34 Aerologisehc u. hydrographische Beobachtung. <1. deutsch. Mariuestat. während der Kriegszeit 1914—1918. — Heit 4.
Eine vielleicht ins Gewicht fallende Fehlerquelle darf nicht unerwähnt bleiben. An einer sehr
großen Zahl von Tagen liegt an der flandrischen Küste in einer zwischen 500 und 1000 m wechselnden
Höhe eine tiefe Wolkenschicht aus ni, st, oder cu-st, die eine Fälschung der Abstiegstemperaturen
verursachen kann. Wenn beim Einholen der Drachen aus der Wolkenschicht in relativ trocknere Luft
heraustritt, kühlt sich das mit Wasser benetzte Thermometer durch Verdunstung ab und liefert zu tiefe
Temperaturen; dieser Fehler addiert sich noch zu dem der elastischen Nachwirkung. Daher stammen
bei wolkigem Wetter die oft sehr großen Abstiegsgradienten der Bodenschicht. Es wird später gezeigt
werden, daß sich dieser Fehler tatsächlich in den Mittelwerten der Temperaturgradienten ausspricht.
Er ist bereits groß genug, um bedenklich ins Gewicht zu fallen, wenn man die Abstiegstemperaturen
etwa zur Untersuchung der täglichen Temperaturperiode benutzen wollte. Der Fehler würde noch
störender sein, wenn man die Temperaturgradienten bestimmter Schichten, etwa unter und über Wolken
schichten untersuchen wollte. Um diese Fehlerquelle auszuschalten, habe ich bereits früher den Ausweg
gewählt, daß ich für die Schicht unterhalb der Wolkendecke den Aufstieg, für die Schicht oberhalb den
Abstieg benutzte. 1 ) Dadurch sind diese Fehler vermieden.
Bei der vorliegenden Bearbeitung, wo es sich nicht um die Untersuchung solcher Einzelheiten
handelt, und nur in der Bodenschicht die Temperaturen etwas gefälscht sein könnten, habe ich ein für
allemal nur die Aufstiegswerte der Drachenaufstiege benutzt.
„Scheinbare“ vertikale Temperaturgradienten können auch dadurch zu Stande kommen, daß die
Messung in zwei verschiedenen Höhen nicht gleichzeitig erfolgt; dies ist tatsächlich immer der Fall.
Die Temperatur kann sich, bis der Drache die nächst höhere Stufe erreicht, nicht unwesentlich geändert
haben. Dadurch entstehen scheinbare Gradienten, die vielleicht einen Teil der beobachteten überdia-
batischen vortäuschen. Bei näherer Betrachtung kommt man jedoch zu der Ansicht, daß diese Fehler
keine allzu große Rolle spielen, da man in der freien Atmosphäre doch im allgemeinen in Auf- und
Abstieg dieselben Gradientgrößen findet. Die zeitlichen Änderungen sind, abgesehen von voriiher-
ziohenden Böen, einzelnen Wolken und in der Nähe von und in Inversionen, meist nicht groß. Nur am
Erdboden spielen sie eine größere Rolle. Findet z. B. der Morgenaufstieg um die Zeit der stärksten
Änderung der Temperatur (8—10a Ortszeit) statt, so wird natürlich, wenn längere Zeit zwischen der
Erreichung von 2 Höhenstufen verstreicht, die Temperatur der Schicht sich geändert haben; der aus der
Anfangseinstei hing abgeleitete Gradient ist dann nicht reell, und zwar zu klein. Im allgemeinen wird
auch dieser Fehler nicht groß sein, da die Zeit, die zwischen der Erreichung zweier Stufen verstreicht,
gering ist, zumal hei den Breedener Aufstiegen, die meist genügenden Wind zur Verfügung hatten. Bei
■den Mittags-Aufstiegen kommt diese Fehlerquelle überhaupt nicht in Betracht, da um diese Tageszeit
die zeitlichen Änderungen gering sind.
Die tägliche Temperaturperiode über der Küste.
Eine Ableitung der genauen täglichen Ternperaturperiode ist natürlich nicht möglich, da die über
wiegende Zahl der Aufstiege nur an 2 Terminen stattfand, morgens und mittags, und die zu anderen
Zeiten ausgeführten Aufstiege viel zu spärlich vertreten sind. Ich muß mich daher darauf beschränken,
aus den beiden Terminbeobachtungen einige Schlüsse auf die Amplitude der täglichen Periode zu
ziehen. Es trifft sich dabei gut, daß die Aufstiegs Zeiten ungefähr auf die Zeit des täglichen Maximums
und Minimums der Temperatur entfallen.
Anfangs hatte ich gehofft, 4 Terminbeobachtungen durch Benutzung der Auf- und Abstiege zu
erhalten, man hätte dann aus den Änderungen der Temperatur und der vertikalen Gradienten zwischen
Aufstieg und Abstieg einige Schüsse auf den Verlauf der Temperaturwelle ziehen können, wobei es
von besonderem Interesse gewesen wäre, die zeitlichen Änderungen der Gradienten in den Morgen-
') Zur Kenntnis der Tempo rat u rin Versionen. Pie Arbeiten des kfd. t’renß. Aeonant. Observ. bei Lindenberg.
VIII. Bd. S. 23S.