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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bd. Nr. 3.
liegen bleibt, während sich gleichzeitig der Kern des südlichen Hochdruckgebietes allmählich nach Osten
zu verlagern beginnt und um diese Zeit bereits vor dem westlichen Kanaleingang liegt. (Tafel 18, Abb. 3.)
Mit dieser Entwicklung ist aber gleichzeitig ein, wenn auch geringer Wechsel in der Anordnung
der allgemeinen Strömungsverhältnisse verbunden, insofern nämlich, als dieselben nunmehr eine be
deutende Vereinfachung erfahren haben. Wir finden am 17. August 08.00 nur noch einen Konvergenz
punkt mit zwei sehr klar ausgebildeten Störungslinien, von denen die eine, die Warmfront, fast parallel
der grönländischen Ostküste, die andere dagegen, die Kaltfront, fast meridional nach Süden verläuft.
(Tafel 18, Abb. 4.)
Durch das Zusammentreffen zweier so verschieden gearteter Luftströme ist nun aber die Möglich
keit zur Vertiefung der Grönland-Zyklone geschaffen. Die Schärfe der Gegensätze verdankt aber im
Wesentlichen der langen meridionalen Ausdehnung des atlantischen Tiefdruckssystems ihre Entstehung,
weil auf diese Weise die warme feuchte Tropikluft keine Möglichkeit finden konnte, schon in mittleren
Breiten nach Westen abzufließen, sondern vielmehr durch die Länge der Tiefdruckfront weit nach Nor
den gezogen und hier unmittelbar mit der Strömung des Polarbeckens in Berührung gebracht wurde.
Die Wetter- und Stromlinienkarte vom 17. 8. 28, 08.00 bezeichnet also das volle Entwicklungsstadium des
Sturmes, welches infolge Stationärwerdens der Zyklone nunmehr bis zum 18. August 24.00 anhält, worauf
dann ein allmähliches Abflauen des Windes eintritt. (Tafel 18, Abb. 3—5.)
In der nachfolgenden Tabelle Nr. 6 sind die Luftdruckwerte des Meteor und diejenigen des nahen
Grönlands zusammengestellt worden. Es ist hieraus zu ersehen, wie hoch sich das Druckgefälle des
Seeraumes, in welchem sich Meteor zur Zeit des Sturmes befand, gegen Grönland hin stellte, doch muß
Tabelle 6.
Luftdruckwerte und Druckgegensätze 16. bis 19. August 1928.
16. August
17. August
18. August
19. August
08
19
08
19
08
19
08
19
Meteor
54.7
54.1
47.4
41.4
42.8
45.5
50.0
53.8
Julianshaai .
54
54
50
45
47
47
48
Scoresby
56.9
58.7
60.0
63.0
63.6
63.0
65.4
Mittel-Grönland ....
57.5
60.0
61.0
64.0
65.0
65.0
63.5
61.5
Druckgefälle der Meteor-Position gegen
Grönland
2.8
5.9
13.6
22.6
22.2
19.5
13.5
7.7
Scoresby
2.2
11.3
18.6
20.2
18.1
13.0
11.6
Windrichtung und -Stärke auf Meteor
7.00 Ohr
NNE
4
NNW
7
N
7
NNW 7
10.00 „
NNE
5
N
10
N
8
NNW 6
13.00 „
N
9
N
8
WzN 2
16.00 „
N
2
N
9
N
7
18.00 „
NNE
3
N
9
NNW 11
WzN 3
21.00 „
NzE
5
X-/.W
8
NNW
8
0
23.00 „
N
7
N
10
NW
5
SzW 2
hierbei berücksichtigt werden, daß die Position des Schiffes nicht mit dem Mittelpunkte der Sturm
zyklone zusammenfällt, so daß die Druckunterschiede in Wirklichkeit wohl noch wesentlich höher ge
wesen sein werden, als dies nach den angegebenen Zahlwerten den Anschein hat. Die Zahlen von Inner-
Grönland sind allerdings geschätzt, dürften jedoch der Wirklichkeit ziemlich nahe kommen, wie die zum
Zwecke der Kontrolle beigefügten Werte von Scoresby-Sund beweisen. Deutlich ist jedenfalls aus dem
Diagramm Tafel 18, Abb. 6 er sichtsich einerseits die westwärts gerichtete Ausbreitung und Verstärkung
des Polarhochs, andererseits aber auch der starke Druckfall im Südosten von Grönland und die dadurch
bedingten erheblichen Druckunterschiede zwischen der Dänemarkstraße und Grönland. Ganz klar zu
erkennen ist ferner die sofortige Zunahme der Windgeschwindigkeit entsprechend dem Anwachsen des