I)r. \Y. Peppier: Die Beobachtungen der Marinedrachenstationen Breedene/Meer und St. Michel 1915—1918. 59
entfallen, wird es zulässig sein, die Änderung der Feuchtigkeit vom Morgen zum Mittag als Amplitude
aufzufassen. In Tab. IV sind die mittleren Änderungen vom Morgen zum Mittag aller Tage, an denen
2 Aufstiege stattfanden, berechnet. (Die aus Tab. 1 und 2 abzuleitenden Änderungen würden nicht ein
wandfrei sein.)
Tabelle IV. Änderung der Feuchtigkeit vom Morgen zum Mittag. (Breedene.)
Unten
200 m
500 m
1000 m
1500 m
2000 ui
Oktober—März . . .
. -6.6
-2.0
4-2.6
-f-0.8
-0.1
+7.0
April—September
. -9.9
-3.8
-0.9
-0.2
-1.9
-4.9
Jahr
. -8.2
-2.9
+0.8
--0.3
-1.0
+1.0
Am Boden beträgt die Amplitude im Jahresmittel ca. 8 %. Der Wert stimmt gut mit dem für die
englische Küste angegebenen von 8—10 %. In 200 m ist die Amplitude bereits auf 2.9 % gesunken. Das
Verhältnis der Abnahme stimmt gut mit den vom Eiffelturm bekannten Werten. Hier betragen die
Amplituden: 1 )
2 m (Pare. S. Maur) Eiffelturm (302 m)
Winter 18 0 0 8 °/o
Sommer 38 °/o 24 °/o
Die Amplituden des kontinentaleren Eiffelturms sind natürlich größer.
Oberhalb der bis kaum 500 m reichenden Bodenschicht sinkt über Breedene die Amplitude auf
einen minimalen Wert. In größeren Höhen sind die Zahlen wegen der nicht ausreichenden Beobach
tungen unsicher.
II. Die Wolkenhöhen.
Bekanntlich werden die Wolkenhöhen bei Fesselaufstiegen in der Weise gemessen, daß im Augen
blicke des Eintauchens des Flugkörpers in die Wolke Drahtlänge und Höhenwinkel festgestellt werden.
Danach berechnet sich leicht die Höhe der Wolke über dem Boden von der Winde aus gemessen, meist
unter Anbringung einer Korrektion von 1 % infolge des Drahtdurchhanges. Große Genauigkeit besitzen
diese Wolkenmessungen aus verschiedenen Gründen nicht. Einmal ist der Drahtdurchhang nicht genau
zu bestimmen, und es kann nur mit einer mittleren Erfahrungskorrektion gerechnet werden, und außer
dem sind auch die mit einem einfachen Senkelquadrant gemessenen Höhenwinkel nicht genau genug.
Die Bestimmung der unteren Wolkengrenze, welch letztere an sich meist unscharf ist, bietet schon des
halb Schwierigkeiten, weil das Eintauchen des Flugkörpers in die Wolke eine recht unsichere Beobachtung
ist; im allgemeinen wird das Eintauchen schon erfolgt sein, wenn die Verschleierung des Flugkörpers
für das Auge sichtbar wird. Auch andersartige Irrtümer des Beobachters sind unvermeidlich besonders
in dem Falle, wenn Wolkenfetzen tief unter dem Drachen vorüberziehen. Bei den Angaben der Wolken
form sind gelegentliche Fehler und Unsicherheiten unvermeidlich, um so mehr, als die internationale
Wolkenklassifikation in manchen Punkten unzulänglich ist. Der Aerologe eignet sich im Laufe der Zeit
bei den Drachenaufstiegen halb unbewußt eine abweichende Auffassung von der Nomenklatur der
Wolken an. Man kann bei der Durchsicht der Einzelanfstiege dies deutlich verfolgen. Der Grund ist
darin zu suchen, daß vom aerologischen Standpunkte die Unsicherheiten der internationalen Klassi
fikation sich besonders aufdrängen und die Erfahrungen bei der Drachenaufstiegstechnik die Stellung
des Beobachters zu den Wolkenformen verändern. Ich möchte besonders auf zwei Punkte himveisen, wo
dies zutrifft. Es ist mir an der flandrischen Küste aufgefallen, daß die st-cu-ähnlichen Formen häufig
zwei verschiedenen Wolkenetagen, nämlich der bei 500 und der hei 1500 in angehören; letztere ist die
typische st-cu-Schicht. Die tiefer liegende Form, die der höheren oft dem Aussehen nach sehr ähnlich ist,
aber besser mit cu-st, oder einem tiefen st von st-cu-ähnlichem Aussehen bezeichnet würde, gehört
der untersten Wolkenetage bei 500 in an. Hier kann nur der aerologische Befund aufklären, welcher
Etage die Form angehört. Es besteht aber ein aerologischer Unterschied zwischen den beiden Wolken
formen. Weitere Schwierigkeiten liegen in der Unterscheidung von st und ni. Als Merkmal des ni den
fallenden Niederschlag einer Schichtwolke zu nehmen ist bedenklich, da auch aus dünnen echten Stratus-
V) Hann: Lehrbuch der Met. III. Aufl. S. 240.