P. Troll: Flugklimatologie und Flugineteoroiogie des „Nördlichen Flugweges“.
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nördliche Richtung mit einer leichten östlichen Kompenente bei und drehte endlich am 16. 20.00 end
gültig nach Worden. Mit dieser Drehung setzte starkes Auffrischen ein, so daß die Windstärke zwischen
18.00 und 23.00 von Beaufort 3 auf Beaufort 7 ging, womit gleichzeitig der Seegang stark zulegte, wäh
rend am 17. August 01.00 bereits Beaufort 10 erreicht wurden. Nach vorübergehendem geringen Abflauen
wurde am 18. August 19.00 sogar Windstärke 11 erreicht. Mit diesem Zeitpunkte begann der Wind, mehr
und mehr westlich zu drehen, ein sicheres Zeichen dafür, daß sich die bisher südöstlich von Grönland
liegende Sturmzyklone langsam entfernte, und damit setzte ein allmähliches, wenn auch mehrfach
unterbrochenes Abflauen ein, welches um so weiter fortschritt, je mehr sich der Wind in die West
richtung einstellte. Die Tafel 20, Abb. 6 gibt die genaue Lage des Sturmgebietes mit den gemessenen
Windstärken an; man kann daraus erkennen, wie der Wind mit dem Einschwenken in die Nordrichtung
schnell zulegt und andererseits vor Südgrönland mit dem Uebergang nach westlichen Richtungen so
gleich abzuflauen beginnt. Unter den einzelnen Beobachtungspunkten resp. Zeiten ist eine entsprechende
Auswahl getroffen worden, da bei einer Eintragung aller zur Verfügung stehender Beobachtungen
zweifellos die Uebersichtlichkeit ganz bedeutend gelitten hätte und durch die eingetragenen Punkte wohl
ein genügend deutliches Bild erreicht wird.
Für die Entwicklung der Wetterlage dieser Sturmperiode war das erwähnte Depressions-System
bestimmend, welches vom amerikanischen Kontinent her gegen den Atlantik vordrang. Ein Kern dieses
Systemes lag am 14. August etwa in der Mitte der Davis-Straße, ein zweiter ungefähr unter der Länge
von Julianehaab und der Breite von Neufundland. Hochdruckgebiete befanden sich über Nordostgrön
land und über den Azoren, von welchen das letztere einen kräftigen Ausläufer weit nach Norden vorge
schoben hatte, so daß eine Art Brücke zum Polarhoch hin entstanden war. Dieser starke Ausläufer des
Azorenhochs behauptete sich während der folgenden Tage, auch behielt der eigentliche Schwerpunkt des
südlichen Hochs annähernd seine anfängliche geographische Breite bei, desgleichen seine von vorn
herein erhebliche Ausdehnung in meridionaler Richtung; er verschob sich jedoch allmählich nach Osten.
Dieser Bewegung folgte zunächst das Tiefdruckzentrum, das von Neufundland her kam, während
der zweite Kern des Systems in der Davis-Straße hängen blieb, jedoch ein kleines Teiltief nach Osten
vorschob, so daß dadurch eine lange fast meridional gerichtete Tiefdruckfront hergestellt wurde. Gleich
zeitig wanderte der Schwerpunkt des Grönlandhochs weit nach Nordosten ab, während über Labrador
und Neufundland ein neuer Hochdruckkern auftrat. Dieser Druckzustand kann als das Anfangs-Stadium
des Sturmes angesehen werden. (Tafel 18, Abb. 1.)
Betrachtet man die Strömungsverhältnisse der Luft, so ist zu sehen, daß hier drei Haupt-Quell-
punkte der Luft vorliegen, welche für die Entwicklung des atlantischen Depressions-Systemes ent
scheidend werden. Von diesen drei Quellen hat der Hochdruckschwerpunkt westlich des Golfs von
Biskaya eine eindeutige Wirkung insofern, als seine Strömung ausschließlich für die Ausbildung der
warmen Sektoren beider Tiefdruckkerne in Frage kommt. Die beiden weiteren Ausgangspunkte haben
jedoch beide eine doppelte Wirkung. Das Polarhoch liefert einmal die Nord- und Rückseitenströmung
des nördlichen Tiefdruckkernes, andererseits aber auch teilweise die Vorderseitenströmung des Tiefs
der Davis-Straße, während das Labradorhoch einerseits die Südströmung des Davistiefs, andererseits
aber auch die Vorder- und Rückseitenströmung des südlichen atlantischen Tiefdruckzentrums aussendet.
Die beiden atlantischen Tiefdruckzentren haben also zunächst noch klar getrennte Strömungssysteme.
(Tafel 18, Abb. 2.)
Im weiteren Verlaufe der Entwicklung zeigt sich dann eine beträchtliche Verstärkung des Polar
hochs, sowie eine nicht unwesentliche Ausbreitung desselben in westlicher Richtung, womit eine Zunahme
der Strömungsenergie der Polarluft verbunden ist. Da nun aber gleichzeitig die von Süden anströmende
Luft eine erhebliche Energie besitzt, und damit in der Lage ist, der schon an sich nicht besonders
kräftigen Labradorströmung entsprechenden Widerstand entgegenzusetzen, überwiegt bei dem südlichen
atlantischen Tiefdruckzentrum der Einfluß des warmen Sektors, wodurch dasselbe nach Norden ver
schoben wird. Beide Tiefdruckkerne ziehen sich damit in ein Gebilde zusammen, welches nun an dem
ungefähren Standort des früheren nördlichen Depressionszentrums vor der grönländischen Ostküste