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Full text: 47, 1920-1925 (1929)

12 Aerologisclie u. Hydrographische Beobachtung, d. deutsch. Marinestat. während der Kriegszeit 1914—1918. — Heft 3. 
Breedene auf gebaut; anfangs wurde die alte Großborsteler Winde noch benutzt, doch erhielt die Station 
endlich im Februar 1918 eine seit langer Zeit bestellte Eulitz-Winde und einen stärkeren Motor, was 
eine wesentliche Betriebsverbesserung bedeutete. 
Die Arbeit der Drachenstation spielte sich genau wie in Breedene ab, sodaß eine Beschreibung 
überflüssig ist und nur einige Neuerungen hervorgehoben zu werden brauchen: 
Die Benutzung der Geschoßspreng wölken zur Windmessung. Bereits im 
Jahre 1914 habe ich zur rohen Feststellung des Windes Visierungen von Geschoßsprengwolken bei 
Fliegerbeschießungen benutzt, da ich beobachtete, daß die kleinen Wölkchen sich mehrere Minuten er 
hielten. Der Einwurf, der mir gelegentlich dabei gemacht wurde, die Sprengwölkchen hätten noch einige 
Zeit nach der Explosion die Geschoßgeschwindigkeit, ist hinfällig, da die Wolke erst nach der Explosion 
entsteht. Um sicher zu gehen, wurde aber auch durch Doppelvisierungen festgestellt, daß eine 
derartige Übertragung der Geschoßgeschwindigkeit nicht vorhanden ist. Auch zeigte sich dabei, daß 
die Vertikalbewegung der Wolke, das Absinken der Rauchteilchen infolge der Schwere nicht meßbar 
war. Die Wolke schwamm ebenso wie jede andere Wolke in der umgebenden Luft. 
Die Wolke, resp. ihre Mitte, wurde einige Minuten mit dem Theodoliten anvisiert. Dann wurden 
die einzelnen Beobachtungen, genau wie bei einem Piloten, unter Zugrundelegung der bei der 
schießenden Batterie zu erfragenden ungefähren Höhe aufgetragen und ausgewertet. Vergleiche 
der so gewonnenen Windwerte mit gleichzeitigen Pilotvisierungen ergaben keine Abweichungen. 
Die Visierungen wurden anfangs nur gelegentlich bei Fliegerbeschießungen ausgeführt, 
bis es gelang, die Fliegerabwehr dafür zu interessieren, die eigens eine Abwehr 
batterie für die Visierungen zur Verfügung stellte. Die Batterie schoß dann auf Anforderung 
mehrere Sprengwolken in verschiedene Höhen mit 1000 m Abstand und ca. 8 Minuten Zeitdistanz, meist 
in 8, 4 und 6 km Höhe. Diese Visierungen lieferten oft Windmessungen, wenn es auf andere Weise nicht 
möglich war, solche aus größerer Höhe zu erhalten, z. B. wenn der Himmel zu 5 /ю mit tiefen Wolken 
bedeckt war; in diesem Falle geht der Pilot immer verloren, bevor er größere Höhen erreicht, 
aber es gelingt oft, einen Sprengschuß an eine wolkenfreie Himmelsstelle zu setzen und die Rauchwolke 
2—3 Minuten zu visieren. Die Höhe des Schusses ergibt sich aus den Schußtafeln des betreffenden Ge 
schützes mit einer für praktische Zwecke ausreichenden Genauigkeit. Eine Zünderstreuung von 200 
bis 300 m ergibt noch keinen wesentlichen Fehler. Leider wurde der weitere Ausbau dieser Methoden 
durch den Rückzug aus Belgien verhindert. Die Fliegerabwehr plante die Aufstellung von Ge 
schützen, die 12 000 m Maximalhöhe erreichten, sodaß es möglich gewesen wäre, Windmessungen aus 
sehr großen Höhen zu erhalten, ein unberechenbarer Vorteil gegenüber den Pilotvisierungen, die bei 
der schlechten Beschaffenheit des Pilotgummis niemals mehr große Höhen erreichten. Windmessungen 
aus über 10 km Höhe wären aber für die Berücksichtigung des Windeinflusses bei den schweren Flach 
bahngeschützen von großem Werte gewesen. 
Eine Zeitlang hatte ich die Hoffnung, für die Messung der direkten Entfernung der Sprengwolken 
und auch der Wolken die beim Militär gebräuchlichen Entfernungsmesser verwenden zu können, und 
habe daher Versuche mit einem Invertgerät von 2 m Basis gemacht. Aber es gelang nur ausnahmsweise 
auf solche veränderliche Gebilde, wie es die Wolken sind, einzustellen. Die starke Vergrößerung dieser 
Entfernungsmesser löst die Objekte zu stark auf. 
Mit zunehmender Verschlechterung der Piloten ging die Drachenstation immer mehr dazu über, 
zur rohen Feststellung des Windes in großen Höhen, relative Messungen der Wolken, besondere 
der Cirren, einznführen. Diese wurden in der Weise ausgeführt, daß ein bestimmter Wolkenpunkt in 
den Sucher des Ballontheodoliten eingestellt und nun wie ein Ballon mehrere Minuten visiert wurde. Bei 
der Veränderlichkeit der Wolken gelang dies nicht immer. Die Auswertung erfolgte wie die der Piloten 
unter Voraussetzung einer bestimmten Höhe der Wolkenform. Die Methode ergab praktisch sehr brauch 
bare Resultate, auf die später noch besonders eingegangen werden wird. 
Die Zeiten, zu denen Drachenaufstiege stattfanden, in der Regel 2 am Tage, haben im allgemeinen 
während der ganzen Zeit der Tätigkeit keine wesentlichen Veränderungen erfahren. Der Morgenaufstieg
	        
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