Skip to main content

Full text: 49, 1930/1931

K. H. Soltau: Höhenwindinessungen und sonstige meteorologische Beobachtungen zwischen Hamburg und dem La Plata 15 
2. Der Übergang vom NE- zum SE-Passat. 
Bei der Annäherung an die Aequatorialregion während der Ausreise verdichteten sich bereits 
unter 10° N. Br. (vergl. Reisebericht S. 5) am 2. V. die vorher für den NE-Passat typischen 
St - Cu zu einer geschlossenen Ni-Decke, aus der für allerdings nur kurze Zeit feintropfiger Staub 
regen fiel. Abends erfolgte Aufklaren, und während die unteren Wolken sich fast gänzlich auf 
gelöst hatten, erschienen in großer Höhe A - Cu, die mit einer südöstlichen Luftströmung nach NW 
zu wanderten. Da in diesen Tagen wegen der tags andauernd niedrigen Bewölkung keine höheren 
Aufstiege durchgeführt werden konnten, war diese Wolkenzugsbeobachtung um so wertvoller. Der 
Wechsel von nordöstlicher über östliche zu südöstlicher Strömung erfolgte praktisch ohne Wind 
stillen am 3. V. unter 6° N. Br. und 28° W. Länge. Gleichzeitig bedeckte sich der Himmel zu 10 /‘« 
mit Ni, aus dem mäßiger Regen fiel. Die Horizontalerstreckung dieser geschlossenen Ni - Decke 
konnte zu rund 65 km errechnet werden. 
Kurz vor dem Regen stieg die vorher sehr gleichmäßig verlaufende Temperaturkurve (um 
7 00 wurden 23.4° C gemessen) auf über 24° C an, wobei der Temperaturverlauf sich etwas 
unruhig gestaltete. Während des Regens herrschte eine um etwa 1^ Grade niedrigere Temperatur. 
Nach dem Regen weiter südlich stiegen die Temperaturen überall an und erreichten am folgenden 
Tage mit 27.1° C die höchsten Werte, die während der Ausreise auf dem Ozean gemessen wurden. 
Der NE-Passat bestand also sichtlich in den unteren Luftschichten aus niedriger temperierten 
Luftmassen als der SE-Passat. Gleichzeitig veränderten sich auch die Wassertemperaturen in 
derselben Art und Weise. Am markantesten unterschieden sich NE- und SE-Passat hinsichtlich 
der Sicht. Nach den trüben und diesigen 'lagen im NE-Passat wirkte die glasklare Luft des SE- 
Passats besonders überraschend und bezaubernd. 
Auf der Heimreise wurde die Uebergangszone vom SE- zum NE-Passat am 13. VI. fast an 
derselben Stelle passiert. Am Morgen des 13. VI. befanden wir uns noch im SE-Passat. Sehr 
klare Kimm und Passatcumuli waren bei leichtem südöstlichen Wind unverkennbare Anzeichen. 
Bemerkenswert war noch die häufige Bildung von Ci - Cu in großer Höhe. Die Wolken bildeten 
sich zunächst als leichte Schleier, nahmen nach einigen Minuten Ci - Cu - Form an und lösten sich 
meist nach kurzer Zeit wieder auf um dicht daneben oder an derselben Stelle von Neuem zu ent- 
• stehen. Um 10 30 wurde unter 4° 24’ N. und 28° 24’ W. Länge ein Pilotballon aufgelassen (Nr. 71), der 
bei 4500 m in A - Cu, die sich inzwischen gebildet hatten, verschwand. Bis zu dieser Höhe hinauf 
herrschte SE-Passat von durchschnittlich 7 m/sec. Gegen 13 00 traten in 2500 m St-Cu auf und 
bald nachher erschienen im N und NE Cu - Ni. Beim Passieren der Cu - Ni, aus denen etwas 
großtropfiger Regen fiel, wechselte um 13 M der 'Wind unter 4° 54’ N. und 28° 18’ W. Länge plötz 
lich auf NNW 4 m/sec. Der Windsprung geschah so unvermittelt, daß die See kabbelig durchein 
ander lief. Ein um 15“, also etwa 1^ Stunden später, hochgelassener Ballon (Nr. 72) ergab, daß 
die Luftschicht mit NNW-Wind nur etwa 300 m mächtig war. Darüber herrschte nach wie vor 
SE-Passat von 3—^1 m/sec, der über 1000 m in E 4 m/sec überging. Mit dieser Windrichtung wurde 
der Ballon bei 2800 m von St - Cu verdeckt und kam außer Sicht. Gegen 16 00 schlossen sich in 
etwa 2000 m Schichtwolken zusammen, aus denen von 16 10 — 20°° anhaltend mäßiger Regen fiel. 
Die Horizontalerstreckung dieses geschlossenen Regengebietes errechnet sich zu etwa 120 km. 
Nach Beginn des Niederschlages bildeten sich auch tiefere Fr - Ni, sodaß mit Ausnahme der hohen 
Temperaturen die Wetterlage einem Aufgleitregen bei uns über See völlig glich. Elektrische Er 
scheinungen wurden weder dieses Mal noch am 3. V. beobachtet. Es traten nicht einmal stärkere 
Funkstörungen auf. Sehr bemerkenswert ist der Temperaturverlauf. Beim Wechsel des SE-Pas- 
sats zum NNW-Wind sank der Thermograph sprunghaft von fast 27 ° C auf 25 0 C. Bis zum Be 
ginn des anhaltenden Niederschlages blieb die Temperatur mit 25° C konstant, um dann während 
des Regens allmählich bis auf 23.5° C zu sinken. Später wurden noch wieder 25° C erreicht und 
dann trat kontinuierliche Abnahme der Temperatur ein, je nördlicher wir fuhren.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.