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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

18 Aerologische u. Hydrographische Beobachtung, d. deutsch. Harinestat. während der Kriegszeit 1914—1918. — Heit 3. 
die Mittel nicht wesentlich beeinflußt sind. Gegen Lindenberg werden die Werte von Breedene viel 
leicht noch etwas zu kleine Windgeschwindigkeiten liefern, da die Pilotmethode als Schönwettermethode 
die geringeren Windgeschwindigkeiten bevorzugt. 
Trotz dieser Bedenken glaube ich, daß die ev. hervortretenden Differenzen beider Beobachtungs 
reihen ein Maß liefern für die charakteristischen Unterschiede für die freie Atmosphäre über dem 
Kontinent und der Küste. Es dürfte dies überhaupt der erste Vergleich von zwei gleichzeitigen Beobach 
tungsreihen sein, worauf sonderbarerweise bei früheren Untersuchungen niemals Wert gelegt worden ist. 
Um einen Überblick zu haben über die Größenordnung der Abweichungen der ein 
zelnen Jahresmittel voneinander, habe ich für Lindenberg die Mittelwertezusammen 
gestellt. Es sind Mittelwerte aus Nachmittagsaufstiegen (ca. 2—3 p), da bei den Morgenaufstiegen der 
Termin nicht immer eingehalten worden ist. 
In dieser kurzen 6jährigen Reihe ist die Schwan 
kung oben doppelt so groß, wie am Boden (2 ms). 
Bei nichtkorrespondierenden Jahresmitteln zweier 
Stationen würde man also Differenzen von 2 ms als 
mögliche einzuschätzen haben. Dabei bleibe es da 
hingestellt, mit welchem Betrage die wirklichen Än 
derungen von Jahr zu Jahr, mit welchem die Fehler 
der Beobachtungsmethode eingehen. — 
Bedenklich ist, wie bei allen Windmessungen, der 
Vergleich der Boden werte: Der Linden- 
berger Anemograph registriert auf dem Dach des 
Windenhauses, das auf dem Rücken des Aufstiegsberges völlig frei gelegen ist. * 2 ) Hellmann weist 
darauf hin, daß die mittlere Windgeschwindigkeit in Lindenberg auffallend hoch ist gegenüber Nauen 
und Potsdam. Während die Lindenberger Werte ca. 8 m über dem Boden, resp. ca. 38 m über der 
weiteren Umgebung gemessen sind, sind die Breedener Beobachtungen mit einem Fueß’schen Hand 
anemometer oder einem Anemotachometer von Morell in 3 m Höhe frei über der völlig ebenen, kahlen 
Weide, die als Aufstiegsplatz diente, ca. 400 m hinter den ca. 20—26 m hohen Dünenzügen angestellt. Das 
Gemeinsame ist also an beiden Stationen nur die völlig freie Lage gegenüber der Umgebung, aber es 
ist schwer zu sagen, um welchen Betrag die in 8 m über dem Boden gemessenen Windwerte zu erhöhen 
sind, um sie mit Lindenberg vergleichen zu können. Auch die Registrierungen des Anemographen in 
Ostende in 30 m Höhe über dem Boden können diese Schwierigkeiten nicht beheben, worauf ich später 
noch zurückkommen werde. 
Berücksichtigt man, daß in der untersten 50 m Höhe über dem Boden die Zunahme der Wind 
geschwindigkeit besonders groß ist, so werden die in nur 3 m Höhe über dem Boden gemessenen Wind- 
werte von Breedene gegenüber Lindenberg sicher zu klein sein. Es erübrigt sich, noch weitere Speku 
lationen anzuführen, da das Problem mir unlösbar erscheint, die Bodenmessungen durch irgendwelche 
Korrektionen auf einander zu reduzieren. Da es sich hier vorzüglich um eine Bearbeitung der aero- 
logischen Beobachtungen handelt, sei von der untersten Bodenschicht abgesehen. 
Die neueren gründlichen Untersuchungen über die Windverhältnisse der untersten Schichten, von 
Koppen auf dem Eilveser und Hellmann auf dem Nauener Funkenturm, werden später noch her 
angezogen. Es mögen nur die in Tabelle 5 zusammengestellten Werte der beiden Stationen diskutiert 
werden. Es sei noch bemerkt, daß bei beiden die Differenzenmethode benutzt ist, andernfalls wäre ein 
Vergleich unmöglich, da die direkte Methode mit zunehmender Höhe zu geringe Geschwindigkeiten 
liefert. 
Tabelle 4. Lindenberg. 1 ) 
(Jahresmittel der Windgeschwindigkeit. 2—3 p.) 
Höhe in ni 
122 
500 
1000 
1500 
2000 
2500 
1911 
6.3 
9.2 
9.8 
10.3 
11.0 
11.4 
1912 
6.3 
9.1 
9.3 
9.6 
9.8 
10.1 
1913 
6.2 
8.9 
9.2 
9.4 
9.6 
9.9 
1914 
5.9 
8.2 
8.4 
8.6 
9.0 
9.3 
1915 
5.3 
8.6 
8.6 
8.9 
9.2 
9.7 
1916 
5.8 
9.2 
9.5 
9.7 
10.0 
10.5 
Mittel 
6.0 
8.9 
9.1 
9.4 
9.8 
10.1 
Differenz (Max. Min.) 
1.0 
1.0 
1.4 
1.7 
2.0 
2.1 
*) Ans den Bindenberger Jahrbüchern, teilweise berechnet von A. Coyin. 
2 ) Der Berg war früher völlig kahl, hat sich aber in den letzten Jahren stark mit halbwüchsigen Birken und Gestrüpp 
bedeckt, die die Registrierungsbedingungen allmählich verändern.
	        
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