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Aus dem Archiv der Deutscheu Seewarte. — 48. Bd. Nr. 7.
graphischen Verhältnissen des Untergrundes abhängig. Das kann aber unsere Einwände nicht entkräften,
und wir stimmen Solch (103. S. 210) bei, der aus Fabres Arbeit entnimmt, daß auch im Pyrenäenvor-
lande die Talungleichseitigkeit nicht geklärt ist.
2. Vorherrschende Winde.
Nach A. Penck (77) kann die Asymmetrie nur durch die einseitige Seitenerosion der Flüsse erzeugt
worden sein. Diese wird hervorgerufen durch die vertriftende Wirkung des Windes. Auf einem senk
recht zur Windrichtung fließenden Strom wird der Wind quer zur Stromrichtung oberflächlich eingreifen.
Er wird durch Wellenschlag und Verlegen des Stromstrichs nach einer Seite das Ufer einseitig unter
spülen und so den Talhang absteilen. Allgemein würde dann gelten, daß die Gegenhänge der vor
herrschenden Winde steiler sind.
V i 1 o v o (114) hat diese Theorie schon einmal für die ungleichseitigen Ufer der unteren Donau ver
wendet. Dort ist die Erklärung angebracht, denn bei diesem Strom hat der Wind genügend Fläche zum
Angreifen, auch fließt das Wasser verhältnismäßig langsam. Doch bei den kleinen, von Buschwerk völlig
verdeckten sächsischen Bächen, die außerdem meist tief eingeschnitten sind und schnell fließendes
Wasser besitzen, wird die Wirkung gleich Null sein.
Smolenski (101) hat das gleiche gegen Penck einzuwenden. Nach ihm ist die Wirkung des vor
herrschenden Windes eine andere. Bei tief eingeschnittenen Tälern ist das direkte Einwirken des
Windes auf die Wasseroberfläche ausgeschlossen, aber auf den Hängen wirkt er, und zwar denudierend.
Die Verwitterung ist auf dem vom Wind getroffenen Hang schneller, der Pflanzenwuchs geringer. Der
Hang wird zur neuen Verwitterung immer wieder bloßgelegt, er flacht ab. Da die flachen Hänge dem
Osten gegenüberliegen, müssen die Winde aus Osten vorherrschen. Da das heute nicht mehr der Fall
ist, war es zur letztvergangenen einflußreichen geologischen Periode im Diluvium. Der im Lee des vor
herrschenden Windes liegende Hang mußte steil bleiben.
Die Gegenwart muß Smolenski schon ausschließen, weil der Ostwind nicht mehr vorherrscht. Es ist
fraglich, ob im Diluvium zur warmen Jahreszeit, denn nur dann wären die Vorgänge, die Smolenski
beschreibt, möglich, auch noch Ostwinde als herrschend angenommen werden können. Die Ansicht ist
wohl zu begründen, daß mit der warmen Jahreszeit die winterliche Antizyklone über der europäischen
Eisdecke eine weit geringere Ausdehnung hatte, und daß die nach Süden verdrängten Zyklone wieder
nach Norden vorstießen. Weiter wird die Windwirkung gegenüber einem viel wichtigeren Faktor
zurückgetreten sein, Pflanzenkleid und Verwitterung werden sich nach der Sonnenexposition gerichtet
haben.
3. L ö ß w i n d e.
Andere Erklärungsversuche nehmen den einseitig gelagerten Löß oder Lößlehm als Ausgangspunkt,
Löß und Lößlehm sind äolischer Entstehung. E. Tietze (108), der in den achtziger Jahren in Podolien
kartierte, nimmt an, daß Westwinde den Lößstaub herbeigebracht und im Lee der Zwischentalrücken
abgelagert haben. Als ähnlicher Vorgang erscheint die Dünenbildung, wo Sand auf der Luvseite der
Düne hinaufgefegt wird und im Lee sich ablagert. Das ursprünglich gleichseitige Talprofil sei durch
den einseitig lagernden Löß ungleichseitig geworden.
H i 1 b e r (41), U h 1 i g (112) und Dunikowski (10) haben im gleichen Gebiet festgestellt, daß die
ungleichseitigen Talgehänge bestehen bleiben, auch wenn man sich die Lößdecke abgehoben denkt. Tietze
änderte später seine Ansicht dahin (111), daß die äolischen Niederschläge die Leeseite mehr und mehr
verhüllen und allmählich dem am Fuße des Hanges fließenden Bach einseitig verschütten, so daß dieser
zum Verlassen seines Bettes gezwungen wird und nun einseitig das Talgehänge unterspült. Jedoch der
Löß ist nicht aus W, sondern aus N und NO (95, 107) gekommen.