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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

Dr. \V. Peppier: Die Beobachtungen der Marinedrachenstationen Breedene/Meer und St. Michel in d. Jahr. 1915—1918. 15 
digkeit für 103g-Piloten bei einem Auftrieb von 188g beträgt 201 m/min, nach Hergesell nur 192m. 
Der Fehler beträgt danach oa. 5 %; man kommt bei 10 ms Wind auf einen Fehler von 0.5 ms. Die 
obige Abweichung in 200 m ist allerdings noch größer. 
Die Aufstiegsgeschwindigkeit der Pilotballons läßt sich auch für die flandrische Küste an den von 
Dr. Schulz vom Observatorium Ostende und der Feldwetterwarte IX zusammen im Sommer 1915 ausge 
führten Doppelvisierungen prüfen. Die eine Station befand sich auf der Terrasse der Strandpromenade, 
die andere auf der Mole. Aus 32 einwandfreien Visierungen fand ich folgende mittlere Aufstiegs 
geschwindigkeiten bei annähernd gleicher Ballongröße und Füllung: 
Tabel 
1 e 2. 
Minute 
O-l 
1 2 2—3 3—4 
4 5 
5—6 
6 -7 
7—8 
8—10 
10 15 
15—20 
20—25 
Aut'stiegsgescliwiiuligkeit 
in ms. 
4.00 
3.33 3.20 3.25 
3.22 
2.50 
2.67 
3.00 
3.00 
3.00 
3.23 
3.17 
Abweichung 
vom Mittel (0 bi> 25 
Minuten, 
-0.83 
0.16 ,0.03 .0.08 
- -0.05 
-0.67 
0.50 
0.17 
-0.17 
0.17 
0.06 
-rO.OO 
Danach liegt die Aufstiegsgeschwindigkeit in der Bodenschicht bis 1000 m Höhe über dem Mittel, 
in größerer Höhe darunter. Bei der 6. bis 7. Minute befindet sich eine bemerkenswerte Verlangsamung 
der Vertikalbewegung. In großen Zügen ist der vertikale Gang der Abweichungen sehr ähnlich dem für 
Lindenberg, woraus man schließen kann, daß die die Aufstiegsgeschwindigkeit verändernden Ursachen 
sehr allgemeiner Natur sein müssen. 
Übrigens liegt auch in der Art der Auswertung der Piloten eine Quelle für Ungenauigkeiten. Man 
versteht unter Windgeschwindigkeit in einer bestimmten Höhe bei Piloten das Mittel des in einer Minute 
zurückgelegten Windweges. Bei einem Piloten mit 200ni/min Aufstiegsgeschwindigkeit darf inan nicht 
das Mittel der ersten Minute für den Wind in 200 m setzen. Da der Wind vom Anfang bis zum Ende 
der ersten Minute durchschnittlich auf den doppelten Betrag anwächst, ist das Mittel der Windgeschwin 
digkeit aus den beiden ersten Minuten richtiger. Genauer sind l A minütliche Ablesungen, aber bei aller 
Vorsicht bleibt die Windmessung in den ersten Minuten immer ungenau, da Turbulenz, Vertikal 
bewegungen und gewisse Ungenauigkeiten beim Ablesen der sich zuerst rascli ändernden Visierwinkel 
Felder verursachen. Diese spielen für praktische Zwecke, wie im Kriege, keine große Rolle, zumal der 
Wind ein sehr veränderliches Element ist; auch bei Mittelwerten werden die Fehler sich teilweise eli 
minieren, nicht aber im Einzelfalle; ganz besonders beim Entwerfen von Stromlinien ist große Vorsicht 
angebracht bei der Verarbeitung des Materiales. 
Ich will noch auf einige Fehlerquellen aufmerksam machen, die in der Aerologie seither nicht die 
gebührende Beachtung gefunden haben. 
Um vergleichbare Windmessungen zu erhalten, müssen auch bei derselben Methode die theoretischen 
Grundlagen der Messung dieselben sein. Diese Bedingung ist auch nicht erfüllt, da z. B. bei den Pilot 
visierungen teilweise mit den Aufstiegsgeschwindigkeiten von Hergesell, teilweise mit denen von Hessel 
berg ausgewertet wurde, wodurch systematische Abweichungen zu Stande kamen. 
Die Papierballonmethode ist ebenfalls vielfach nicht mit der nötigen Vorsicht angewendet worden, 
wovon ich mich mehrmals habe überzeugen können. Dieser Methode habe ich immer mißtrauisch gegenüber 
gestanden, da ich einerseits selbst schlechte Erfahrungen mit der Zuverlässigkeit bei Versuchen gemacht 
habe, andererseits Beweise dafür habe, daß andere Stationen mit dieser Methode sehr fehlerhafte Wind 
messungen lieferten. Es ist wiederholt vorgekommen, daß von benachbarten Stationen Windgeschwindig 
keiten von 20—30 ms mit Papierpiloten gemessen wurden, während sich gleichzeitig unsere Drachen 
kaum hielten. Allgemein scheint dabei der Fehler gemacht worden zu sein, daß in größeren Höhen infolge 
der mit der Höhe abnehmenden Aufstiegsgeschwindigkeiten durchgängig zu hohe Windwerte erhalten 
wurden, indem die Papierpiloten früher als erwartet ins Schwimmen gerieten. 
Eine andere Fehlerquelle bei den Drachenanemographen liegt bereits in der Eichung der Apparate, 
indem nicht überall dieselben Eichungsmethoden an gewendet wurden. Bei großen Windgeschwindig 
keiten stimmen die Eichungen nach verschiedenen Methoden mit Prüfungskanälen oder nach dem Combes-
	        
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