Aerologische u. Hydrographische Beobacht, der deutsch. Marinestot. währ. d. Kriegszeit 1914 1918. —1925. Heft 2,
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wurde. Die Riehtung'sangaben -erwiesen «ich daher als unbrauchbar. Nachdem außerdem ein Strom
messer infolge zu starker Belastung verloren gegangen war, wurde auf die Beobachtung der Strom
richtung ganz verzichtet. Dies konnte auch ohne große Bedenken geschehen, weil der Strom jeden
falls an der Oberfläche parallel der Stromrinne lief. Auf die Untersuchung von Einzelheiten, wie des
Drehungssinnes vom Flut- zum Ebbstrom usw. mußte, von der Oberfläche abgesehen, verzichtet
werden. Die Strombeobachtungen beschränkten sich also fast ganz auf das hier für die Schiffahrt wich
tigste Element, die Stromgeschwindigkeit. Die zunächst vorhandenen Bedenken, ob diese auch bei
größeren Geschwindigkeiten trotz nicht immer völlig vertikaler Lage des Propellers hinreichend genau
sein würden, wurden durch Vergleichsmessungen mit dem Reelingslogg zerstreut, die bei den in der
Oberfläche angestellten Parallelbeobachtungen völlige Uebereinstimmung ergaben, so daß die Beobach
tungen der Stromgeschwindigkeit jedenfalls innerhalb der Genauigkeit der Reelingsloggmethode ge
nau sind. — Die Messungen mit dem Strommesser wurden fortlaufend nacheinander an der Oberfläche,
in einer Mitteltiefe und 1 m über dem Grunde durchgeführt, so daß nach Ablauf etwa einer halben
Stunde jeweils die neue Serie begann. Bei der letzten, der dritten Reihe, wurde nur an der Oberfläche
und 1 m über dem Boden beobachtet.
Außerdem wurde neben der Feststellung von Windrichtung und -stärke jede halbe Stunde Wasser
von der Oberfläche genommen und mit der Meyer’sehen Schöpfflasche 1 m über dem Grunde zur Tem
peraturmessung und Gewinnung von Wasserproben zur späteren Salzgehaltsbestimmung. Die Titra
tionen wurden vom Verfasser in einem in Antwerpen eingerichteten kleinen Laboratorium ausgeführt.
Die Bearbeitung des Materials erfolgte in folgender Weise: Die einzelnen Werte für
Stromgeschwindigkeit, Salzgehalt und Temperatur wurden auf Millimeterpapier eingetragen und, wie aus
den auf Tafel 5 dargestellten ausgewählten Beispielen ersichtlich ist, durch Gerade verbunden. Hier
bei wurden Ebb- und Flutstrom von einer Nullinie aus nach entgegengesetzter Richtung abgetragen, so
daß die Geschwindigkeitskurve beim Uebergang vom Flut- zum Ebbstrom und umgekehrt durch die Null
linie hindurchging. Den Kurven wurden die Werte für die gesamte Dauer des Flut- oder Ebbstroms
zwischen den aufeinanderfolgenden Durchgängen durch die Nullinie entnommen, ebenso auch die Dauer
des über V> Sm/stde starken Flut- oder Ebbstroms. Durch planimetrische Ausmessung wurde weiter
die mittlere Geschwindigkeit des Flut- bzw. Ebbstromes festgestellt und ebenso der mittlere Salzgehalt.
Aus der Dauer der einzelnen Tidenströme und ihrer mittleren Geschwindigkeit wurden die Wassermengen
abgeleitet, die an dem Beobachtungspunkte während der ganzen Dauer des Stromes durch die Flächen
einheit des Querschnitts hindurchverfrachtet wurden, ebenso auch unter Benutzung des mittleren Salz
gehalts die hierdurchgeführte Menge Meerwasser unter der Annahme, daß das reine Meerwasser einen
Salzgehalt von Bo 0 /»» besitzt. Bei dieser letzteren Rechnung wurde nicht wie sonst überall im folgenden
der tatsächlich festgestellte Salzgehalt, sondern der Wert S' ‘) zugrunde geleigt. Um S' ableiten zu
können, wurden oberhalb Antwerpens bei Ternsche Wasserproben genommen, aus deren Analyse her
vorging, daß aus dem Halogengehalt des vom Meere unbeeinflußten Scheldewassers ein Salzgehalt von
0.08 °/oo abzuleiten ist. Die Werte S' wurden dann durch Verkleinerung der tatsächlichen Salzgehalte
um 0.08 °/oo gewonnen. Sie wurden aber nur als Zwischen werte abgeleitet. Die Werte in den Ta
bellen sind die durch Titration gewonnenen tatsächlichen Salzgehalte. Die aus den Beobachtungsreihen
abgeleiteten Ergebnisse sind in den Tabellen 26—28 zusammengestellt.
2. Beobachtungsreihe auf der Schelde bei Austruweel unterhalb von Antwerpen vom 31. Juli bis
16. August 1917, bei Ternsche am 16/17. August und bei Lillo am 19. August 1917.
Als erster Beobachtungsort (Position 1) wurde ein im Stromstrich gelegener Punkt auf der Schelde
unterhalb von Antwerpen gewählt, genauer 1500 m unterhalb der Kattendyk-Schleuse und 170 m querab
vom Deich des rechten Flußufers. Die Position ist auf Figur 7 verzeichnet. Die auf der Karte ange-
*) vergl. Martin Knudsen, Über die Bestimmung von S‘, Meersalzgehalt des Brackwassers. Publications de
cireonstauce Nr. 56. Kopenhagen 1911.