Einleitung
Die an das Observatorium des Marinekorps in Flandern von praktischer Seite herantretenden
Anfragen nach Wasserstands- und Strömungsverhältnissen an der flandrischen Küste bildeten für den
Verfasser, der zunächst als Assistent, dann als Vorstand des Observatoriums von Oktober 1914 bis
Oktober 1918 in Flandern weilte, den ersten Anstoß, sich mit den genannten Fragen zu beschäftigen.
Die Unmöglichkeit, auf Grund des vorhandenen in der Literatur verstreuten spärlichen Beobachtungs
materials zu einer klaren Auffassung von den Gezeiten und den Strömungen sowie von der Abhängig
keit des Wasserstandes von Wind und Luftdruck zu kommen, führten dazu, neue Beobachtungen anzu
stellen. Da hierfür von der Vorgesetzten Behörde, dem Generalkommando des Marinekorps, die
erforderlichen Mittel bewilligt wurden, und auch unter dem Personal des Observatoriums sich geeignete
Hilfskräfte fanden, konnte trotz der durch die Kriegsverhältnisse ungünstigen Umstände ein umfang
reiches Beobachtungsmaterial gesammelt werden. Dessen Bearbeitung durch den Verfasser erfolgt in
zwei Teilen.
I. Die periodischen und unperiodischen Schwankungen des mittleren Wasserstandes an der
flandrischen Küste im Zeitraum Oktober 1915 bis September 1918.
Die behandelten Hauptfragen sind:
1. Wie verhalten sich die von der holländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste sowie der
Ostseeküste bereits bekannten periodischen Schwankungen des mittleren Wasserstandes an der
flandrischen Küste, worüber bisher noch nichts bekannt ist?
2. Wie hängt die Höhe des Wasserstandes an der flandrischen Küste
a) vom Winde am Ort ohne Berücksichtigung der Wirkung des Luftdrucks,
b) vom Luftdruck alleih,
c) allein vom Winde am Ort nach Ausschaltung der Luftdruckwirkung ab?
II. Die Gezeitenerscheinungen an der flandrischen Küste und die Tidenströmungen auf der
unteren Schelde.
Der erste Teil bildet den Gegenstand der folgenden Arbeit, der zweite Teil wird im Laufe dieses
Jahres beendet werden.