Skip to main content

Full text: 48, 1929/1930

Dr. Heinrich Lösche: Lassen sich die diluvialen Breitenkreise usw. rekonstruierent 
25 
Es liegt nahe, in diesem Falle das Baersehe Gesetz zur Erklärung heranzuziehen, denn das Gefälle ist 
innerhalb des Erzgobirgsbeckens nur sehr gering (1,9 m auf 1 km). Da auf dem ganzen Laufe nur leicht abspiil- 
bare Schichten des Rotliegenden dem Flusse entgegenstehen, ist zu erwarten, daß eine verhältnismäßig geringe 
Kraft der Rechtsablenkung schon in der Gestaltung der Talhänge zur Geltung: kommt. In den Kaltperioden muß 
jedoch die Wirkung gleich Null gewesen sein, denn im oberen Teil der Hänge sind gerade die linken Talseiten 
steiler. Wie ist das zu erklären? Vielleicht so, daß von Osten in der Frostbodenzeit die Schotterzufuhr von den ja 
viel längeren Nebenbächen bedeutend größer war als von den kürzeren westlichen Nebentälern, und daß deshalb 
die Aufschotterung im östlichen Teil der Talaue schneller vor sich ging als im westlichen. Der Fluß selbst schüttete 
daher wohl vorwiegend den westlichen Teil der Talsohle auf. Es bestand so eher die Möglichkeit, daß der nach 
Osten schauende Talhang nnterspült wurde. 
X. Die Entstehung der ungleichseitigen Flußgebiete der Pleiße und Mulde. 
Hat man erkannt, daß die Entstehung der Tal Ungleichseitigkeit auf eine einseitige Seitenerosion 
zurückzuführen ist, die stets mit einer wenn auch geringen Tiefenerosion verbunden war, so kann man 
sich auch an eine Erklärung der ungleichseitigen Flußgebiete der Pleiße und Mulde heranwagen, die, 
wie bereits betont wurde, in enger Beziehung zu den ungleichseitigen Tälern stehen. In Kapitel IV war 
beschrieben worden, daß bei Mulde und Pleiße, den Hauptflüssen des Erzgebirgsbeckens, eine bemer 
kenswerte Ungleichseitigkeit der Wasserscheiden und der Talrichtungen der Nebenbäche besteht. Die 
Wasserscheiden liegen auf den Ostseiten der Flußgebiete stets weiter von den Hauptflüssen entfernt 
als auf den Gegenseiten. (Vgl. Übersichtskarte.) Gleichzeitig bevorzugen die Nebenbäche östlich der 
Hauptflüsse die Richtung SO—NW, während sie westlich von WSW nach ONO oder von W nach O 
fließen. Einige sind sogar der allgemeinen Abdachung des Beckens entgegengerichtet. Sie fließen von 
NW nach SO. Wie hat man sich die Entstehung dieser Ungleichseitigkeit zu denken? Heute liegen 
keine Gründe mehr vor für eine Bevorzugung der Ostseiten der Flußgebiete und der Richtung NW—SO 
für die Nebenbäche rechts und links der Hauptflüsse. Es gilt jetzt sogar ganz allgemein, daß die west 
lichen Nebenbäche der Pleiße und Mulde, die von W nach O oder sogar von NW nach SO fließen, ihre 
wasserreichsten Nebenbäche aus SW erhalten. (Vergleiche dazu das Rudelswalder Tal, das Sahnau-Tal 
und das Tal des Lopitzbaches auf Meßtischblatt Meerane.) 
Auch in diesem Falle ist an eine vorzeitliche Entstehung zu denken. Es war bereits angedeutet 
worden, daß diese Ungleichseitigkeit der Flußgebiete in Ausdehnung und Richtung offenbar im Zu 
sammenhang steht mit der Ungleichseitigkeit des Talquerschnittes. Die Richtung der größten Talun 
gleichseitigkeit (SO—NW) fällt mit der normalen Richtung der östlichen Nebenbäche zusammen. Auf 
den Westseiten jedoch ist sie der im Sinne der Abdachung verlaufenden Fließrichtung der Nebenbäche 
gerade entgegengerichtet. Die Nebenbäche scheinen deshalb eine Zwischenrichtung zu NW—SO und der 
durch die Abdachung gegebenen Richtung SW—NO einzunehmen. Sie sind aber meist sehr kurz. 
Aus allem geht hervor, daß als Ursache dieser ungleichseitigen Flußge 
biete wohl die Entstehung des ungleichseitigen Talquerschnittes zu gelten 
hat. In Kapitel IX war dargestellt worden, daß die Bildung der Talungleichseitigkeit auf die ein 
seitige Seitenerosion der Bäche zurückzuführen ist, aber außerdem war stets eine gewisse Tiefenerosion 
damit verknüpft gewesen. 
Untersuchen wir, wie diese beiden Tatsachen bei den Tälern der größten und bei den Tälern der 
geringsten Ungleichseitigkeit gewirkt haben. Bei den ersteren wird in den Zeiten der Bildung dieser 
Talasymmetrie die Seitenerosion und damit auch die Tiefenerosion am energischsten tätig gewesen sein. 
Durch die einseitige Seitenerosion vergrößert ein Bach das Einzugsgebiet nach einer Seite immer mehr, 
während er die Gegenseite mehr und mehr verkürzt. Jedoch durch das Tieferlegen der Basis für seine 
Nebentälchen wird er deren Erosionskraft erhöhen. Diese werden Kraft gewinnen, sich rückwärts in 
die Hänge hineinzuarbeiten, ihre Einzugsgebiete auf Kosten der benachbarten Tälchen, die vielleicht un 
günstiger gestellt sind, zu erweitern.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.