messungen und andere Beobachtungen auf einer flugwissenschaftlichen Forschungsreise nach Rio de Janeiro und dem La Plata.
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zuvorkommender Weise wurde uns jegliche Unterstützung gewährt. Wir nahmen an den Pilot
visierungen des Instituts teil und bekamen auf unsere Bitte Abschriften sämtlicher Registrierungen
während der Zeit unseres Aufenthaltes.
An dieser Stelle des dankbaren Gedenkens derer, die Gastfreundschaft an uns erwiesen, darf
nicht vergessen werden die deutsche Gesandtschaft in Rio und ihr außerordentlicher Gesandter und
bevollmächtigter Minister, Se.Exzellenz, Herr Hubert Knipping, der uns in die deutsche Kolonie ein
führte und die deutschen Meteorologen bei einem festlichen Essen in den nach den Kriegswirren
dort neu erstehenden Räumen der „Germania“ feierte.
Ferner der führende Direktor der „Varig“ (Empreza de Viacäo Aerea Rio Grandense), einer
Tochtergründung des Condor-Syndikats in Rio, Herr Otto-Ernst Meyer, der in Porto Alegre, dem
Sitze der „Varig“ in liebenswürdiger Weise für unsere Unterbringung und Aufnahme in die dortige
„Germania“ sorgte.
Die Flugexpedition nach dem Süden des Landes hatte unsern Aufenthalt in Rio de Janeiro
länger ausgedehnt, als ursprünglich in Aussicht genommen war und der für unsere Weiterreise
bestimmte Dampfer hatte Rio bereits verlassen. In zuvorkommendster Weise wies uns die Ver
tretung des Norddeutschen Lloyd in Rio de Janeiro und in Buenos Aires Plätze auf dem I. Klasse-
Dampfer „Sierra Ventana“ für die Weiterreise nach dem La Plata an und ließ uns von Buenos Aires
auch die Rückreise auf diesem 11 000 t Schiff vollenden. Nur zu rasch verstrichen die letzten Tage
in Rio, die als besonders unangenehm schwül und drückend empfunden wurden. Nach glücklicher
Abwicklung der unausbleiblichen Schwierigkeiten mit Gepäcktransport und Zoll verließen wir am
Nachmittag des 9. Februar auf der „Sierra Ventana“ den Hafen von Rio. Die Jlha Säo Sebastiäo,
die wir vor kurzem zweimal, einmal auch in Wolken gehüllt, überflogen hatten, erschien am
nächsten Morgen aus tiefen Wolken und ziehendem Küstennebel. Gegen 9 Uhr des 10. Februar
liefen wir in den Hafen von Santos ein, auf dem wir schon mehrere Male mit dem Flugboot ange
wassert hatten. Santos, bekannt durch seine oft verheerenden Regengüsse, zeigte auch an diesem
Nachmittag Gewittererscheinungen. Die nächsten Tage der Fahrt bis zum La Plata waren un
erfreulich, was das Wetter anbelangt. Einmal meldete sich am 12. Februar ein erster Vorposten
eines Pampero, mit urplötzlicher Winddrehung auf Süd und gleichzeitigem Auffrischen auf
Stärke 8. Am Abend desselben Tages tröstete uns über das lichtlose Dunkel des Himmels hinweg
ein prachtvolles Meeresleuchten, wie wir es an Glanz und Intensität leider nur dieses eine Mal auf
der ganzen Reise erlebten.
Am 13., mittags, kam Montevideo in Sicht, dessen moderne Wolkenkratzer in Wettbewerb
treten mit dem Berg, der der Stadt den Namen gab. Hier im Hafen gelang der einzige höhere
Aufstieg in diesem Fahrtabschnitt. Am Abend fuhren wir bereits zwischen den Leuchttonnen der
schmalen Fahrrinne in den trübgclben Fluten des La Plata - Trichters, während am wolkenlosen
Abendhimmel zwischen Süd und Südwest die Lichter ferner Gewitter über den endlosen Ebenen
der Pampas spielten.
Am nächsten Morgen, dem 14. Februar, passierten wir d’Arsena Norte und legten im Welthafen
von Buenos Aires an. Auch hier in Buenos Aires wurde das tägliche meteorologische Arbeits
programm durchgehalten. Wir blieben während der 9tägigen Liegezeit des Dampfers an Bord,
machten unsere meteorologischen Beobachtungen und täglich 2mal Höhenaufstiege, die aber hier
im qualmenden Hafen stark unter Trübungserscheinungen, Rauch- und Dunstbehinderung litten und
so leider nicht die durchschnittliche Höhe der Rio-Aufstiege erreichten. Unsere Erfahrungen wurden
gleich am ersten Abend durch einen kleinen Pampero - Einbruch bereichert, der nach örtlichem
Sprachgebrauch als „nasser Pampero“ bezeichnet wurde, und von elektrischen Entladungen be
gleitet war, die eine ganze Nacht lang ununterbrochen bis zum nächsten Morgen andauerten. Das
Wetter war für Ort und Jahreszeit während unseres Aufenthaltes absonderlich kühl. Buenos Aires,
das sonst in diesem Monat unter Temperaturen bis zu 40° C schmachten kann, hat während der