.
Weiterhin finden auch die Bewölkungs- und Sichtänderungen in Luv und Lee der Inseln unter
Berücksichtigung der Strömungsverhältnisse eine Erklärung. Durch den Stau in Luv kommt es
ohne weiteres zu verstärkter Bewölkung, verbunden mit Sichttrübung. Diese Sichtverminderung
— bei der Ausreise kam der Fogo erst in 5 sm Abstand in Sicht — ist rein mechanischer Natur. In
Verbindung mit der erhöhten Windgeschwindigkeit südlich der Linie Fogo — Malagueta ist absin
kende Luftbewegung verbunden. Durch diese abwärts gerichtete Vertikalbewegung müssen sich
die Wolken auflösen und so wird die sich weit leewärts erstreckende Aufheiterungszone geschaffen.
Gleichzeitig muß damit die Sicht sich bessern. Die ähnlichen Verhältnisse bei der Heimreise geben
eine weitere Bestätigung. Nur waren bei der Heimreise die Sichtverhältnisse allgemein besser.
Wahrscheinlich waren geringere Beimengungen mechanischer Art (saharischer Staub) in der
Atmosphäre vorhanden. Daß trotzdem der Fogo, schon von weitem sichtbar, bis nahe heran seine
dunstblaue Färbung beibehielt, deutet darauf hin, daß wir es dieses Mal mit ähnlichen optischen
Trübungen zu tun hatten, wie sie bei der 8. Studienfahrt von Pummerer angetroffen wurden
und von ihm bereits beschrieben und erklärt sind.
Neben diesen Bodenbeobachtungen zeigte auch ein Höhenaufstieg noch Einflüsse des Hinder
nisses, wie es der Fogo in der Passatströmung darstellte. Ein am 15. VI. um 8 12 unter 14 8 30 ’ N.
und 24° 24’ W. aufgelassener Ballon zeigte die auf Taf. 4 (Fig. 8) wiedergegebene sehr merkwürdige
Bahn. Der Bodenwind von NE 8 m/sec reichte nur bis 300 m mit gleichbleibender Stärke. Dann
folgte Abflauen und in 600 m Höhe wurde der Ballon von einer südlichen Strömung erfaßt, durch
die er eine halbe Minute lang nordwärts getrieben wurde. Erst in etwa 1000 m setzte erneut die
passatische NE-Strömung ein mit zunächst 9, in 2000 m bis zu 12 m/sec. Ueber 3000 m flaute der
NE-Passat wieder ab auf 8 und in 4000 m bis 7 m/sec. Eine derartig dünne Schicht mit rückläufiger
Bewegung wurde sonst nirgends im Passat angetroffen und ist auch auf den anderen Studienfahr
ten, die durch das Passatgebiet führten, nie beobachtet worden. Es zwingt sich daher der Schluß
auf, daß es sich hierbei um einen Wirbel mit vertikaler Achse handelte, dessen Durchmesser 400 bis
500 m betrug.
Da wir uns genau südlich von Fogo befanden, liegt es nahe, anzunehmen, daß es sich um
einen Leewirbel handelte, der sich in Lee vom Fogo gebildet hatte und mit dem Passat südwärts ge
trieben war. Die Inselform des Fogo spricht sehr dafür. Die Insel steigt von Süden sehr steil auf
etwa 1000 m an, dann verbreitert sie sich plateauähnlich und weiter nördlich ist der Hauptvulkan
aufgesetzt, der bis 2850 m hochreicht. In Lee der von 1000 m bis zum Atlantik abfallenden Steilküste
erscheint die Ausbildung von Leewirbeln durchaus möglich. Besonders spricht noch dafür, daß der
Wirbel sich in der Höhe zwischen 600 und 1000 m befand. Es bleibt nur erstaunlich, daß derartige
Wirbel noch in 15 bis 20 sm Abstand von der Bildungsstätte angetroffen werden können.