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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

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Prof. Dr. 1!, Schulz: Pie Gezeiten an der flandrischen Küste und auf der unteren Schelde. 
In gleicher Weise wie die Flut- und Ebbströmutig war auch die resultierende Wasserversetzung, 
der Reststrom, stark abhängig vom Winde am Orte und über der Nordsee. Die Beobachtungsmethode, 
die eine Verfolgung des Schwimmkörpers nur bei klarem, sichtigem Wetter und bei Windstärken unter 
etwa 5 Beaufort gestattete, brachte es mit sich, daß Messungen vor allem hei nördlichen bis östlichen 
Winden stattfanden, bei diesen waren die genannten Bedingungen am ehesten erfüllt. Die bei der Einzel 
betrachtung der Stromkörper durch Vergleich der Positionen bei gleichen Tidenzeiten im Abstande von 
ein oder zwei Tiden festgestellten Versetzungen stellen daher durchaus nicht mittlere Verhältnisse dar. 
Da aus der obigen Diskussion der einzelnen Triftbahnen hervorging, daß die wechselnde Ent 
fernung von der Küste in hohem Maße durch den Einfluß der Bänke verursacht war, der Wind jeden 
falls eine geringe Rolle spielte im Vergleich mit seinem Einfluß auf die küstenparallel gerichteten 
Wasserbewegungen, wurde die resultierende Versetzung in zwei Komponenten zerlegt in eine senk 
recht und in eine parallel zur Küste. Die erster© ist eingehend bei den einzelnen Treibkörpern be 
trachtet. Die Geschwindigkeiten der parallel der Küste gerichteten Restströme sind in folgender Tabelle 
zusammengestellt. 
Tabelle 25. 
Durch Treibkörper festgestellte Restströme parallel der flandrischen Küste. 
Schwimm 
körper 
Reststrom 
kanalwärts 
scheldewäi'ts 
vorwiegende Winde 
sm/stde 
sm/stde 
B 
0.19 
nördlich 1—2 
D 
0.14 
nördlich 1—2 
F 
0.46 
nordöstlich 3—i 
G 
0.0 
umlaufend 1—3 
H 
0.0 
umlaufend 1—3 
.1 
0.6 
westlich 3—4 
L 
0.3 
nordöstlich 0—2 
P 
0.1 
umlaufend 1—3 
Q 
Betrag : ? 
südwestlich 2—3 
U 
0 25 
nordöstlich 1—2 
Die Beobachtungen ergeben demnach, daß Winde aus dem Quadranten 
von Nord bis Ost einen kanalwärts gerichtetem Reststrom, Winde zwischen 
Süd und West einen entgegengesetzt gerichteten Reststrom verursachen. 
Bei Windstärken 1—2 Beaufort war die Geschwindiigkei t 0.2—0.3 Sm/stde, bei 3 
bis 4 Beaufort etwa J^Sm/stde! Das sind recht hohe Beträge, sie zeigen, ebenso wie die zahl 
reichen oben gegebenen Beispiele, in welch hohem Maße im Bereiche der flämischen Bänke der Wind 
die Strömung beeinflußt. Es bestätigen diese durch Messungen gefundenen Tatsachen die Erfahrungen 
der flandrischen Fischer, die übereinstimmend die große Abhängigkeit der Strömungen vom Winde be 
tonten, wie durch Befragen festgestellt wurde, 1 ) 
Da im Bereiche der flandrischen Küste westliche und südwestliche Winde überwiegen, ist der 
Reststrom im Mittel vom Kanal fortgerichtet. Hierfür liefern die am 2. Mai 1899 durch G. Gilson bei 
Feuerschiff „Westhinder“ 2 ) ausgesetzten Flaschenposten den experimentellen Beweis. Es wurden an 
diesem Tage 50 Flaschen bei Beginn der Flut und 50 Flaschen bei Beginn der Ebbe ausgesetzt. Von 
diesen 100 Flaschenposten waren bis zum 31. Mai 1900, also im Laufe eines Jahres, 53 wieder ge 
1 ) Für die Gebiete in größerer Entfernung von der Küste geht das gleiche aus den Beobachtungen auf den 
Feuerschiffen Wandelaar, Wielingen und West-Hinder hervor, die M. Petit in methodisch und inhaltlich sehr be 
achtenswerten Arbeiten sorgfältig diskutiert hat in: Annales des travaux publics de Belgique, tome XLIX und LI, 
Bruxelles 1892 und 1894. 
2 ) G. Gilson, Exploration de la mer sur les cotes de la Belgique en 1899. Extrait des Mémoires du Musée royal 
d’histoire naturelle de Belgique. Tome I. Bruxelles 1900. Außer den oben erwähnten sind noch 400 Flaschenposten: 
hei „Westhinder“ ausgesetzt worden, deren Bearbeitung aber noch nicht erschienen ist.
	        
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