J. Georgi — F. Ahlgrimm — W. Stöbe: Forschungsreise „Meteor“ nach Island—Grönland 1928. 59
Bei der Bedienung des Spiegel-Theodoliten hat sich ein ebenfalls vom sonstigen Gebrauch ab
weichendes Verfahren mit Rücksicht auf die Schiffsbewegungen sehr bewährt: Statt wie sonst das Ver
folgen der Ballone durch Drehen der Azimut- und Höhenschraube zu bewirken, wurden beide Schrauben
außer Eingriff gelassen. Während die linke Hand sich auf den Azimutkreis legt, faßt die rechte den
Sextanten am Triebknopf und bewirkt an diesem gleichzeitig die Höhen- und Azimutverstellung des
Fernrohrs. Zugegeben, daß diese Methode eine gewisse Einarbeitung erfordert, so ist die Feinfühlig
keit des Nachführens, besonders bei den auf dieser Reise gewohnten starken Schiffsbewegungen, ge
genüber der Betätigung der Triebschrauben vielfach gesteigert.
2. Die Messungen.
Insgesamt wurden 82 Höhenwindmessungen während der Reise ausgeführt, davon 72 auf See, 10 an
Land. Die mittlere Höhe der Seeaufstiege betrug 3796 m, diejenige der Landaufstiege 6210 m, die Mittel
höhe aller Aufstiege 4160 m. 6 Aufstiege überschritten 10 km. Der höchste Seeaufstieg erreichte 16 km
(N. 13), der höchste Landaufstieg 17 km (Nr. 23). Diese Höhen entsprechen mit dem bei den früheren
Forschungsreisen der D. S. angenommenen Steigwert 400 m/min einer Endhöhe von 18.3 bzw. 19.4 km.
Die Höhen erscheinen gegenüber den auf Fahrten nach dem mittleren und südlichen Atlantik er
reichten wenig beträchtlich. Es ist jedoch zu bedenken, daß von den 6 teilnehmenden Meteorologen der
D. S. nur 2 bisher solche Aufstiege ausgeführt hatten, so daß einer Anzahl von Aufstiegen die erst im
Laufe der Reise gewonnene Übung noch nicht zugute kommen konnte, um so mehr als auch die Übungs
möglichkeit beschränkt war. Auch der starke Seegang vereitelte oft das Erreichen größerer Höhen.
Am hinderlichsten jedoch erwies sich die Wolkendecke (vgl. Tab. 15).
a) Die Gruppen-Einteilung.
Tab. 14 und Taf. 9 (Deckblatt zur Karte des Reisewegs, Taf. 10) geben die Einteilung der
Aufstiege in klimatische Gruppen, zugleich mit Angabe der in jede Gruppe entfallenden Höhenwind
messungen. Die am einheitlichsten gestalteten Gruppen sind Gruppe I, ausgeprägtes Westwindgebiet,
und Gruppe III im entlang der grönländischen Ostküste weit nach Süden vorgeschobenen Gebiet der
polaren Zunge. Hingegen gehören die Gruppen II (südlich und westlich von Island) und IV (Südwest-
Grönland) uneinheitlichen Übergangsgebieten an.
Tabelle 14. Gruppen-Einteilung der Aufstiege.
Gruppe
Haupt-j Unter-
9
(Nordbreite)
Datum
1928
Aufstieg
Nr.
Zahl der
Aufstiege
Bemerkungen
(
la
54°—63°
8°E—14°W
27.7,—1.8. *)
1—5
5
14
1
1 \
lb
54°—63°
8°E—14°W
31.8—3.9.
74-82
9
1 Nordsee—Färöer
(
2a
63°—64°
14°—23°W
2. 1 )—4.8.
6—13
8
1
II
2b
63°—65°
14°—25°W
5—13.8.
14—28
16
35
/ Süd- und Westküste Islands
1
2c
63—64°
O
1
K
o
3
26—30.8.
63—73
11
1
)
3a
66°
33°—-35°W
15,—18.8.*)
29—34
6
ITT '
18
3b
60°—63°
33°—44°W
22. 3 )—23.8.
45—60
12
j Ostküste Grönlands
IV
4
60°—61°
44°—47 °W
20.—22.8. s )
36—43
8
8
Südwestküste Grönlands
J) 2.8. 08.00 BZ.
*) 19. 8. 04.00 BZ.
s ) 21.8. 20.00 BZ.