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Full text: 48, 1929/1930

I,ucie ßaelider: Grundlagen und Versuch einer landsehaftskundl. Gliederung der nördl. algerischen Sahara. 53 
einem in 4—5 m Tiefe gelegenen großen Grundwassersee. Man gräbt die Gärten so tief ein, daß die 
Wurzeln der Bäume diesen Wasserspiegel erreichen. Außer den Palmen werden Gemüse, guter Tabak 
und ein wenig Baumwolle angebaut. Um diesen Kulturen die unbedingt erforderliche Bewässerung zu 
verschaffen, gräbt man in den Gärten Brunnen, doch sind diese wegen Ger hohen Grundwasserschicht 
nicht unbedingt notwendig. Obwohl der Rand der Pflanzengruben durch Palmblattzäune geschützt wird, 
dringen doch fortwährend größere Sandmengen in die Kulturen ein. Durch das fortgestzte Ausschaufeln 
dieses Sandes erhöht sich der Sandwall immer mehr, so daß nach einiger Zeit ein neuer Zaun über den 
alten gesteckt werden muß. Der Anblick der Soufoasen ist somit ein äußerst eigenartiger: von den 
Kulturen ist nichts zu sehen, nur die Wipfel der höchsten Dattelpalmen überragen den Rand der Ein 
senkung. 
Auch durch die Bauart der Häuser unterscheidet sich das Souf von allen andern Oasen. Die bereits 
erwähnten Gipskristalle liefern nämlich das Baumaterial, aus dem sämtliche Häuser und Mauern 
errichtet sind; als Zement dient gebrannter Gips. Auch die Gestalt der Häuser ist auffallend: alle 
laufen nach oben kuppelförmig zu, so daß ein Dorf odfer eine Stadt ganz das Aussehen von „zahllosen 
aneindergereihten Bienenkörben“ hat 56 ). Diese Form erklärt sich aus dem Mangel an Bauholz. Man ver 
fertigt für die Kuppeln Bogengerüste aus zusammengebundenen Palmblattstielen, setzt diese den manns 
hohen Mauern auf und mauert die Wölbung darüber. Häufig bestehen die Gebäude aus einem viereckigen 
Hof, um den herum Wohnhaus, Vorratskammern und Viehställe gebaut sind. Sie bestehen ausnahmslos 
nur aus einem Erdgeschoß. Nahe am Eingang befindet sich oft ein aus Palmen eingefaßter Platz, auf 
dem ein Zelt als Sommerwohnung errichtet ist, wie Mircher dies von Amich beschreibt 57 ). Amich leitet 
wie ein langgestreckter ländlicher Vorort zur Hauptstadt des Souf über. Diese, El Oued, besteht aus 
ca. 1000 Häusern mit wenig bemerkenswerten Moscheen und ist von einer weißen Gipsmauer umschlossen, 
deren einzelne Trümmer noch stehen. Nach Norden zieht sich ebenfalls eine Reihe isolierter Häuser, 
ähnlich dem südlichen Vorort, hin. Von den übrigen Oasen verdienen nur das saubere, gut erhaltene 
Guemar im Norden und das kleine Tarzout, dessen vertieft angelegte Gärten durch eine Mauer aus Gips- 
kristallen geschützt wird, genannt zu werden. Desor sagt vom Souf, daß man es hier, wie sonst nirgends 
in der Welt, im eigentlichen Sinne des Wortes mit Städten und Dörfern von Kristall zu tun habe. 
Nach Süden nimmt die im Norden verhältnismäßig reiche Vegetation ab. Die Dünen treten näher 
aneinander, der Boden ist mit Steinen bedeckt 58 ), und eine Vertiefung reiht sich an die andere. Das 
Gelände wird einförmiger und geht in eine vegetationsreiche Ebene über, die als Weidegrund sehr ge 
schätzt wird. Dann wird unter den niedrigeren isolierten Dünen auch an der Bodenoberfläche dbs 
Relief, der Felsuntergrund, sichtbar — bis endlich in der Breite von Beregof die mächtigen Sanddünen 
sich dichter zusammendrängen und die geschlossene Sanddünenwüste des Erg beginnt. 
VII. Die Sanddünenwüste des Erg. 
Den südlichen Teil des Ighargharbeckens nimmt die ausgesprochene Landschaft der reinen Sand- 
wüste ein. Die Abgrenzung gegen den Süden und Osten ist unmittelbar gegeben durch den Rahmen 
des Kalktafelhochlandes. Im Westen begrenzen die Hamaden des Mzabrückens mit einem merklichen 
Steilabfall die Landschaft der Sanddünen, während im Norden kein günstiger Grenzraum zu verzeichnen 
ist. Hier greifen die Sanddünen, wie im Souf, bis weit nach Norden vor, so daß im Ubergangsraum zur 
Salzsumpflandschaft der Depression sich keine genaue Grenze ziehen läßt. Gleich einem riesigen Sektor 
läßt sich diese Landschaft der Sanddünenwüste aus dem ganzen Gebiet des Ighargharbeckens heraus 
schneiden und nimmt mit etwa 120 OOOqkm auch die größte Fläche unter den Landschaften des Beckens 
ein. Vom etwa 350—400 m hohen Rand der Schichttafel von Tinghert und der Hamada von Homra senkt 
sich diese Sandldünenwüste sanft nach Norden und liegt im Mittel etw r a 250 m über dem Meeresspiegel. 
M ) Dösor, Le Sahara et les Oasis. Bull, de Soe. Sc. nat. de Neufchätel 1863, 
57 ) Mircher, Missiou de Ghadames, 1862. S. 137. 
M ) Mircher, a. a. O., Karte S. 125,
	        
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