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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 46. Bd. Nr. 2.
hinausgehalten) abgelesen. Da noch ein wenn auch geringer Ueberschuß des wirklichen Windes über
den Fahrtwind vorhanden war, wird angenommen, daß das Heckthermometer ganz unbeeinflußt war, das
Hüttenthermometer dagegen ganz unter dem Einfluß der Schiffswärme stand.
Tabelle 3. Prüfung des Einflusses der
Schiffswärme bei Wind von genau Achtern.
Zeit
15. Mai 1927
Hütte auf
Peilkompaßdeck
C°
Assmann
(Achtern, Heck)
0°
Differenz
Assniaiin-Hütte
C°
9 h 0' 0"
19.6
18.8
— 0.8
10”
19.4
18.8
— 0,6
20"
19.5
18.8
-0.7
30"
19.5
18.8
— 0.7
40"
19.6
18.8
— 0.8
50"
19.6
18.9
— 0.7
9 ь 1' 0"
19.6
19.0
— 0.6
10"
19.6
19.0
— 0.6
20"
19.6
18.9
— 0.7
30"
19.6
18.9
— 0.7
40"
19.7
18.8
— 0.9
50"
19.8
18.8
— 1.0
9 h 2’ 0"
19.8
18.8
— 10
10"
19.8
18.8
— 1.0
20"
19.8
18.7
— 1.1
30"
19.9
18.7
— 1.2
40"
20.1
18.7
-1.4
50"
20.0
18.7
- 1.3
9» 3' 0"
20.0
18.7
— 1.3
10"
20.1
18.7
-1.4
20"
20.1
18.7
— 1.4
30"
20.2
18.7
— 1.5
40"
20.2
18.7
— 1.5
50"
20.2
18.7
— 1.5
9 h 4' 0"
20.1
18.7
— 1.4
10"
20.4
18.7
— 1.7
20"
20.2
18.7
-1.5
30"
20.4
18.8
— 1.6
40"
20.4
18.7
— 1.7
50"
20.4
18.7
— 1.7
9* 5' 0"
20.4
18.7
- 1.7
Leider veränderten sich die Bewölkungsverhält
nisse während der Beobachtungsreihe. Die zunächst
bedeckt gewesene Sonne wurde während der Messung
wolkenfrei und bestrahlte die Hütte. Während der
im ersten Teil der Reihe ziemlich rein zum Aus
druck gekommene Einfluß der Schiffswärme nicht so
groß war (0,6 bis 0,8 Grad), nimmt die Abweichung
später bis auf 1,7 Grad zu. Die Erhöhung der Ab
weichung scheint aber nicht vollständig auf das
Konto der Eigenwärme des Schiffes zu kommen,
sondern ist auch vielleicht auf das notwendige Oeff-
nen der Hütte zurückzuführen, bei dem auch Innen
teile der Hütte für kurze Zeit der Bestrahlung aus
gesetzt wurden, wenn auch das Thermometer sich
stets im Schatten befand.
Was besagen nun die Ablesungen mit künstlich
beschatteter Hütte? Soweit es bei den wenigen Ver
gleichen überhaupt möglich ist, Ergebnisse zu
ziehen, ist folgendes darüber zu sagen:
Nachdem bei fahrendem Schiff der Strahlungs
einfluß sich als nicht so groß erwiesen hatte, daß er
durch das Hüttendach noch weiter hätte verkleinert
werden müssen, wurde mit besonderer Spannung die
Wirkung der Beschattung bei festliegendem
Schiff abgewartet.
Es bedeutet nun eine große Ueberraschung, als
die Vergleiche in La Guayra und auf Haiti eine
sehr beträchtliche Vergrößerung des Hüttenfehlers
mit Beschattung gegenüber denen ohne Beschattung
bei gleichen meteorologischen Bedingungen ergaben.
Die Verstärkung des Hüttenfehlers betrug 0,73 bzw.
dieses Ergebnis durch weitere Vergleiche unter Land
0,98 Grad. Leider bot sich keine Gelegenheit mehr,
nachzuprüfen. Eine Erklärung dieser rätselhaften Erscheinung drängte sich uns erst später auf, als wir
die Wirkung des durch Sog entstehenden nach oben gerichteten Luftstromes kennenlernten.
Ein solcher nach oben gerichteter Luftstrom entsteht auch bei der Bestrahlung des festliegenden
Schiffes. Seine erhöhte Temperatur setzt sich zusammen aus der Erhöhung durch den Wärmezufluß von
dem erhitzten Deck und von dem wärmeren Schiffs! nnern. An der nicht beschatteten Hütte zieht dieser
Vertikalstrom vorbei; an der mit Schattendach versehenen Hütte wird er dagegen gebremst und auf
gehalten. Unter dem Dache kann sich nun besonders vorgewärmte Luft ansammeln, und dies führt zu
einer Fälschung der Thermometerangaben.
Nach diesen Ueberlegungen kommt eine Beschirmung der Hütte nicht in Frage, wenn es nicht ge
lingen sollte, einen Strahlungsschutz zu finden, der den Vertikalstrom nicht behindert. Die bisher mehr
fach angewandte einfache Durchbrechung des Daches erfüllt diese Bedingung noch nicht vollständig.
Bei dem ganzen Problem der Erlangung einwandfreier Registrierungen in einem Schutzgehäuse
auf Schiffen scheint es danach weniger auf die Verringerung des uns von den Landstationen bekannten