Skip to main content

Full text: 48, 1929/1930

Lueie Raehder: Grundlagen und Versuch einer landschaftskundl. Gliederung der uördl. algerischen Sahara. 
o 
Einleitung. 
Für die nordafrikanische Wüste war die letzte Hälfte des vorigen Jahrhunderts das eigentliche 
Zeitalter der Entdeckung. Den großen Durchquerungen Barths, Rohlfs, Caillés u. a. folgten kleinere 
Reisen, die sich die Erkundung eines Teilgebietes zum Ziel setzten. So liegt für die nördliche algerische 
Sahara — es sei darunter in der vorliegenden Arbeit das Ighargharbecken und das nach Westen an 
schließende Mzabplateau verstanden — ein Netz von Reiserouten vor, deren Beschreibungen wertvolle 
Kenntnisse von Wüstenstrecken vermitteln. Die Schwierigkeiten der Raumüberwindung, die an die 
Kräfte der Forscher früher beträchtliche Anforderungen stellten, sind heute, im Zeitalter der Technik, 
fast ganz behoben, so daß für die Erkundung von Land und Volk erheblich mehr geleistet werden 
kann. In täglicher Eisenbahnverbindung miteinander stehen die Oasen Biskra und Touggourt; beide sind 
an das große Eisenbahnnetz des Atlas-Hinterlandes angeschlossen und so mit den Häfen Algier und 
Tunis verbunden. Außerdem planen die Algerischen Staatseisenbahnen die Fortführung des Schienen 
strangs bis nach Wargla. Ungleich größer ist aber für den Personentransport die Bedeutung des Auto 
carverkehrs. Das Netz des Autoverkehrsdienstes der Algerischen Staatseisenbahnen verbindet, abgesehen 
von dem Komplex des Großen Erg im Osten, fast alle großen Oasen des Mzab einschließlich El Goleas 
im Süden, des Wadi Rir, des Souf und des Chottgebietes in regelmäßiger wöchentlicher Fahrt. 
Auch das Flugwesen ist hier in ständiger Entwicklung begriffen: viermal in der Woche vermitteln 
Verkehrsflugzeuge eine Verbindung zwischen Südfrankreich und den Häfen Algier und Tunis; es ist 
ohne Zweifel von größter Bedeutung für das afrikanische Frankreich, diesen Flugverkehr, der sich seit 
seiner Gründung (1922) durch Schnelligkeit, Sicherheit und Regelmäßigkeit auszeichnet, von der Küste 
weiter binnenlandwärts auszudehnen, wie es bereits in Marokko (Fes) geschehen. —- So haben sich so 
wohl durch den Anschluß an den Weltverkehr wie durch den Ausbau der Sonderverkehrslinien die Be 
dingungen für die weitere geographische Erforschung des hier betrachteten Gebietes in den letzten 
Jahren wesentlich günstiger gestaltet. 
Nicht immer sind das Ighargharbecken und das Mzabplateau, die sich heute als Sand- und Steinwüste 
darbieten, unfruchtbares Land gewesen; alle Anzeichen und Untersuchungen deuten darauf hin, daß jenes 
noch in historischer Zeit ein Kulturland ersten Ranges gewesen ist. Largeau ist der Ansicht, daß das Land 
früher streckenweise von einer humosen Schlammschicht bedeckt gewesen ist, deren Vernichtung er dem 
Windeinfluß zuschreibt: Ton und Humus sind fortgeweht, der zurückbleibende Sand häufte sich zu Dünen 
an. Ob die Umwandlung des ehemaligen Kulturbodens in Wüste allein die Folge klimatischer Aenderungen 
ist oder ob auch tektonische, morphologische u. ä. Kräfte wirksam gewesen sind, ist trotz mehrfacher 
Deutungsversuche noch nicht restlos geklärt. Die ehemaligen Seen haben sich in tote Salzpfannen ver 
wandelt; die großen Flüsse, die einst das Ighargharbecken durchzogen, sind heute nur als versandete 
Trockenbetten feststellbar, zum Teil nur als unterirdische Flußläufe durch eine mehr oder minder gut 
ausgebildete Kette von Brunnen verfolgbar. Und doch kann diese Umwandlung erst in historischer Zeit 
vor sich gegangen sein: El Bekri berichtet aus dem 11. Jahrhundert, daß das ganze Gebiet zwischen dem 
Djerid und Ghadames aus Sand und Sumpf bestand. 1875 teilt Largeau die Aussagen seiner Begleiter 
im Wadi Rir mit, daß die Alten sich noch an einen ständig fließenden Fluß erinnern könnten, über den 
kleine Brücken führten, deren Reste ihnen noch bekannt gewesen seien. Südlich von Beled Ahmar wurde 
sogar ein Holzschiff ausgegraben, und bei Nefta am Chott Djerid (etwa 250 km Küstenabstand), der noch 
vor 100—150 Jahren befahrbar gewesen sein muß, eine antike Galeere. Die im Sand vergrabenen Ruinen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.