Dr. W. Peppier: Die Beobachtuugen tier Marinedraclienstationen Breetlene/Meer mid St. Michel 1915—1918.
119
Woeikof schloß aus der Tatsache, daß in der II. Schicht in der warmen Jahreszeit in keiner
Monatsgruppe der adiabatische Wert erreicht wird, daß der vertikale Luftaustausch (Konvektion) selbst
im Sommer nicht die Spitze des Eiffelturms erreicht, und stößt darin auf Schwierigkeiten mit der Er
klärung der täglichen Periode der Windstärke. Es ist leider nicht möglich, auf die Beziehungen zwischen
dem täglichen Gang der Temperaturgradienten und dem der Windstärke zu den Breedener Beobach
tungen genauer einzugehen, da derselbe aus 2 Drachenaufstiegen nicht mit Sicherheit abzuleiten ist.
Diese Frage könnte gelöst werden durch Aufstellung von Thermographen auf dem Nauener oderEilveser
Funkenturin, von denen bereits die Bearbeitungen der täglichen Periode der Windstärke von H eil -
mann, Koppen und A. P e p p 1 e r vorliegen.
Ich kehre nun wieder zur Tabelle 6 zurück. Aus den Werten für die kalte und warme Jahreszeit
ist zu entnehmen, daß in ersterer auch an der Küste früh morgens der Gradient fast isotherm ist in der
I. Bodenschicht. Der Mittagsgradient ist für das ozeanische Klima auffallend groß (0.92°). In der
warmen Jahreszeit ist der Gradient der Bodenschicht überadiabatisch (1.38°), sinkt-aber in der II. Schicht
auf die Hälfte dieses Betrages (0.73°). Das ist bemerkenswert und beweist, daß in der II. Schicht auch
in der warmen Jahreszeit die reine Konvektion im Mittel nicht überwiegt. Jedenfalls ist dieser Nach
weis, daß die starken Bodengradienten auf eine relativ flache Schicht von 200 m Höhe sich erstrecken,
von großem Interesse und bestätigt die Messungen vom Eiffelturm auch für die freie Atmosphäre an der
Küste. Bei der seitherigen Art des Auswertens einer viel größeren Bodenstufe erhielt man einen anderen
Eindruck. Ich glaube, daß diese Beziehung auch für die Drachenstationen des Kontinentes gilt, wenn
auch dort die starke Temperaturabnahme am Boden etwas höher hinaufreichen wird.
Da über der Küste die thermische Konvektion bei den vorherrschenden Westwinden keine so
große Rolle spielt, wie über dem Festland, müssen die großen Bodengradienten überwiegend durch die
mechanische Konvektion, die Durchmischung der unteren Luftschichten, verursacht sein. Es steht dies
im Einklang mit dem Ergebnis, daß in der Schicht Erde—200 m die Hauptzunahme der Windstärke auf
das Doppelte des Ausgangswertes bereits beendet ist; in dieser Schicht ist die Turbulenz und mecha
nische Durchmischung der Luftmassen am größten.
Der jährliche Gang der Gradienten in den beiden Bodenschichten.
Dieser ist in Fig. 3 dargestellt. Es handelt sich um die Mittelwerte der Reihe Januar 1916 bis
März 1917. Morgens hatte der Juli die stärkste Temperaturabnahme (0.71 c ), nachmittags der April, wo
der sehr große Wert von 1.65° erreicht wurde. Der Mai stellte nachmittags ein sekundäres Minimum
dar, was vielleicht mit dem häufigeren Auftreten kühler Seewinde zusammenhängt.
Es ist sehr bemerkenswert, daß die mittlere Temperatur abnah me am
Boden von Februar bis Oktober adiabatisch oder sogar ü b e r a d i a b a t i s c h ist.
Wie aus Fig. 3 leicht zu ersehen ist, hat die II. Schicht
(200 — 500 m) bereits eine viel kleinere jährliche
Schwankung als die I. (5—200 m), sowohl morgens
wie mittags; in ersterer wird -der adiabatische Wert
auch mittags in keinem Monat erreicht. Ähnlich ist
auch der jährliche Gang der Temperatur selber.
und
Fig. 3. Jährlicher Gang der Temperattirgra dienten
in den Bodenschichten über Breedene Meer.
Die Differenzen
zwischen
dem
wärmsten
kältesten Monat betrugen:
Unten
200 ra
500 m
morgens
15.6 3
14.7"
13.9"
mittags
15.0"
12.8"
12.7"
Auch die jährliche Schwankung der Temperatur
nimmt mit der Erhebung vom Boden bis 200 m rasch
ab, darüber langsamer.