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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

Dr. B. Schulz: Die perlod. und unperiod. Schwankungen des Mittelwasserstandes an der flandrischen Küste. 19 
wohnlich große Verspätung ist wohl als Folge der den Küstenbeobachtungen und dem Isobarenverlauf 
über der ganzen Nordsee zunächst noch anzunehmenden steifen bis stürmischen Südwinde anzusehen. 
Andererseits beginnt das Rückdrehen des Windes im Nordseegebiet im Süden an der flandrischen 
Küste. Dem Einsetzen der Südwinde folgt das Fallen des Wasserstandes erst mit siebenstündiger Ver 
spätung, offenbar weil die über der übrigen Nordsee zunächst noch herrschenden stürmischen W-Winde 
einen schnellen Abfluß verhindern (verg. Tafel 2, Nr. 2). 
d) Aufstau, bevor am Orte der aufstauende Wind einsetzt. 
Vom 29. August 1916 vorm, bis 30. August nachm, zog ein Minimum von etwa 742)4 mm von 
der Biscaya-See über Nordwestfrankreich nach der flandrischen Küste, von wo aus es unter Auffüllung 
an der Südseite einer über Dänemark gelegenen Zyklone bis zum 31. August 8 h V etwa bis zum Gebiet 
zwischen Weichsel und Memel vorrückte (s. Tafel 2, Nr. 3). Beim Vorüberziehen dieses Minimums traten 
schnelle Wasserstandsänderungen an der flandrischen Küste von beträchtlichem Ausmaße ein. — Zu 
nächst wurden in Ostende schwache Winde aus Süd aufgezeichnet, die mit Annäherung des Tiefs etwas 
auffrischten und links nach Ost und Nordost (29. VIII. 2 h , 7 h N), dann mit Verlagerung des Kerns des 
Tiefs nach der Straße von Dover wieder rechts drehten nach S (30. VIII. 8 h V, 2 h N), weiterhin nach 
Vorübergang des Tiefs schnell nach W, NW und NNW umsprangen und während 4 Stunden zu Sturm 
auf frischten. Im Laufe des 31. August drehte der Wind wieder nach West und Süd unter dem Einfluß 
eines nördlich von England vorrückenden Tiefs, das das vorübergehend von Frankreich bis über ganz 
England ausgedehnte Luftdruckmaximum zurückdrängte. Die am 29. und 30. August 1916 in Ostende 
aufgezeichneten Winde sind in folgender Tabelle wiedergegeben und die für die Doppeltidenzeiträume 
errechneten Mittelwerte der Windrichtung und -stärke auf Tafel 2, Nr. 4 graphisch dargestellt. 
Stündliche Windwerte zu Ostende am 29. und 30. August 1916. 
12-1 
m/sec. 
1—2 
m sec. 
2—3 
m/sec. 
3—4 
m/sec. 
4—5 
m/sec. 
5- 
m / 
-6 
sec. 
6- 
m / 
-7 
sec. 
7—8 
m/sec. 
8—9 
m/sec. 
9—10 
m/sec. 
10—11 
msec. 
11—12 
m/sec. 
29. 
8. 
V 
S 4.1 
S 4.0 
S 
4.7 
S 2.4 
S 1.4 
s 
1.2 S 
i.i 
S 
1.4 
OSO 1.7 
0 
1.5 
0 
2.2 
ONO 2.5 
N 
ONO 3.3 
ONO 4.4 
NO 
5.1 
NO 7.9 
NO 8.5 
ONO 
5.8 ONO 
5.2 
NO 
2.8 
O 2.9 
0 
5.3 
0 
5.3 
O 4.6 
30. 
8. 
V 
SSO 5.7 
S 6.4 
S 
7.3 
S 6.7 
S 5.7 
s 
7.6 
s 
7.8 
S 
6.5 
S 5.6 
s 
6.0 
s 
6.5 
S 4.6 
N 
SSW 2.6 
W 1.5 
NW 
8.6 
NNW 19.0 
NNW 20.4 
NNW 21.1 
NNW 16.1 
NW 
9.6 
WNW9.2 
WNW8.5 
NW 
7.3 
WNW7.3 
Der Wasserstand schwankte infolge der schnellen Windänderung sehr stark. Das vorübergehende 
Drehen des Windes nach Ost und Nordost erniedrigte den Wasserspiegel zunächst etwas. Bereits etwa 
2'A Stunden vor Einsetzen der lokal aufstauend wirkenden W- bis NNW-Winde steigt der Wasser 
spiegel schnell, offenbar, weil die von dem auf der Rückseite des mit seinem Kern über der flandrischen 
Küste lagernden Tiefs herrschenden N- und NW-Winde bewegten Wassermassen an der flandrischen 
Küste bereits stauen, während dort noch Südwinde herrschen. Hier ist also ein Fall vorhanden, wo die 
Kurve des mittleren Wasserstandes nicht eine Phasenverspätung gegen die Kurve der Windrichtung 
aufweist, sondern eine 2)4 stündige Verfrühung. 
e. Wind springt von Süd nach Nord um, ohne daß der mittlere Wasserstand sich wesentlich verändert. 
Unter dem Einfluß eines über dem Norden Englands lagernden Tiefs hat die flandrische Küste 
am 5. und 6. April 1917 bis 3 h N vorwiegend südliche, zunächst leichte, allmählich bis mäßig auf 
frischende Winde. Durch Ausdehnung des über Frankreich lagernden Hochdruckgebiets nach Norden 
über England springt der Wind schnell nach Nord um. Nordwind von 4 Beaufortgraden bleibt bis zum 
8. April 9 h V, worauf ein das Hoch zurückdrängendes Tief wieder westliche Winde bedingt. Das Um 
springen des Windes bleibt ohne größeren Einfluß auf den Wasserspiegel (vergl. Tafel 2, Nr. 5). 
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