K. H. Sol tau: Höhenwindinessungen und sonstige meteorologische Beobachtungen zwischen Hamburg und dem La Plata
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war auf dem Peilkompaßdeck in 18 m Höhe über dem Meeresspiegel eine englische Hütte montiert,
in der ein Thermo- und ein Hygrograph Aufstellung fanden. Diese Registrierinstrumente besaßen
Uhrwerke mit 2 Tage - Umlauf. Besonders bei der Feuchtigkeitsregistrierung kamen die Vor
teile eines 2 Tage-Umlaufs zur Geltung. Die feine Unruhe der Feuchtigkeit im Passatgebiet wurde
sehr deutlich registriert. Dagegen wurde zur Druckregistrierung ein Barograph mit normalem
7 Tage-Umlauf gewählt.
Für Wolkenformen und Hydrometeore wurden die gebräuchlichen internationalen Bezeich
nungen angewandt: Ci = Cirrus, Ci - St = Cirro - Stratus, Ci - Cu = Cirro - Cumulus, A - St = Alto-
Stratus, A - Cu = Alto - Cumulus, St - Cu = Strato - Cumulus, Cu = Cumulus, Fr - Cu = Fracto -
Cumulus, St = Stratus, Fr-St = Fracto-Stratus, Ni = Nimbus, Fr-rNi = Fracto - Nimbus, Cu - Ni
= Cumulo - Nimbus.
@ — Regen, A == Graupel, < = Wetterleuchten.
B. Höhenwindmessungen.
Tabelle 2 enthält die auf der Reise Hamburg — Buenos Aires — Hamburg angestellten Höhen
windmessungen. Die Zeiten sind jeweilige Ortszeiten. Die Positionen gelten nach dem offiziellen
Besteck für die Auflaßzeit der Ballone. Die resultierende Windrichtung ist in Graden des Voll
kreises (90° == E) angegeben. Die resultierenden Windgeschwindigkeiten wie die Geschwindig
keiten der Komponenten sind m/sec. Die Resultanten wurden nach E- und N-Komponenten zerlegt.
Negative E-Komponente entspricht einem Westwind, negative N-Komponente einem Südwind.
Ganze Grade und Zehntelmeter sind Rechnungsergebnisse ohne reale Bedeutung.
Im ganzen wurden 101 Ballonaufstiege durchgeführt. Zur Verwendung gelangten Gummi
ballone der Firmen Continental und Saul. Die Güte der Ballone entsprach nicht den Erwartungen.
Obwohl neue Ballone geliefert waren und die Aufbewahrung im Vorraum zu den Kühlkammern des
Schiffes einwandfrei war, platzten viele Ballone schon beim Füllen. Einzelne Ballone enthielten so
zahlreiche Bläschen, daß man trotz langsamen Füllens Mühe hatte, alle bedenklich sich weitenden
Bläschen in der Ballonhülle mit Gummiflicken zu überkleben. Eine Anzahl von Ballonen platzte
bereits in geringer Höhe. Es muß leider gesagt werden, daß die Leistungen der deutschen Industrie
hinter denen besonders italienischer Firmen weit zurückstehen.
Visiert wurde mit einem nach Wegener und Kuhlbrodt konstruierten Ballontheodo
liten in kardanischer Aufhängung mit vorgeschaltetem Spiegelsextanten, durch den die Kimm in
das Blickfeld gespiegelt wurde. Die Visierungen geschahen von der Brücke aus oder vom Peil
kompaßdeck aus. Die Füllung der Ballone konnte dank dem Entgegenkommen der Schiffsleitung
im Ruderhaus auf der Brücke erfolgen. Da das Ruderhaus durch Schiebetüren zu verschließen
war, konnten die Ballone in völlig ruhiger Luft ausgewogen werden. Diese Anordnung bewährte
sich besonders bei den folgenden Fahrten der „Monte Olivia“, auf denen Herr Bertram die gesamten
Aufstiege durchführte.
Bei hoher oder mittlerer Bewölkung wurden die Ballone von 220 g mit 300 m/min Steig
geschwindigkeit aufgelassen. Steiggeschwindigkeiten entsprechend der Tabelle von Kuhl
brodt 6 ). Bei niedrigen Wolken wurden 55 g- bis 60 g - Ballone mit einer Steiggeschwindigkeit
von 120 m/min aufgelassen.
Auf Tafel 1 - 4 sind die Höhenwindmessungen nach der Methode der Pfeilsäulen dargestellt.
Die an den Säulen in den einzelnen Höhen angebrachten Pfeile fliegen mit dem Winde. Ein kurzer
Strich der Befiederung bedeutet 1 ml sec. Windgeschwindigkeit, ein langer 2 m/sec.
6 ) E. Kuhlbrodt: Die deutsche atlantische Expedition. Ann. d. Hydr. 1927. S. 245.