Aerologische u. Hydrographische Beobacht, der deutsch. Marinestat. währ. d. Kriegszeit 1914—1918. — 1920. Heft 1.
wie auch für Zeebrügge (vergl. Tabelle 7a). Ober die Zahl der Einzelwerte, aus denen die Mittelwerte
gebildet sind, gibt Tabelle 7 b Auskunft; sie gilt für Ostende und Zeebrügge gemeinsam, da für beide
Orte der gleiche in Ostende bezw. Blankenberghe beobachtete Wind als maßgebend angesehen wurde.
Die einzelnen Windrichtungen und -stärken treten so unregelmäßig auf, daß für einzelne Gruppen
keine Wasserstandsmittel vorliegen (ONO, O, OSO, SO Stärke 5 und 6, SSO Stärke 6), für andere nur
sehr wenige. Für die Lücken wurden durch Interpolation Werte gefunden. Den Überblick über die
erhaltenen Ergebnisse erleichtert die graphische Darstellung durch „Wasserstandswindrosen“ (s.
Figur 2). Die starke aufstauende Wirkung, insbesondere der WNW- und NW-Winde, fällt sofort in die
Augen, sowie auch die den Wasserstand erniedrigende Wirkung vor allem der O- bis SO-Winde. Da
die den größten Aufstau bezw. die größte Abtrift bewirkenden Winde uni etwa 180° auseinanderliegen,
wurde versucht, die Abhängigkeit der für die einzelnen Windstärken erhaltenen Mittelwasserwerte von
der Windrichtung durch Sinuskurven darzustellen. Das Ergebnis sind die folgenden Gleichungen:
1. Ostende.
1 Beauforth x a — v y = 2,05 -p 0,033 . sin (a — 155°)
2 „ — v 2 = 2,08 + 0,047 . sin (« — 172°)
3 „ h* — v,. = 2,08 + 0,113 . sin («— 165°)
4 „ h*— = 2,10 + 0,207 . sin (« — 177°)
5 „ h° — V. = 2,11 + 0,296 . sin (« — 192°)
6 „ h* — == 2,16 + 0,441 . sin (« — 190°)
2. Zeebrügge.
1 Beaufort h' a — = 2.09 + 0.035 . sin (u — 170°)
2 „ h '« — v 2 = 2,12 + 0,049 . sin (« — 178°)
3 „ —v 3 = 2,12 -p 0,115 . sin (a— 175°)
4 „ ft* — v 4 = 2,13 -P 0,233 . sin (« — 181°)
5 „ fl*—v 5 = 2,14 + 0,321 . sin (a 196°)
6 „ fl* -- V,. = 2,20 + 0,445 . sin (a — 191°)
Hierbei ist « von Nord = O über Ost - 90° gezählt. Die übrigbleibenden Fehler im Sinne Be
obachtung minus Rechnung (B.-R.) sind verhältnismäßig gering (s. Tabelle 7 a). Insbesondere die
mittleren Fehler lassen erkennen, daß die bei den einzelnen Windrichtungen und -stärken auftretenden
Mittelwasserwerte sich für jede Stärkegruppe sehr gut durch die genannten Sinuskurven darstellen
lassen. Wird außerdem die mittlere Abweichung vom Mittel berechnet oder mit anderen Worten der
mittlere Fehler der B.-R. unter Annahme, daß die Wasserstandswerte aller Windrichtungen in den ein
zelnen Windstärkegruppen durch das arithmetische Mittel der für die einzelnen Windrichtungen ge
fundenen Mittelwasserwerte dargestellt werden (s. Tabelle 7 a), so beträgt die Verkleinerung des mitt
leren Fehlers bei den Windstärkegruppen von 1, 2, 3, 4, 5, 6 Beaufort für Ostende bezw. 28, 36, 57, 61,
74, 70 %, für Zeebrügge 23, 36, 56, 66, 74, 68 %. Dies spricht ebenfalls für die Güte der Darstellung
durch die obigen Sinuskurven.
Bei den geringen Windstärken 1 bis 3 Beaufort stimmen die errechneten z-Zahlen offensichtlich
schlecht, denn es ist nicht anzunehmen, daß in der Stärkegruppe 1 WSW-Winde, die annähernd der
Küste parallel laufen, den größten Aufstau bewirken. Am besten stimmen die für die Windstärken 5
und 6 gefundenen Phasen; bei diesen Gruppen ist die erwähnte Verkleinerung des mittleren Fehlers
ja auch am bedeutendsten.
5. Zusammenhang zwischen Wind und mittlerem Wasserstand bei
ausgewählten Wetterla gen.
Im Folgenden sei betrachtet, wie im einzelnen der mittlere Wasserstand bei einigen ausgewählten
typischen Wetterlagen vom Winde abhängt. Um Wind und Wasserstand mit einander in Beziehung'
setzen zu können, wurde für die gleichen Zeiträume, für die der mittlere Wasserstand ermittelt wurde,
also für im Abstand von Tidestunden fortschreitende Doppeltidenzeiträume auch die mittlere Wind
richtung ermittelt aus den in Abschnitt 1 angegebenen Windbeobachtungen.