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Full text: 48, 1929/1930

Walter Knoche: Der „Anstrocknungswert“ als klimatischer Faktor. 
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Die bioklimatische und geoklimatische Oberflächentemperatur. 
Die bioklimatische Oberflächentemperatur dieser imaginären Wasseroberfläche 
ist gegeben: sie entspricht der Haupttemperatur. 
Die geoklimatische Oberflächentemperatur kann bei der Verschiedenheit der 
Objekte natürlich nicht in einem einzigen Sinne definiert werden. Bei gleichen klimatischen Bedingun 
gen hat ein Gletscher eine andere Oberflächentemperatur als ein großer Süßwassersee, dieser eine andere 
als ein kleines Rinnsal oder eine konzentrierte Salzlösung (z. B. ein Salar) oder das Meer oder die Blatt 
oberfläche eines Waldes. 
Die Oberflächentemperatur der festen Erdoberfläche wird sehr variieren je nach den Pflanzen, 
die' sie bedecken, je nach dem Material, aus dem der Boden besteht: Fels, Ton, granulierter oder fein 
körniger Sand (23); auch die Farbe wird von Bedeutung sein. 
Die Hauttemperatur. 
Wenn wir uns bei der Berechnung des biologischen Austrocknungswertes der Haut 
temperatur als Oberflächentemperatur bedienen wollen, so bietet ihre Bestimmung große Schwierigkeiten. 
Man könnte sehr wohl schematisieren, indem man eine konstante Hauttemperatur annimmt, die sich 
also bei irgend einer Lufttemperatur und irgend einer Windstärke, sei es auf physiologischem Wege 
durch die Ernährung, sei es auf hygienischem durch die Kleidung auf einer Höhe von etwa 34° erhält, 
eine Temperatur, die wir bei einer Außentemperatur von 15° (Mitteltemperatur der Erde) und einer 
Windstärke 2 B. als normal ansehen. Man könnte z. B. für ein bestimmtes Gebiet, das geringe Tem 
peraturgegensätze und nur schwache Winde auf weist, in der angegebenen Weise die Hauttemperatur 
festsetzen. In einem solchen Falle hinge an einem Orte von gegebener Höhe der Wert der Aus 
trocknung bei Windstille und im Schatten ausschließlich von der absoluten 
Feuchtigkeit ab. 
Doch können wir für die Berechnung der Austrocknung auch eine variable Oberflächentemperatur 
der Haut einführen (24), indem wir sie, unabhängig von direkten physiologischen Einwirkungen (Be 
wegung, Ernährung usw\) rein physikalisch zu den von außen wirkenden Faktoren in Beziehung bringen. 
Vincent (25) hat eine Beziehung formuliert. Er berechnet die Hauttemperatur für verschie 
dene klimatische Bedingungen in folgender Weise: 
P v = 26,5° -f 0,31° —1,2 v + 0,2 d 
w'obei t die Schattentemperatur (° C), v die Windgeschwindigkeit (m/sec), ö die Differenz zwischen dem 
Schwarzkugel-Thermometer und der Lufttemperatur darstellt. 
Eine spätere Formel desselben Autors gibt die folgende Beziehung: 
P v = 30,1° + 0,2 t° — v (4,12 — 0,131°); 
diese liegt den Berechnungen (vergl. Tabellen 3, 4, 5) zu Grunde. 
Bei der Betrachtung von Gebieten mit so verschiedenartigem Klima, wie Tabelle 3 sie enthält, 
mußten variable Hauttemperaturen einer konstanten vorgezogen werden. 
Die Hauttemperaturen werden mit Vorteil an gewendet, um zunächst einmal einen Ueberblick zu 
gestatten, wenn sie auch nur stark schematisierte Werte darstellen und überdies neuere Untersuchun 
gen andere Beziehungen aufdecken werden. 
Erhöhung der Hauttemperatur durch den Wind bei hohen Lufttemperaturen. 
Die beiden Vincentschen Formeln geben für die Hauttemperaturen schon bei Wind- 
S11116 : P c = 26,5° + 0,3 t° resp. P c = 30,1 + 0,2 t° 
sehr verschiedene Werte; da z. B. bei t = 0° in dem einen Falle P c =26,5° wird und in dem anderen 
Falle P c = 30,1°; bei t — 30° sind die entsprechenden Werte 34,5° und 36,1°; bei t .== — 30° wird P c = 17,5°
	        
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