20 Aerologisehe u. Hydrographische Beobachtung, d. deutsch. Marines tat. während der Kriegszeit 1914—1918. — Heft 3.
Es sind jedoch auch bestimmte Unterschiede zwischen Lindenberg und Breedene vorhanden. Man
erkennt, daß, mit Ausnahme der Bodenschicht, der Windgradient an der Küste des Kanals in allen
Schichten größer ist als über dem norddeutschen Flachlande, und daß das Minimum des Gradienten in
Breedene in tieferer Lage, in der 500—1000 m - Schicht, in Lindenberg in der 1000—1500m-Schicht liegt.
Auch in den Mitteln der einzelnen Jahreszeiten fällt dieses Minimum (s. Fig. 5) meist auf die
Schicht 500—1000 m, in Lindenberg nur im Frühling und Herbst. Im übrigen ist der jahreszeitliche Gang
der Windgradienten an beiden Stationen der gleiche. Das Minimum hat in der untersten Schicht der
Sommer, das Maximum der Winter; der Herbst hat erheblich größere Windzunahme als der Frühling.
In der freien Atmosphäre über der Bodenschicht sind die jahreszeitlichen Gradientmittel ziemlich regel
los. Ein bestimmter jährlicher Gang scheint nicht vorhanden zu sein. Überblickt man die Mittel der
einzelnen Monate, so ist auch nur für die unterste Schicht ein jährlicher Gang zu erkennen. Das Mini
mum fällt an beiden Stationen auf den Juli, das Maximum auf den Januar resp. Februar.
Die in der rechten Hälfte der Tabelle 5 enthaltenen Mittel der Windgeschwindigkeit sind durch
Anschluß der Differenzmittel an die Bodenwerte erhalten. Die letzte Vertikalspalte enthält die Ver
hältniszahlen des Windes in 500 m zu dem am Boden. Hier haben im Jahresmittel Breedene und Lindenberg
dieselbe Geschwindigkeit. Wie bereits hervorgehoben, sind diese Werte nicht vergleichbar, wegen der
ungleichen Höhe der Messungen über dem Boden. In der freien Atmosphäre zeigt sich dagegen sofort,
daß die Kanalküste bis zur größten Höhe größere W indgeschwindigkeiten hat als Lindenberg. Die
Differenz beträgt bei 500 m 1.5 ms, bei 2000 m 2.5 ms, nimmt also mit der Höhe noch zu. Der Herbst
hat sogar eine Differenz von über 3 ms. Sonderbarerweise ist die Differenz am geringsten im Winter.
Der Gang der Monatsmittel an beiden Stationen zeigt in allen Höhen gute Übereinstimmung. Es
sind 2 Maxima vorhanden, im Winter (Januar — Februar) und im Oktober. Das letztere ist besonders
in Breedene stark ausgeprägt und ist das Hauptmaximum des Jahres. In Lindenberg tritt es stärker
zurück. Der Juli hatte an beiden Stationen das Minimum. Diese Übereinstimmung beider Stationen
beweist, daß trotz der großen Entfernung die großen, die mittleren Windgeschwindigkeiten be
stimmenden Änderungen der Luftdruckgradienten annähernd gleichsinnig erfolgen. Das Ergebnis ist
nicht überraschend, da die Kanalküste ebenso wie Norddeutschland im Bereich d es atlantischen De
pressionsgebietes liegen, dessen Veränderungen die Windverhältnisse der freien Atmosphäre über dem
größten Teil Europas bestimmen. Wenn einmal genügend lange Beobachtungen von vielen weit
zerstreuten aerologischen Stationen vorliegen, werden die Korrelationen weitentfernter Gebiete, ebenso
wie am Boden große Bedeutung erhalten.
Im Kriege ist man sich oft der Tatsache nicht bewußt gewesen, wie gleichmäßig die Windverhält
nisse über weiten Räumen in der freien Atmosphäre sowohl im Mittel, wie auch im Einzelfalle sind.
Das Netz von Pilotstationen war teilweise dichter, als es begründet w T ar, und die Fehler der Methoden
größer als die wirklichen Unterschiede.
Die letzte Vertikalspalte in Tab. 5 gibt das Verhältnis der Windgeschwindigkeit in 500 m zu der
am Boden. Die Zahlen zeigen, daß sich das bereits allgemein bekannte Gesetz der Verdoppelung der
Windgeschwindigkeit bis 500 m auch hier bestätigt. Das Verhältnis ist im Winter ca. 2, im Sommer
ca. 1.6. Oberhalb 500 m findet nur sehr langsame und geringe Windzunahme mit der Erhebung in die
freie Atmosphäre satt. Das Verhältnis ist für Lindenberg allgemein etwas kleiner. Zum Vergleich
stelle ich einige andere Beobachtungsreihen zusammen:
Tabelle 6. Mittlere Windgeschwindigkeiten, (ms.)
Boden (Höhe)
500 m
1000 m
1500 m
2000 in
2500 m
v 500
v unten
(A. Coym.) Lindenberg (1905—1912.)
5.2 (122 m)
9.3
9.6
9.7
10.0
10.5
1.8
(W. Koppen) Hamburg
5.2
9.4
10.7
—
11.6
1.8
England (Derbyshire)
5.0 (335 m)
8.8
11.8
12.9
13.6
—
—
Breedene (Meer) 1916
5.4 (6 m)
11.2
11.4
11.8
12.2
13.0
2.1