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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

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Prof. Dr. B. Schulz: Die Gezeiten au der flandrischen Küste und auf der unteren Schelde. 
Ebbstromtrift südlich der Stroombank führte immer mehr von der Bank ab, die Richtung und Geschwin 
digkeit ließen keine Beeinflussung durch diese mehr erkennen, die Richtung war N125°—115° W, die 
größte Geschwindigkeit des Ebbstromes 2.7 Sm! Leider geriet der Schwimmkörper um 10*4 hV außer 
Sicht, um 6h N desselben Tages wurde er bei Lombartzyde-Bad an Land getrieben. 
Die Versetzung des Treibkörpers nach SW parallel der Küste war in diesem Falle ganz erheb 
lich. Werden z. B. die Orte 6 h nach H.W. verglichen, so ergibt sich im Laufe einer Tide eine Ver= 
setzung kanalwärts um 5% Sm, also um 0.46 Sm in einer Stunde. 
An beiden Tagen lagerte über England hoher Druck, das Tiefdruckgebiet lag über Finnland. 
Über der ganzen Nordsee, besonders in deren westlichem Teile, herrschten daher nördliche Winde, ln 
Ostende wurde beobachtet: am 17. Juni 1916 6 h V : O 2, 11 h V : NN02, 4 h N : NNO 4 9hN :N03, 18. Juni 
2 h V : NO 4, 6 h V : NNO 4, 11 h V : NNO 3, 4 li N : NNO 3, 9 h N : NNO 2. 
Die mittleren Wasserstände waren an beiden Tagen 2.00 und 2.08 m. Der kanalwärts gerichtete 
Reststrom findet also in den meteorologischen Verhältnissen seine Erklärung, es fand ein lebhafter 
Wassertransport in genannter Richtung statt, bei dem, wie aus dem mittleren Wasserstande zu schließen 
ist, kein Aufstau an der Küste stattfand, sondern die gesamten durch den Wind in den Bereich der 
flämischen Bänke herangeführten Wassermassen wieder zum Abfluß gelangten mit einer Geschwindig 
keit von fast / Sm in der Stunde. 
7. Der Treibkörper G (vergl. Tafel 3) liefert ein besonders gutes Beispiel für das Vorhandensein 
von quer zur Küste und den Sänden gerichteten Bewegungskomponenten. Die Aussetzung erfolgte am 
19. Juni 1916 beim Mondalter 3 2*4 Sm querab vom Ostender Schloß, der Ebbstrom mit der maximalen 
Geschwindigkeit von 1.8 Sm führte den Schwimmkörper nach N110° W, nach 1% Stunden aber kam er 
schon aus dem Gesichtskreis, nach 24 Stunden (am 20. Juni) wurde er 0.9 Sm querab 'Mariakerke, also 
südlich der Stroombank, wieder gesichtet und trieb mit dem Ebbstrom parallel der Küste, die maximale 
Geschwindigkeit betrug 1.2 Sm, nach 1*4 Stunden kam er wieder aus Sicht. Am gleichen Tage 8 h N 
wurde er 2 Sm querab vom Ostender Kurhaus wieder gesehen, mußte also, wahrscheinlich während des 
Kenterns, die Stroombank abermals überquert haben. Am folgenden Tage 11 h V wurde G bei Breedene 
an Land getrieben. — Leider konnte der Treibkörper immer nur kurze Strecken verfolgt werden, so 
daß die Einzelheiten der Trift nicht feststellbar sind. Aus dem Vergleich der zu gleichen Tidenzeiten er 
reichten Positionen geht hervor, daß der parallel der Küste gerichtete Reststrom ganz unbedeutend ge 
wesen ist. Die Winde waren zur Beobachtungszeit nur schwach, am 19. Juni 11 h V : W 1, 4hN : WSW 2, 
9 h N : N 3, am 20. Juni 2 h V : N 1, 6 h V : WNW 2, 11 h V : SW 2, 4 h N : SSW 2. Der mittlere Wasser 
stand zeigte aber in diesen Tagen eine bemerkenswerte Veränderung. Für den 18. Juni galt der Wert 
2.08 m, für die Dauer der Beobachtungen aber der mittlere Wert 2.25 in. Dieser Aufstau war offenbar 
die Begleiterscheinung der durch die Verlagerung des Schwimmkörpers angedeuteten küstenwärts ge 
richteten Bewegung. 
8. Treibkörper H (vergl. Taf. 4) wurde am 26. Juni 1916 (MorfBalter 10) 2 h vor H.W. 2 Sm querab 
vom Ostender Palast-Hotel, also nördlich der Stroombank, ausgesetzt. Der Flutstrom war nach N 40 
bis 55° O gerichtet mit 1.8 Sm maximaler Geschwindigkeit. Während des Kenterns zum Ebbstrom, 
2*4 Sm querab Den Haan über der Wenduyne Bank, war die Versetzung quer zur Bank beträchtlich 
ganz im Gegensatz zu den durch die Treibkörper B und F ganz in der Nähe, also südlich der Bank 
festgestellten Befunden. Der Ebbstrom war nach N125°—140" W, also dein Flutstrom entgegengesetzt, 
gerichtet, die größte Geschwindigkeit betrug 2.0 Sm. Das Kentern zum Flutstrom erfolgte rechts herum, 
wie es weiter westlich in gleicher Weise bei A und B stattgefunden hatte. — Wenn wir annehmen, daß 
im Moment des Aussetzens des Treibkörpers das Kentern von Ebbe zur Flut gerade beendet war, ist 
auch diesmal ein Schluß auf die resultierende Versetzung während einer Tide möglich, sie ist genau nach 
Norden gerichtet und beträgt 0.9 Sm. Es hat also keine Verfrachtung kanalwärts stattgefunden, es ist im 
Gegenteil der Transport durch den Flutstrom parallel der Küste noch um einen geringen Betrag größer 
als durch den Ebbstrom in entgegengesetzter Richtung. Die Luftbewegung an diesem Tage war sehr 
schwach, es wurde in Ostende beobachtet 6hV: Wl, 11 hV :SSWl, 4hN : W 3, 6hN :N 1, 9hN :OL
	        
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