K. H. Sol tau: Höhenwindmessungen und sonstige meteorologische Beobachtungen zwischen Hamburg und dem La Plata. 21
herrschte in Lee der Inseln wolkenloser Himmel bis 14° 30’ N. Br., also genau so weit wie die
Zone des verstärkten Passates. In der Aufheiterungszone besserte sich die Sicht auf über 10 sm,
doch blieb es dunstig.
Ganz ähnlich gestalteten sich die meteorologischen Verhältnisse bei den Kap - Verden am
15. VI. 1928 während der Heimreise. Im Gegensatz zur Ausreise führte der Schiffskurs nicht so
nahe am Fogo vorbei, sondern mitten zwischen den Inseln Fogo und Säo Thiago hindurch. Auch
dieses Mal wurde eine Aufheiterungszone in Lee der Inseln etwa ab 14° 30’ N. Br. festgestellt bei
gleichzeitig einsetzendem Auffrischen des NE-Passates auf 14 m/sec. Der Fogo kam schon auf über
25 sm Entfernung in Sicht, änderte sein Aussehen beim Näherkommen aber nur wenig, sondern
blieb gleichmäßig in blauem Dunst, ähnlich, wie es von Pummerer 1 ') beschrieben ist. In 11 sm
Abstand südsüdöstlich vom Fogo frischte der Wind bis 17 und 18 m/sec auf. Die See war weiß von
Schaumköpfen. Querab vom Fogo in 6 sm Abstand flaute der Wind plötzlich ab und erreichte auf
halber Entfernung zwischen Fogo und Säo Thiago normale Passatstärke bei nordnordöstlicher
Richtung. Querab vom Monte Malagueta in 10 sm Abstand von Säo Thiago frischte der Passat
noch einmal bis 14 m/sec auf. Wie bei der Ausreise setzte nördlich der Linie: Fogo — Monte
Malagueta Bewölkung und stärkere Dunsttrübung ein.
Die während der Aus- und Heimreise angetroffenen Strömungsverhältnisse zwischen Fogo
und Säo Thiago sind in Figur 4 kartenmäßig zur Darstellung gebracht. Die Abweichungen von
der passatischen Richtung in Nähe des Fogo entstehen durch Umfließen dieses massigen Hinder
nisses. Auch das Auffrischen in Nähe der Nordspitze von Säo Thiago ist ohne weiteres durch Zu
sammendrängen der Stromlinien verständlich, trägt aber nur lokalen Charakter. Allgemein wer
den die Luftmassen nördlich der Inseln gestaut. Erst von der mittleren Verbindungslinie zwischen
Fogo und Säo Thiago setzt sich die nördlich davon gestaute Luft in schnellere Bewegung, einer
Stromschnelle vergleichbar. Infolge der Beschleunigung, die hier die Luftmassen erhalten, können
sie noch über eine längere Wegstrecke nach Süden infolge Trägheit ihre erhöhte Geschwindigkeit bei
behalten, und wir sahen, daß erst bei 14 0 30 ’ N. Br. die alte mittlere Passatgeschwindigkeit von
8 — 10 m/sec wiedererlangt wurde.
Daß es sich bei diesen Vorgängen um kombinierte Einflüsse von Luftstau in Luv der Inseln
und um Erhöhung der Windgeschwindigkeit zwischen den Inseln infolge Düsenwirkung handelte,
zeigen die beiden Barogramme der Aus- und Heimreise sehr gut. Die betreffenden Ausschnitte
der Barogramme sind wiedergegeben. Im Bereich der Kap-Verden zeigt die Barographenkurve
Fig. 6. Fig. 7.
Störungen im Druckverlauf beim Passieren der Kap-Verden.
!. V. von 14“—16“ im Bereich von NE 12—13 m/sec. südlich vom Fogo.
15. VI. II 30 querab vom Monte Malagueta auf Säo Thiago.
bereits sehr deutlich die tägliche Schwankung des Luftdrucks mit täglich zweimaligem Maximum
und zweimaligem Minimum. Diese regelmäßig aufgezeichneten Druckkurven erlitten beim beider-
maligen Passieren der Kap-Verden auffällige Störungen, am deutlichsten bei der Heimreise. Bei
Annäherung an die Inselgruppe am 15. VI. frühmorgens zeigt der Barograph zunächst normalen An
stieg. Bevor jedoch das Morgenmaximum erreicht wird, verläuft die Kurve von 7 00 an horizon
tal. Die Unregelmäßigkeit im Druckverlauf beginnt mit dem gleichzeitig einsetzenden Auffrischen
des Passates in Lee der Inseln. Bis 20°° verändert sich die Barographenkurve kaum nennens
wert, sodaß das Nachmittagsminimum auffallenderweise gänzlich verschwindet. Das Barogramm
14 ) Pummerer, Dr. Paul M.: Meteorologische Beobachtungen an ozeanischen Inseln und Küsten während der 8. Forschungs
fahrt der Deutschen Seewarte nach Südamerika. Ann. d. Hydr. 1929. Heft VI.