Dr. W. Peppier: Die Beobachtungen der Mariiiedrachenstationen Breedene/Meer und St. Michel 1915—1918.
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Tabelle 5. Änderung der Temperatur vom Vor
mittag zum Nachmittag über Friedrichshafen.
Höhe in m
i
400
5a>
L1000
1500
2000
Frühling . .
3.16
3.18
-,-2.57
+2.04
-1.49
Sommer . .
4.71
4.91
+3.15
+2.41
-2.07
Herbst . . .
+2.74
-2.73
.1.54
+0.97
0.77
Winter . . .
-12.21
2-18
+1.12
+0.76
0.45
Jahr ....
+3.20
-3.25
,2.09
1.54
-1.19
Werte in noch größeren Höhen, die schon unsicher sein werden, will ich nicht näher eingeben. Ferner
sind die entsprechenden Werte von Friedrichshafen zusammengestellt: 1 )
Die Amplituden über dem Bodensee zeigen auf
fallende Besonderheiten. Merkwürdigerweise ist
hier die Abnahme der Amplitude mit der Erhebung
über die Oberfläche des Sees gar nicht vorhanden.
In größerer Höhe ist die Amplitude auffallend groß,
im Sommer in 2000 m noch 2°. Die Funktion der
Abnahme der Amplitude über dem See ist eine ganz
andere als an den übrigen Stationen. In der untersten
Bodenschicht bis 100 m nimmt die Amplitude sogar
mit der Höhe etwas zu. Für das abweichende Ver
halten wird in erster Linie der See, vielleicht auch
die Nähe der Alpen verantwortlich zu machen sein.
Man wird an das Ergebnis von Braak über die tägliche Temperaturschwankung über dem tropischen
Meere erinnert. Braak 2 ) hat, wie auch früher schon K. Weger.er 3 ), gefunden, daß die Temperaturampli
tude vom Meeresniveau anfangs mit der Höhe wächst. Es wird auch über dem Bodensee eine Schicht
vorhanden sein, in der die Luft konvektiv durchmischt wird. Infolge der geringen Wärmeschwankung
des Sees, wird auch die Amplitude der Temperatur jener dünnen Luftschicht verringert, die mit dem
See in nähere Berührung kommt.
Um zu untersuchen, ob eine ähnliche Erscheinung vielleicht an der flandrischen Küste nachzu
weisen ist, habe ich die Temperaturänderungen vom Morgen zum Mittag an allen den Tagen zusammen
gestellt, an denen die reine Seewindrichtung vorherrschte; es sind nur Windstärken von > 4 ms dazu
benutzt. Die Temperaturänderungen sind:
Die Amplitude ist am Boden zwar geringer als
im Gesamtmittel, nimmt aber auch in ähnlicher
Weise mit der Höhe ab. Von einem besonderen Einfluß der See ist wenig zu bemerken. Schließlich
seien noch zum Vergleich die Temperaburänderungen vom Morgen zum Nachmittag von Lindenberg
herangezogen, deren Mittel die bis jetzt sichersten sind. Es sind die Zeiten benutzt, die für die mittleren
Unten
1.52
200
+0.57
5«)
0.19
1000
0.13
1500 m
+0.23
von Breedene in Betracht kommen:
Die Temperaturamplitude von Lindenberg bildet
danach einen gewissen Übergang zwischen den
beiden extremen Werten von Breedene und Szen
tandras; sie ist in Lindenberg am Boden größer
Temperaturanstieg vom Morgen zum Nachmittag
in verschiedenen Höhen über Lindenberg
im Jahresmittel:
122 m 500 1000 1500 2000
4.7 1.0 +1.0 1.1 ,0.8
ist, aber wesentlich kleiner als in
Die Differenz gegen Szentandras
als in Breedene, wie e.s durch die kontinentalere Lage erklärlich
Szentandras, das noch tiefer im Kontinent und südlicher gelegen ist.
scheint aber bei 1000 m bereits zu verschwinden.
Spezielle Untersuchung der Temperaturverhältnisse der Bodenschicht bis 500 m.
Da in der Bodenschicht, die bei früheren Bearbeitungen anderer aerologisoher Beobachtungs
reihen noch nicht genauer untersucht worden ist, die Eigenart der aerologischen Verhältnisse der Küste
sich am stärksten aussprechen wird, habe ich durch Einschaltung einer Zwischenstufe hei 200 m die
0 Nach Kleinschmidt: Der tätliche Gang dev Lufttemperatur über dem Bodensee. Beitr. ■/.. Phys, d. freien
Atm. Bd. VI. S. 21.
s) c. Braak: Die tägliche Temperaturschwankung der Luft in verschiedenen Höhen über dem tropischen Meere.
Beitr. z. Phys. d. freien Atm. Bd. VI. S. 141—152,
*) K. Wegener: Über den Anteil der direkten Strahlung an der Temperaturperiode der Luft in niedrigen und
mittleren Höhen der Troposphäre. Xnohr. d. kgl. Ges. d. \\ iss. zu Göttingen. Math. phys. KI. 1911.